Olsberg-Wulmeringhausen. „Reißt dem Hakenkreuz die Haken aus! Macht das Christenkreuz daraus!“ – Der Satz brachte Eduard Farwer ins KZ. Eine Erinnerung zum Todestag:

„In cruce salus“ – „Im Kreuz ist Heil“. So die Inschrift auf einer Gedenktafel in der Pfarrkirche St. Nikolaus, die an den Pfarrvikar Eduard Farwer erinnert. Der Geistliche baute während seines Wirkens von 1947 bis 1954 in Wulmeringhausen dort Kirche und als einer der erbittertsten Gegner des Regimes im Dritten Reich, hat sein Name in den Annalen der katholischen einen festen Platz.

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Die von der Firma Metallguss Steinrücken angefertigte Gedenktafel wurde bereits an Allerheiligen letzten Jahres in der Kirche angebracht. Dieser Platz am Fuße des großen Holzkreuzes wurde extra so ausgewählt, weil das Kreuz im Leben des einstigen Pfarrers immer eine ganz besondere Rolle gespielt hat, so Geistlicher Rat Klaus-Peter Goebel, der heute im Ruhestand weiterhin in Wulmeringhausen lebt.

Gedenken am Todestag

An seinem 50. Todestag am 24. April gedachte die Pfarrgemeinde St, Nikolaus Pfarrer Eduard Farwer, der 1901 in Geseke geboren und 1928 in Paderborn zum Priester geweiht wurde. 1930 wurde er Pastor in Alsleben an der Saale, einer Gemeinde die vor der Wende zum Erzbistum Paderborn gehörte, die damals für die Christen in der Diaspora im Raum Magdeburg zuständig war.

Die Gedenktafel für Pfarrer Eduard Farwer in der Wulmeringhäuser Pfarrkirche.
Die Gedenktafel für Pfarrer Eduard Farwer in der Wulmeringhäuser Pfarrkirche. © Joachim Aue | Joachim Aue

Hier in Alsleben begann alles mit einer Predigt im Jahre 1931 zum Thema: „Reißt dem Hakenkreuz die Haken aus! Macht das Christenkreuz daraus!“. Doch es dauerte immerhin sieben Jahre bis am 18. Januar 1938, nachmittags 2 Uhr, die Gestapo vor der Tür stand und im Pfarrhaus von Alsleben eine sieben-stündige Hausdurchsuchung durchführte. Am Morgen danach war das Kirchlein gefüllt wie an Sonntagen, um für ihren Pfarrer zu beten. Wie es Pfarrer Farwer weiterging, ist, in der Dorfchronik von Wulmeringhausen festgehalten:

„Am 20. Januar 1938, morgens 10.30 Uhr, bat die Gestapo den Pfarrer zu einer „kurzen Vernehmung“ ins Rathaus. Diese „kurze Vernehmung“ dauerte ununterbrochen 13 ½ Stunden. Sie umfasste die Jahre 1931 bis 1938, also einen Zeitraum von 7 Jahren und befasste sich in erster Linie mit dem kompromisslosen Kampf Pfr. Farwers gegen den gottlosen Nationalsozialismus, wobei ihm auch die Predigt aus dem Jahre 1931 vorgehalten wurde.

Jahrelang in einer dunklen Zelle

Die Vernehmung endete mit der Verhaftung von Pfr. Farwer. Er wurde zunächst zum Polizeigefängnis in Halle/Saale gebracht und er blieb dort zwei lange, qualvolle Jahre. Fast die ganzen zwei Jahre wurde er dort wie ein Schwerverbrecher in einer dunklen Kellerzelle untergebracht in der er die Sonne nicht einmal sah.

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Anschließend wurde der engagierte Geistliche wegen „Heimtücke“ zu 1 ¼ Jahren Gefängnis verurteilt und verbüßte diese im Gefängnis zu Naumburg/Saale. Als diese vorüber waren bestimmte ein knallroter „Schutzhaftbefehl“, vom bekannten SS Obergruppenführer Reinhard Heydrich (aus Halle/S) unterschrieben, das weitere Schicksal von Pfarrer Eduard Farwer“.

Geistl. Rat Klaus-Peter Goebel an der Gedenktafel in der Wulmeringhäuser Pfarrkirche.
Geistl. Rat Klaus-Peter Goebel an der Gedenktafel in der Wulmeringhäuser Pfarrkirche. © Joachim Aue | Joachim Aue

Ins KZ Dachau gebracht

Und das nahm vom 18. April 1941 bis zum 29. April 1945 im berüchtigten Konzentrationslager Dachau seinen Lauf. Hier waren etwa 3000 katholische Priester aus 26 verschiedenen Nationen, von denen etwa 1700 dort für ihren Glauben starben, „untergebracht“. Von den 1300 Überlebenden starben in den ersten Jahren nach der Befreiung noch viele infolge der dort erlittenen Quälereien und Misshandlungen. Wie Pfarrer Farwer trugen alle, die dem Tod entgangen waren, dauerhafte schwere Gesundheitsschäden davon.

Von Mai 1945 bis Mai 1947 konnte er noch keine Stelle wieder annehmen und musste sich einer ärztlichen Behandlung in einer Klinik in München unterziehen. Am 22. Mai 1947 konnte er seine Stelle als Pfarrvikar von Wulmeringhausen antreten, wo mit Unterstützung in den Jahren 1952/53 der gesamten Gemeinde die heutige Pfarrkirche errichtet wurde. Zuvor hatte an dieser Stelle eine kleine Dorfkapelle die Gläubigen zum Gebet gerufen.

Manch älterer Wulmeringhäuser erinnert sich gerne an Pfarrer Eduard Farwer, der am 24. April 1971 in Hagen/Emst verstarb und auch dort zu Grabe getragen wurde.