Hochsauerland. Lockdown und mehr Babys: Besteht da ein Zusammenhang? Die Zahl der Neugeborenen ist jedenfalls im Dezember kreis- und landesweit gestiegen.

Viel Corona-Lockdown, viele Kinder. Zu diesem Ergebnis kommen die Statistiker von IT NRW. Sie haben den Monat März gewählt, als die Pandemie das erste Mal so richtig Fahrt aufnahm und haben dann neun Monate weiter gerechnet. Demnach wurden im Dezember in Nordrhein-Westfalen 14.887 Kinder geboren. Das waren 1463 und damit fast elf Prozent mehr Neugeborene als im Dezember 2019. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in NRW 170.057 Kinder geboren. Die Geburtenzahl liegt damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (2019: 170 391).

Für den HSK fällt der Trend noch deutlicher aus. 215 Kinder waren es im Dezember 2020 und damit 16 Prozent mehr als im Vergleichsmonat 2019 (185). Kreisweit erblickten im vergangenen Jahr 2268 Hochsauerländer/innen das Licht der Welt. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 waren es 2018.

Keine Ausreißer in den sechs Altkreisstädten

In den einzelnen Städten des Altkreises Brilon gab es zahlenmäßig keinen richten Ausreißer nach oben. Von einem Trend zu sprechen, wäre daher sehr gewagt. Die meisten Dezember-Kinder hatte Brilon mit 22.

Die Statistiker weisen darauf hin, dass es sich hierbei um vorläufige Ergebnisse handelt, bei denen die Zahl der Geburten im Berichtsmonat Dezember durch die Verarbeitung von Nachmeldungen erhöht sein kann. Eine vergleichende Stichprobe bei der Stadt Hallenberg zeigte außerdem, dass die Zahlen aus Düsseldorf nicht immer mit denen der Einwohnermeldeämter identisch sind. „Fakt ist aber, dass wir diese Geburtenzahlen auch für die Planung von Kindergartenplätzen oder für Fortschreibung der Bevölkerungszahl zugrunde legen“, so Claudia Key, Sprecherin bei IT NRW.

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Egal, ob die Kinder zum Beispiel im Briloner oder Frankenberger Krankenhaus das Licht der Welt erblicken, gemeldet werden sie in der jeweiligen Stadt, in der die Eltern den Hauptwohnsitz haben.

Kein Babyboom in Brilon

Dass Corona und der damit verbundenen Lockdown einen Babyboom im vergangenen Jahr ausgelöst haben könnte, bemerkt Dr. Thomas Laker, Chefarzt und Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Maria-Hilf-Krankenhaus in Brilon nicht: „Wir erleben hier nicht mehr Geburten im Krankenhaus. Vermutlich überlegen sich das viele jetzt auch mit den fortlaufenden Maßnahmen, die auch manche Existenz bedrohen.“ Auch andere Einflüsse von Corona auf die Geburten kann der Mediziner nicht feststellen. Männer dürfen mit einem negativen Coronatest mittlerweile auch wieder im Kreißsaal anwesend sein. Ein Umstand, der die werdenden Mütter entspannt. Das könnte für Dr. Laker sogar ein kleiner Vorteil der zahlreichen Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus sein: entspanntere Mütter. „Es herrscht wegen der Einschränkungen der täglichen Besuche und der Besuchszeiten nicht mehr so ein Trubel. Das tut den Frauen natürlich gut und damit auch den Kindern. Stressbedingte Probleme sind weniger zu beobachten.“

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„Da kommt einiges auf euch zu!“

Ein anderes Bild zeigt sich in Winterberg am Medizinischen Versorgungszentrum, wo es auch eine Gynäkologie gibt. Geburten werden dort zwar nicht begleitet, aber zumindest die Vorsorge. Sabrina Lehmann ist Teamleiterin vor Ort und konnte schon im Sommer etwas bemerken: „Die Anzahl der Schwangeren war wesentlich höher. Mitte des Jahres habe ich die Kreißsäle im Umfeld informiert, dass Ende des Jahres einiges auf die zukommen wird.“

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Sie sagt aber auch, dass es immer wieder Monate gibt, die besonders stark von Geburten geprägt sind. Besorgt wegen Corona und den noch unerforschten Folgen für Neugeborene sind die werdenden Mütter ihrer Erfahrung nach aber nicht. „Sie wollen dann aber wissen, wie sie sich beispielsweise am Arbeitsplatz im Büro am besten verhalten sollten.“