Brilon/Paderborn. Der Flughafen Paderborn steht wieder auf eigenen Beinen. Mit 64 statt 165 Mitarbeitern blickt der Airport schuldenfrei auf die Zeit nach Corona.

Der Paderborn-Lippstadt Airport ist jetzt nachhaltig saniert. Die Rückkehr in den regulären Geschäftsbetrieb zum 1. Mai wird möglich, nachdem das Amtsgericht Paderborn die Insolvenz in Eigenverwaltung nach nur sieben Monaten aufgehoben hat. Das hat Dr. Yorck T. Streitbörger, Generalbevollmächtigter der Flughafen-GmbH, am Freitagmorgen mitgeteilt. Das Amtsgericht Paderborn habe die Insolvenz zum 1. Mai aufgehoben. Damit kehre der Airport nun, „vollständig entschuldet und finanziell nachhaltig aufgestellt, in die eigenständige Geschäftsführung zurück“.

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HSK hat weiterhin 3,92 Prozent Anteile

Geschäftsführer bleibt Dr. Marc Cezanne, der seit 2013 das Unternehmen leitet. Dr. Streitbörger vom Bielefelder Büro der überregionalen Wirtschaftskanzlei Streitbörger als Generalbevollmächtigter und Stefan Meyer vom Lübbecker Büro der PLUTA Rechtsanwalts GmbH als Sachwalter haben ihre Aufgaben zur Sanierung mit der Aufhebung des Insolvenzverfahrens erfolgreich erfüllt. Gesellschafter der neu aufgestellten Flughafen Paderborn/Lippstadt GmbH sind die Kreise Paderborn (Anteile 77,94 Prozent), Soest (12,26), Hochsauerlandkreis und Höxter (jeweils 3,92) sowie die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld (1,57) und die IHK Lippe zu Detmold (0,39. Die Stadt Bielefeld ist seit dem 1. Januar ausgeschieden, hat ihre Anteile an den Kreis Paderborn abgegeben und zahlte diesem einmalig 2,5 Millionen Euro. Die Kreistage der Kreise Gütersloh und Lippe haben beschlossen, mit dem Abschluss des Insolvenzverfahrens rückwirkend zum 1. Januar ebenfalls als Gesellschafter auszuscheiden

Mit dem Slogan „Mein Heimathafen
Mit dem Slogan „Mein Heimathafen" wirbt der Airport. © wp | Thomas Winterberg

Die Gläubiger haben ihren Beitrag zur Sanierung vor allem mit der Zustimmung zu einer Insolvenzquote von 25 Prozent geleistet. Auch die Belegschaft musste einen großen Teil der Last durch ihre Verkleinerung von ehemals 165 auf nur noch 64 Beschäftige tragen. Für Christoph Rüther, Landrat des Kreises Paderborn und Aufsichtsratsvorsitzender geht der Blick nun nach vorne: „Die Aussichten sind positiv! Vor uns liegt jede Menge Arbeit, aber wir haben gute Voraussetzungen, um die Zukunft für unseren heimischen Flughafen entsprechend zu gestalten. „Als erster Regionalflughafen in Deutschland hat sich der Paderborn-Lippstadt Airport aus eigener Kraft und nachhaltig neu aufgestellt“, so Dr. Streitbörger. Stefan Meyer: „Alle Beteiligten haben mit Pioniercharakter hervorragend zusammengearbeitet und dafür gesorgt, dass die Region ihren vollwertigen Flughafen behält, dem infrastrukturell eine hohe Bedeutung zukommt.“

Große Erwartungen in die Zeit nach Corona

Flughafen-Geschäftsführer Cezanne hofft für den Sommer, dass mehrere Fluggesellschaften den Airport nutzen werden. Selbst für den Fall, dass sich die Corona-Krise noch eine Weile hinziehen sollte, sei der Flughafen finanziell solide aufgestellt. „Wir haben so vorsichtig geplant, dass die finanziellen Mittel auch bei etwas länger als erwartbar anhaltenden Einschränkungen des Flugverkehrs ausreichen würden.“ Der Paderborn-Lippstadt Airport sei zurück und werde bleiben. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Wirtschaft und Urlaubsreisende ihrem Heimatflughafen weiterhin die Treue halten.“

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Die Flughafen Paderborn/Lippstadt GmbH war zahlungsfähig, als das Verfahren der Insolvenz in Eigenverwaltung begann. Das Unternehmen nutzte Möglichkeiten der Sanierung, solange dafür noch genügend Zeit war und noch ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung standen. Die größten Gläubiger waren die Sparkasse Paderborn und die Kommunale Zusatzversorgungskasse (KVW) aus Münster sowie die Bundesagentur für Arbeit. Die Insolvenzplanquote von 25 Prozent, die nach Angaben der GmbH vergleichsweise erfreulich ausfalle, sei bereits an die Gläubiger ausgeschüttet werden. In einer Regelinsolvenz hätte nach den Berechnungen des Insolvenzplans wegen erheblicher Abwicklungskosten keine Quote an die Gläubiger gezahlt werden können; zudem wären dann sämtliche Arbeitsplätze verloren gegangen, so das Unternehmen.

Jährlicher Zuschuss auf 2,5 Millionen Euro begrenzt

Ein Verkauf des Geschäftsbetriebs im Ganzen habe sich als nicht gangbar erwiesen, so die GmbH. Keiner von 110 angesprochenen Investoren habe ein verwertbares Angebot eingereicht. Das Eigenverwaltungsverfahren habe sich somit als sehr vorteilhaft erwiesen. Der zurzeit noch stark reduzierte Flugverkehr und die geschlossene Gastronomie im Terminal seien keine Folge der Insolvenz in Eigenverwaltung, sondern allein der Corona-Pandemie geschuldet.

Der jährliche Zuschuss der Gesellschafter sinkt nach der erfolgreichen Sanierung von vormals bis zu fünf Millionen Euro auf maximal 2,5 Millionen Euro. Dieser Betrag ist kein Verlustausgleich, sondern finanziert die hoheitlichen Aufgaben eines vollwertigen Flughafens, der seine Betriebspflicht rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erfüllt. Ein Großteil dieser Mittel stellt sicher, dass die Feuerwehr jederzeit einsatzbereit ist. Nachdem die Belegschaft von vormals 165 auf 64 Beschäftigte schrumpfen musste, entfallen 44 Arbeitsplätze auf die Feuerwehr. Die Feuerwehrleute übernehmen neben ihren Bereitschaftsdiensten nunmehr auch Aufgaben der Bodenverkehrsdienste. Ohne den harten personellen Einschnitt wäre die Sanierung nicht möglich und die Regelinsolvenz mit drohender Stilllegung unabwendbar gewesen.

Das verbleibende Personal reicht laut Flughafen aus, um anstelle von jährlich 700.000 Fluggästen vor der Corona-Krise nunmehr bis zu 300.000 zu bewältigen. Dieser Ansatz folge der erwarteten Marktentwicklung bei Flugreisen. Sollten die Passagierzahlen darüber hinaus steigen, könnte sich der Flughafen darauf einstellen und jederzeit sachgerecht reagieren.