Olsberg/Hochsauerlandkreis. Viele Menschen ohne Termin stehen am Mittwoch am Impfzentrum Olsberg und werden zum Teil geimpft. Wie es dazu kam, dass die Bürokratie einknickt:

Das Durcheinander nach dem Astrazeneca-Stopp für unter 60-jährige Menschen am Dienstagnachmittag, hat am Mittwoch für ein kurzfristiges Chaos am HSK-Impfzentrum in Olsberg geführt. Dutzende Menschen strömten vormittags zum Eingangsbereich des Impfzentrums – ein Großteil ohne Impftermin. Ihr Wunsch: Eine Erstimpfung mit Astrazeneca. Viele von ihnen wurden auch geimpft – vermutlich auch Menschen, die laut Impfreihenfolge noch nicht berechtigt sind.

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Wie es dazu kam? Nachdem Land NRW am Dienstagnachmittag die Impfungen mit Astrazeneca bei Unter-60-Jährigen vorläufig ausgesetzt hatte, blieben viele bereits vergebene Impftermine im Impfzentrum Olsberg unbesetzt. „Wir haben überlegt, wie man heute noch Impfberechtigte erreichen kann, damit es zu keinen weiteren Verzögerungen beim Impfen kommt. Unser Ziel ist impfen, impfen, impfen“, sagte Marc Heines, Leiter des HSK-Impfzentrums, der Westfalenpost. Aus dem Impfzentrum heraus seien schließlich Telefon- und WhatsApp-Ketten organisiert worden, um etwa Lehrer, Kita- oder Rettungsdienstmitarbeiter oder Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen über 60 Jahre zu organisieren, die kurzfristig die offenen Termine wahrnehmen. Sie sind impfberechtigt.

Die Bürokratie knickte ein

„Das hat alles funktioniert“, sagt Heines. Aber die Sache verselbstständigte sich. „Bei der Kommunikation ist offenbar das Wort ‘impfberechtigt’ teilweise untergegangen oder nicht mitgeteilt worden.“ So standen am Mittwochvormittag plötzlich dutzende Menschen über 60 vor dem Impfzentrum, die laut Impfverordnung noch nicht geimpft werden sollen. Konzerthallen-Manager Frank Höhle verteilt Wasser an die Wartenden. Die Schlange vor der zum Impfzentrum umfunktionierten Konzerthalle war zwischenzeitlich rund 50 Meter lang – das kennt man dort eigentlich nur vor Konzertveranstaltungen, als diese noch möglich waren.

Zwischenzeitlich sorgte der erhebliche Andrang für Chaos und die Bürokratie knickte ein – jedenfalls für kurze Zeit. „Es waren plötzlich so viele Menschen da“, sagt Heines. „Ich kann einfach nicht ausschließen, dass auch Leute geimpft wurden, die nicht berechtigt waren, zum jetzigen Zeitpunkt eine Impfung zu erhalten.“

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Ausnahme für Menschen über 70 gemacht

Mit Hilfe von Polizei und Ordnungskräften sei es schließlich gelungen, wieder Ordnung ins Chaos zu bringen. „Wir mussten viele Menschen wegschicken“, bedauert Heines. Die Menschen hätten größtenteils Verständnis gezeigt. „Es tut mir leid, dass sie sich umsonst auf den Weg nach Olsberg gemacht haben.“ Eine Ausnahme machten Heines, die Ärzte und Helfer am Impfzentrum: Menschen über 70 Jahre bekamen die Astrazeneca-Spritze. „Dieser Personenkreis ist ohnehin nach Ostern an der Reihe. Wir haben sie aus Kulanz geimpft, weil wir sie einfach nicht unterrichtender Dinge wegschicken wollten.“

Wie es jetzt weiter geht

Und wie geht es jetzt weiter am Impfzentrum für unter 60-Jährige, die einen Termin haben? „Für den 1. und 2. April hat das Land den Impfstoff von BioNTech als Ersatz zugesagt. Wir hoffen, dass wir jetzt schnell Nachricht aus Düsseldorf bekommen.“ Die Terminvergabe für den Personenkreis sei vorerst gestoppt. Für die über 60-Jährigen steht der Fortgang fest: ab dem 3. April sollen Bürger ab 60 Jahren die Möglichkeit erhalten, einen Termin für eine Impfung mit Astrazeneca zu vereinbaren.

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Dass der Andrang für eine Astrazeneca-Impfung am Mittwoch so groß gewesen sein, habe bei ihm für einen Aha-Effekt gesorgt, sagt Heines. Das Image habe nach dem Impfstopp nicht so sehr gelitten wie zu befürchten gewesen sei. „Wir haben den Menschen gesagt ‘Ihr wisst schon, dass wir hier Astrazeneca verimpfen.’ Aber sie wollten einfach nur geimpft werden.“

Menschen unter 60 Jahre, die bereits eine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten haben, müssen sich übrigens noch gedulden, bis sie erfahren, wie es für sie weitergeht. „Dazu wird sich laut Ankündigung die Ständige Impfkommission (STIKO) bis Ende April äußern und eine Empfehlung abgeben“, heißt es von der Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) auf WP-Anfrage. Der empfohlene Impfabstand für Erst- und Zweitimpfung bei Astrazeneca betrage zwölf Wochen. Die ersten Zweitimpfungen in Olsberg könnten deshalb ohnehin frühestens im Mai vorgenommen werden.