Medebach. Das Foyer des Städtischen Museums wird umgebaut: Erlebnisangebote im 25-Kilometer-Radius werden künftig digital auf Monitor und Relief geworfen.
Es ist ein Projekt mit langer Vorgeschichte: „Schon 2010 haben wir uns entschlossen, eine Bestandsaufnahme aller Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten in Medebach und den Dörfern zu erstellen“, sagt Horst Frese. „Wir“ meint in diesem Fall die Arbeitsgemeinschaft aller Heimatvereine im Stadtgebiet.
In der Folge seien alle Orte und interessanten Punkte abgegangen worden und auch dank Mitarbeit von Eckhard Lohmann vom Briloner Heimatbund Semper Idem eine Broschüre entstanden. Bei dieser sollte es aber nicht bleiben – die Heimatfreunde wollen die lokalen Besonderheiten noch näher an die Menschen herantragen.
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Die Idee: Ein Geschichts-Erlebnisportal sollte entstehen, und zwar im Foyer des Städtischen Museums. Inzwischen hat das Projekt eine wichtige Hürde genommen, denn nach langer, geduldiger Arbeit und Abstimmung mit über 30 Partnern liegen zu jeder Sehenswürdigkeit hochwertige Fotos und Texte vor.
Frese erklärt, wie sich das Foyer des Museums demnächst verändern wird: Auf einer Wand mit Großbildschirm, von Besuchern über ein Tablet zu bedienen, werden über einen Beamer Bilder und kurze Infotexte zum jeweiligen Ort eingeblendet. „Wir haben die Präsentation unterteilt in die Bereiche: Sehenswert, Themenwege und Geopark.“
Vielseitiges Relief
Der Clou: Auf einem vor der Bildschirmwand angebrachten großen Landschaftsrelief werden die angeforderten Infos ergänzt – dort wird dann beispielsweise der Weg eingeblendet, auf dem man die gewünschte Sehenswürdigkeit am besten erreichen kann. Und nicht nur das. Besucher können virtuell auch andere Elemente wie eine mittelalterliche Karte der Gegend über das Relief legen lassen.
Dabei hatten die Planer nicht nur die engere Heimat im Blick: Das Relief und die Tipps umfassen das Gebiet von Winterberg bis Korbach und von Hallenberg bis Willingen. Interessante Ziele gebe es immerhin genug. „Haus Hövener, Kilianstollen, die Altstädte von Frankenberg und Korbach...“.
Aber auch auf Medebacher Boden habe jedes Dorf seine reiche Geschichte und individuellen Sehenswürdigkeiten, die künftig in Bild und Wort dargestellt werden: „Der historische Fachwerkkern von Deifeld, das KUMA in Oberschledorn, die Kapelle in Berge...“. Die virtuelle Ausstellung ist ausbaubar und könnte später um Freizeitattraktionen, Einkehrmöglichkeiten und Firmenporträts erweitert werden.
Förderprogramme ermöglichen Umsetzung
Die Umgestaltung des Foyers soll rund 92.000 Euro kosten und wird mit Fördermitteln aus dem Leader-Programm und von der NRW-Stiftung maßgeblich unterstützt. Auch die Medebacher Touristik-Gesellschaft übernimmt einen Anteil. Als Eigenanteil für die AG der Heimatvereine verbleiben rund 11.000 Euro, darunter auch Arbeiten in Eigenleistung.
Die Neukonzeption des gesamten Museums wird hingegen zu 90 Prozent über den Fördertopf „Heimat-Zeugnis“ des Landes finanziert, die Förderzusage liegt vor.
Es gilt weiterhin der Aufruf, dem Museum interessante Exponate zur Heimatgeschichte zur Verfügung zu stellen.
„Gäste, aber vor allem auch alle Medebacher werden darin etwas finden, was ihnen neu ist“, verspricht Ralf Köster, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins Medebach. Das klingt bei insgesamt 82 aufgenommenen Erlebnisangeboten realistisch. „Die Menschen, besonders die von hier, sollen Gründe bekommen, mehr als einmal in dieses Museum zu kommen.“ Mit diesem Ziel wird übrigens nicht nur das Foyer derzeit neu konzipiert, sondern das gesamte Museum.
Neuer Treppenaufzug eingebaut
Die Aufträge für das Foyer sind vergeben, und auch wenn die Corona-Pandemie die Pläne etwas ausbremst, sind die ersten Früchte der Umgestaltung schon sichtbar. Neue Tische und Stühle wurden geliefert; Ende 2020 wurde ein Aufzug an der Treppe zum Eingang installiert, um auch mit Rollstuhl und Rollator bequem ins Museum zu kommen.
Weitere Zugeständnisse an das moderne Leben sind der freie WLAN-Zugang, den die Touristikgesellschaft einrichten lassen werde. Dann, so der Plan, könnten Besucher sich nicht nur ihr Ausflugsziel vom Beamer an die Wand und den Weg dorthin aufs Relief werfen lassen, sondern auch flott zum Beispiel die benötigte Buslinie aufrufen.
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Eigentlich wäre man mit der Umgestaltung des Foyers gern im kommenden November fertig, sagt Köster – auch weil dieses Jahr der Heimat- und Geschichtsverein sein 40-Jähriges feiert und beide Anlässe gern verbunden hätte. Derzeit sei aber pandemiebedingt alles etwas schwieriger.
Horst Frese hofft, dass es bis November zumindest mit Bildschirmwand und Relief etwas wird. Und verspricht: „Die Vermittlung von Geschichte soll hier nicht 1900 enden. Auch neuere Geschichte und der Bezug zur Gegenwart bekommen einen Platz.“