Winterberg. Winterberg startet last minute in die Skisaison, mit wenigen Besuchern und vielen Corona-Regeln. Gäste genießen viel Platz auf den Pisten.
„Ja, der Schnee ist ganz gut und es ist auch praktisch, dass nicht so viele auf der Piste sind. Ich bin nämlich noch Anfänger auf dem Board“, sagt Alessandro Sambale gut gelaunt.
Der junge Mann ist aus Hagen angereist und versucht sich am Dienstag (9.2.) auf seinem Snowboard – wenn er nicht gerade verschiedenen Journalisten, wahlweise mit Foto- oder Filmkamera bewaffnet, erklärt, wie das nun funktioniert hat mit dem Online-Ticketkauf und der ersten Abfahrt dieses Winters. Geduldig hält er sein Smartphone mit dem Ticket vor die Linsen. Am Kassenhäuschen musste er es noch gegen ein reguläres Skiticket umtauschen.
Während Sambale erzählt, dringen hinter ihm Jubelschreie aus dem Sessellift Rauher Busch: Ein paar junge Burschen auf dem Weg nach oben lassen ihrer Freude freien Lauf. Lokale und überregionale Zeitungen und Sender wollen wissen, wie er aussieht, dieser späteste Saisonstart aller Zeiten, der obendrein noch am Tag zuvor unmöglich schien.
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Am Montagmorgen hatte es geheißen: Skisport im hessischen Willingen ja, im westfälischen Winterberg nein. Einige politische Interventionen später gab es am Abend grünes Licht für den Schneespaß auch auf NRW-Seite.
Was Natalia Eifert umgehend dazu brachte, ihre Buchung zu überdenken: „Eigentlich hatte ich ein Ticket für Willingen gebucht. Aber dann las ich am Montagabend, dass auch Winterberg öffnet. Da habe ich umgebucht“, sagt die Detmolderin, die kurz vor ihrer ersten Abfahrt der Saison steht. Vorher waren noch die beiden Kinder in die Schneeklamotten zu packen; deshalb haben diese jetzt auf der Piste einen Vorsprung vor der Mutter.
Spontan gebucht und losgefahren
Eifert ist in Kurzarbeit und konnte deshalb einen spontanen Tagesausflug einplanen. „Wird sicher ein interessantes Erlebnis, auf einer verhältnismäßig leeren Piste zu fahren. Und die Saison ist fast vorbei, also: warum nicht?“ Detmold, Gütersloh, Hagen, Dortmund: Am Vormittag dominieren auf den Parkplätzen die Kennzeichen derer, die innerhalb von zwei Autostunden Winterberg erreichen. Obwohl das Wetter mit bedecktem Himmel und leichtem Schneeregen nicht seine beste Seite zeigt, sind viele früh aufgestanden.
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Der ausbleibende Trubel ist für Ralph S. aus Bergheim ein zusätzlicher Bonus: „Ich bin zum ersten Mal in Winterberg, weil ich sonst immer den Eindruck hatte, das ist überlaufen.“ Dass die Lifte öffnen, habe er erst morgens im Radio gehört und sich dann spontan entschieden, an seinem freien Tag Richtung Sauerland aufzubrechen. „Die Ticketbuchung hat allerdings Probleme gemacht. Am I-Pad ging es gar nicht, da wollte ich schon aufgeben. Aber dann habe ich es an einem stationären Rechner versucht und da ging es.“
Trotz Buchungshürde und Anfahrtszeit sind er und seine Skier um kurz nach 10 Uhr bereit, den Schneewittchenhang in Angriff zu nehmen. Dass das Skitraining diese Saison gefehlt hat, macht ihm keine Sorgen. „Ich bin ein recht kompetenter Skifahrer und dieser Hang hier sieht machbar aus.“
Alles war bereit
Die Pistenfreunde sind nicht die einzigen, die an diesem Spätwintertag Grund zur Freude haben. „Uns Betreibern und unseren Mitarbeitern geht das Herz auf“, freut sich Christoph Klante, Geschäftsführer des Skiliftkarussells Winterberg.
„Es ist total schön, wieder arbeiten und den Leuten Vergnügung und Zerstreuung bieten zu können.“ So könnten die Liftbetreiber hoffentlich auch einen Beitrag leisten, das durch den Lockdown bei vielen Menschen angespannte Nervenkostüm zu entlasten. „Der Betrieb läuft langsam und ruhig an und die Gäste verhalten sich sehr diszipliniert, soweit wir das bisher beurteilen können.“
Trotz der Kurzfristigkeit der Öffnung sei keine organisatorische Nachtschicht fällig geworden. Hygiene- und Online-Buchungskonzepte waren seit Monaten entwickelt und lagen in der Schublade, genug Schnee war ebenfalls da – auf Vorrat produziert in der Hoffnung, dass es trotz Pandemie zumindest noch ein bisschen Betrieb geben könnte. Dass der erste Testlauf der überarbeiteten Buchungssysteme unter Realbedingungen am Dienstag relativ entspannt über die Bühne gehen konnte, sei gut gewesen.
150 Tages- und Halbtagestickets seien für den Dienstag verkauft worden – eine Besucherzahl, die sich an zunächst acht, später zwölf Liften und Pisten komfortabel verteilte, so dass es nirgends zu Menschenansammlungen kam.