Hochsauerlandkreis. Es waren Einzelfälle: Mit falschen Altersangaben wurde versucht, Impf-Termine in Olsberg zu bekommen. So ist die Lage nach dem AstraZeneca-Stopp:

Der plötzliche Stopp für die Corona-Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff sorgt für Verwirrungen. „Die Menschen sind verunsichert. Manche, die einen Termin haben, reisen trotzdem zum Impfzentrum an, in der Hoffnung, ersatzweise den Biontec-Impfstoff zu bekommen. Aber der ist nun mal vornehmlich dem Personenkreis der Über-80-Jährigen vorbehalten“, betont Kreissprecher Martin Reuther. Die Termine für die Senioren sind vom Stopp nicht betroffen und finden wie vereinbart statt.

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Die offizielle Nachricht, dass die AstraZeneca-Impfungen ausgesetzt werden, traf am Montagnachmittag beim Kreis ein. Daraufhin, so Reuther weiter, seien die Impfungen mit dem Stoff auch sofort eingestellt worden. Von den täglich 260 geplanten Impfungen mit AstraZeneca im Impfzentrum Olsberg konnten am Montag nur noch 160 stattfinden. Bei den mobilen Teams fallen in dieser Woche voraussichtlich 2.740 geplante Impfungen aus.

Ins Mailkonto schauen

Das Impfzentrum hat entschieden, die Impfungen für gestern sowie für heute und morgen zu stornieren. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Martin Reuther: „Alle Betroffenen werden gebeten, ihr Mailkonto zu kontrollieren und eventuell auch in den Spamordner zu schauen. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat angekündigt, am Donnerstag eine Analyse zu AstraZeneca vorzulegen. Das Impfzentrum in Olsberg hofft, dass dort eine Entscheidung getroffen wird, wann zeitnah wieder geimpft werden kann.“

Das Impfzentrum bittet alle, die mit AstaZeneca geimpft werden sollten - und das ist in der Regel Personal aus Kitas und Schulen - nicht nach Olsberg anzureisen. Es ist untersagt, derzeit AstraZeneca zu verimpfen. Das gilt auch für die Zweitimpfung. Die Impfstoffanlieferungen durch das Land wurden eingestellt. Der BionTech-Impfstoff steht nicht als Ersatz zur Verfügung.

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Der Kreis sichert zu: Die Mitarbeiter des Impfzentrums werden sich mit allen Personen, deren Termin storniert wurde, in Verbindung setzen - entweder per Mail oder telefonisch – und einen neuen Termin vereinbaren. Die Zweittermine bleiben zunächst erhalten und können wahrgenommen werden, sobald die Freigabe wieder erteilt ist.

Keine zweite Impf-Stelle in Arnsberg

Unterdessen wurde gestern auch bekannt, dass es keine zweite Impfstelle im Raum Arnsberg geben wird. Noch vor zwei Wochen hatte das Land NRW den Impferlass überarbeitet und im Raum Arnsberg eine zweite Impfstelle neben dem Zentrum in Olsberg avisiert. Die Kassenärztliche Vereinigung (KVWL) hatte dem Kreis daraufhin die Möglichkeit in Aussicht gestellt, entweder eine zweite Impfstelle oder fünf Schwerpunktpraxen mit der Impfaufgabe zu betreuen. „Die dafür zwingend vorgeschriebene Zustimmung der KVWL wurde nicht erteilt“, so der Kreis gestern Mittag. Grund dafür ist vermutlich der Mangel an ausreichendem Impfstoff. Außerdem sollen ab April auch die Hausärzte impfen, womit dann ein ortsnahes Angebot zur Verfügung stünde.

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Das Hin und Her um die Verfügbarkeit bzw. Einsatzfähigkeit von Impfstoffen trägt nicht zur Beruhigung in der Bevölkerung bei. „Im Großen und Ganzen gab es bislang keine besonderen Vorkommnisse im Impfzentrum - weder am Montag nach der plötzlichen Bekanntgabe, das AstraZeneca ausgesetzt wird, noch im Vorfeld“, sagt Martin Reuther auf Anfrage unserer Zeitung. „Immer wieder gab es mal Einzelfälle, wo Menschen sich einfach unberechtigterweise einen Impftermin besorgt hatten. Vor dem Einlass ins Impfzentrum fiel dann aber auf, dass sie gar nicht zum Personenkreis derer gehörten, die momentan Anspruch auf eine Impfung haben“, so Reuther weiter.

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Faktor Neid

Dass einige wenige bereits geimpft sind, weil sie aus den berechtigten Personengruppen stammen, und andere nicht, fördert offenbar auch einen gewissen Neid. „Es gab ein, zwei Fälle, wo geimpfte Personen ein Selfie von sich vor dem Impf-Zentrum gemacht hatten und ihre Impfung in sozialen Netzwerken geteilt hatten. Da haben wir Mails bekommen, die diese Leute anschwärzen wollten.“

Apropos Selfies: Hin und wieder musste der Security-Dienst in der Konzerthalle freundlich einschreiten, weil Fotos im Impfzentrum gemacht wurden. Das ist - nicht zuletzt aus Gründen des Datenschutzes gegenüber anderen Impfwilligen in der Halle - untersagt.

Aktuelle Corona-Zahlen

Am Dienstag, 16. März, verzeichnet die Statistik des Gesundheitsamtes des Hochsauerlandkreises sieben Neuinfizierte und 38 Genesene. Die 7-Tage-Inzidenz beträgt 73,1 (Stand 16. März, 0 Uhr).

Insgesamt sind es damit aktuell 306 Infizierte, 5.973 Genesene sowie 6.440 bestätigte Fälle. Stationär werden 34 Personen behandelt, zehn intensivmedizinisch und davon werden vier Personen beatmet. Am 12. März ist ein 83-jähriger Mann gestorben, am 13. März eine 79-jährige Frau aus Bestwig.

Es gibt insgesamt 161 Sterbefälle in Verbindung mit einer Corona-Infektion. Betroffen sind im Hochsauerlandkreis ein Krankenhaus, eine Einrichtung der Eingliederungshilfe sowie vier Schulen und zwei Kindergärten.

Der Hochsauerlandkreis teilt mit, dass beide Hotlines (Corona 0291 94 - 2202 und Impfung 0291 94-6500) ab sofort nach einer Entscheidung des Krisenstabes nur noch werktags erreichbar sind (montag bis donnerstag von 8 bis 15.30 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr). Grund hierfür sind die sehr geringen Anrufzahlen an den Wochenenden.