Hallenberg/Medebach/Brilon. Gibt es eine Chance auf Schützenfeste wenigstens im Spätsommer? Wie haben bei Vereinen im Raum Medebach/Hallenberg nachgefragt, wie sie das sehe

Zugegeben, es gibt in diesen Zeiten Themen, die wichtiger sind als Schützenfest. Und dennoch bewegt diese Frage viele gestandene Sauerländer: Können wir in diesem Sommer Schützenfest feiern? Mit einem klaren „Jein“ antwortet Rüdiger Eppner aus Hallenberg als Oberst des Kreisschützenbundes Brilon.

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Hoffnung nicht nehmen, aber realistisch bleiben

Seit dem WP-Interview vor acht Wochen hat sich seine Einschätzung nicht grundlegend geändert:

Als er diese Einschätzung gab, hatte sich Gesundheitsminister Laumann noch nicht geäußert. Gestern sagte er: „Nach der Planung der Bundesregierung wird es noch bis zum Ende des Sommers dauern, bis allen Bundesbürgern ein Impfangebot gemacht worden ist. Ich glaube, solange wird es keine Schützenfeste und auch keine anderen Volksfeste geben können.“

Der geschäftsführende Vorstand des Kreisschützenbundes hatte sich am Wochenende in einer Videokonferenz beraten. Mit Sicherheit sei davon auszugehen, dass Schützenfeste in der ersten Hälfte der Saison nicht stattfinden können. Jedoch könnte über eine Absage für die zweite Hälfte zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden, ist die Sicht des Vorstandes - auch wenn er es für unwahrscheinlich hält, dass Schützenfeste in der gewohnten Weise durchgeführt werden können: „Uns ist es wichtig, dass wir vom Kreisschützenbund den Vereinen nicht die Hoffnung auf die zweite Jahreshälfte nehmen wollen, sich aber alle Beteiligten realistisch auf ein weiteres Jahr ohne Schützenfeste einstellen sollten“, spricht Eppner für den Gesamtvorstand. Es sei alles abhängig von der Pandemie- und Impf-Entwicklung und den sich daraus ergebenden Auflagen für Volksfeste. Der Stadtschützenverband Winterberg hat in der vergangenen Woche bereits alle Feste in seinem Stadtgebiet inclusive des in Langewiese geplanten Stadtschützenfestes abgesagt.

Die WP hat bei den Vorsitzenden einiger Bruderschaften, die erst später in der Saison ihre angestammten Schützenfest-Termine haben, nachgefragt. Die Stimmen wurden gesammelt, bevor der Gesundheitsminister sich zum Volksfesten äußerte.

Raimund Knecht, Schützenbruderschaft Braunshausen

Da wir noch keine Vorstandssitzung durchführen konnten, haben wir noch keinen Entschluss gefasst, ob wir das Schützenfest absagen oder nicht. Wenn es nicht möglich ist zu feiern, werden wir prüfen, ob eine Schützenmesse mit anschließender Kranzniederlegung machbar ist.

Markus Hilgenberg, Schützenbruderschaft Liesen

Meiner Meinung ist es für eine generelle Absage von unserem Stadtverband zu früh. Wir würden gerne die Entwicklung noch weiter abwarten. Vielleicht kommt ja die Impfung in den nächsten Monaten so richtig in Schwung. Natürlich kann man im Moment nicht davon ausgehen, dass ein Schützenfest in geregelter Form stattfindet, aber warum sollten wir uns jetzt schon festlegen? Wir benötigen ja zur Organisation nicht viel Vorlaufzeit.

Thomas Schlüter, Schützenbruderschaft Referinghausen

Unser reguläres Schützenfest Mitte Juli wird ausfallen. Ein Hygiene-Konzept an der Theke wäre für so einen kleinen Verein wie uns nicht zu stemmen, wenn Feste überhaupt erlaubt würden. Je nachdem, wie sich die Lage entwickelt, können wir im Dorf über eine Außenveranstaltung als Alternative nachdenken. Das Stadtschützenfest würde im September turnusgemäß in Referinghausen sein, aber auch dafür sind wir zu klein, falls es stattfinden könnte. Einen Festzug mit rund 1000 Teilnehmern und grob geschätzt 3000 Besuchern, die Abstand halten sollen, kann unser Dorf derzeit nicht umsetzen. Vielleicht wäre es in einem größeren Stadtteil möglich. Aber es wäre eine große Verantwortung damit verbunden und muss dennoch wirtschaftlich bleiben.

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Thomas van Dyck, Schützenbruderschaft Medebach

Wir vertreten die Meinung, dass wir auch nicht feiern wollen, wenn die Vereine im Stadtgebiet zu Anfang der Saison absagen müssen, um damit eine gewisse Solidarität zu zeigen. Klar hätten wir im August eher die Möglichkeit als andere. Wir haben aber in diesem Jahr nach drei Jahren wieder ein Stadtschützenfest. Das wäre noch ein paar Wochen später. Hier ist unser Ansatz, dass das eine Möglichkeit sein könnte, vielleicht alle gemeinsam zu feiern. Sicherlich nicht in der gewohnten Form, aber ich glaube, es wird etwas möglich sein. Über die Form und Möglichkeiten müssen wir uns innerhalb des Stadtverbandes noch austauschen. Aber ich bin hier zuversichtlich und würde eine zu frühe Absage nicht in Betracht ziehen.

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Markus Fogel, Schützenbruderschaft Hesborn

So lange man in der Kneipe kein Bier trinken und keine Bratwurst auf dem Sportplatz essen darf, kann ich mir ein Schützenfest, wie es bisher immer war, nicht vorstellen. Und ein Schützenfest als Zweiklassen-Gesellschaft, auf das nur wenige Besucher mit Impfpass dürfen, geht gar nicht. Wer weiß denn zum jetzigen Zeitpunkt, ob man überhaupt einen Festwirt, eine Musikkapelle und Schausteller verpflichten könnte? Welcher Vorstand will die Verantwortung für eine solche Großveranstaltung übernehmen? Ein Schützenfest lebt davon, dass es für alle offen ist, dass sich alle treffen und zusammen feiern können. Meine Prognose ist, dass es in diesem Sommer noch keine Schützenfeste geben kann, auch das anstehende Stadtschützenfest im September nicht. Als Schützen sollten wir Solidarität zeigen: Einerseits mit den Vereinen, die am Anfang der Saison schon ihre Termine hätten, vor allem aber auch mit den Familien, bei denen es durch Kurzarbeit oder ähnliches finanziell eng ist und die sich das Feiern nicht leisten könnten. Diesen Sommer sollten wir erstmal in der örtlichen Gastronomie ein Bier trinken, nächstes Jahr sehen wir weiter.