Winterberg/Willingen. Nur 24 Stunden hatten die Kommunen Zeit, um sich als Modellregion zu bewerben. Warum in Winterberg der Ältestenrat tagte.
Die Erwartungen sind groß. Bis Mittwoch hatten sich mehr als 40 Kommunen bzw. Kreise beim NRW-Wirtschaftsministerium gemeldet. Sie alle wollen eine der sechs bis acht Corona-Modell-Regionen des Landes werden. Sie alle erhoffen sich dadurch mehr Lockerungen – die einen im Gewerbe, andere im Handel, in der Gastronomie für Freizeiteinrichtungen oder am besten für alles. Während das Land - so kurz vor Ostern darf man das sagen - mit dem Thema Modellregionen schon ein ganzes Weilchen herumgeeiert ist, hatten die Bewerber nun plötzlich nur noch wenig Zeit, um ihren Hut in den Ring zu werfen. Und vor allem, um den Hut exakt zu definieren.
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Umfangreicher Kriterienkatalog
Winterberg hat das getan, nachdem NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart am Montag noch einmal das Procedere beschrieben und eine Entscheidung des Landes für nach Ostern in Aussicht gestellt hatte. „Das Land hat Dienstag einen umfangreichen Kriterienkatalog mit hohen Anforderungen für die Modellprojekte über die Spitzenverbände an die Kommunen geschickt. Sehr überrascht wurden wir davon, dass das Land den Kommunen nur 24 Stunden Zeit gegeben hat, um die Projekte an den Kriterienkatalog anzupassen und die Bewerbungsfrist schon am Mittwoch abgelaufen ist“, sagt Rabea Kappen, Sprecherin der Stadt Winterberg auf Nachfrage unserer Zeitung.
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Die Fachleute der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH (WTW) hätten demnach am Dienstagabend gemeinsam mit dem Ordnungsamt geprüft, ob die geforderten Kriterien grundsätzlich zu erfüllen seien. Kappen: „Das Konzept berücksichtigt dabei sowohl die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger, die im Vordergrund steht, als auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte.“ Es setze auf die Themen Digitalisierung, Kontingentierung und Testung. Das sind genau die Punkte, auf die das Land abzielt.
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Ältestenrat hat getagt
Der Ältestenrat der Stadt hat am Mittwoch dem oben beschrieben Vorgehen zugestimmt, sodass Winterberg die Bewerbung eingereicht hat. Kappen: „Die Bewerbung steht unter dem Vorbehalt eines positiven Votums des Rates der Stadt Winterberg. Sollte die Entscheidung des Landes nächste Woche so ausfallen, dass wir Modellkommune werden, werden wir daher unmittelbar eine Sonderratssitzung durchführen.“
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Auch der Hochsauerlandkreis möchte weiterhin Modellregion werden. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte Carolin Fisch von der Pressestelle: Gegenüber dem Wirtschaftsministerium habe Landrat Dr. Schneider am Mittwoch erklärt, dass der Kreis an seiner aussagefähigen Bewerbung festhalte.
Willingen und Waldeck-Frankenberg sind raus
Im Nachbarbundesland Hessen sind die Bewerbungen Willingens und die des Landkreises Waldeck-Frankenberg negativ ausgefallen. Alsfeld, Baunatal und Dieburg hat die Landesregierung dort in den Reigen der Modellkommunen aufgenommen. „Natürlich sind wir enttäuscht, dass wir weder als Landkreis noch mit einzelnen Kommunen dabei sind“, erklärte der Erste Kreisbeigeordneter und Gesundheitsdezernent, Karl-Friedrich Frese. Mit der Entscheidung für drei Mittelzentren mit Teilfunktionen von Oberzentren habe die Landesregierung eine Chance vertan: „Aus meiner persönlichen Sicht wie auch aus der des Landkreises wäre es sinnvoller und aufschlussreicher gewesen, Orte mit unterschiedlichen Voraussetzungen beziehungsweise Rahmenbedingungen zu nehmen.“ Etwa Willingen zu benennen, wäre durchaus sinnvoll gewesen: So hätte man auf den Erfahrungen von Beherbergungsgewerbe, Gastronomie und Einzelhandel aus dem Sommer aufbauen können und von der Pandemie besonders betroffenen Wirtschaftszweigen eine Perspektive eröffnet, so Frese.
Willingen enttäuscht
Auch Willingens Bürgermeister Thomas Trachte ist enttäuscht, äußerte aber auch Verständnis angesichts steigender Infektionszahlen. „Uns war bewusst, dass mit der Modellregion sehr hohe Auflagen und große Einschränkungen der Betriebe einhergegangen wären. Ein Antrag nur für Willingen wäre nicht ganz einfach. Durch die Zusammenarbeit mit dem Landkreis hatten wir wissenschaftliches und medizinisches Know-how, das wir nutzen konnten.“
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Er wolle weiter für die Idee und Öffnungsperspektiven werben, erklärt Trachte: „Wir sehen keinen Zusammenhang zwischen touristischer Entwicklung und Infektionsgeschehen.“ Nun müsse die Evaluation der Ergebnisse abgewartet werden, sagt Frese, wolle aber am Thema dran bleiben: Die dünn besiedelte Urlaubsregion Waldeck-Frankenberg sei ein ideales Feld für einen Modellversuch.