Brilon/Marsberg/Winterberg. Die Corona-Lockerungen ab Montag sorgen für unterschiedliche Reaktionen. In Brilon ist man zuversichtlicher als in Winterberg. Die Gründe:

Die neuen Corona-Maßnahmen bringen Öffnungsperspektiven und Hoffnung für den Einzelhandel. Selbst bei Inzidenzen zwischen 50 und 100 darf der Einzelhandel in der Briloner Bahnhofstraße öffnen – mit Terminvergabe. Wie der Einzelhandel aus Brilon und Marsberg auf die Öffnungsstrategien der Bundesregierung reagiert.

Die Regeln

Auch bei den Terminshopping-Angeboten müssen Hygienevorschriften erfüllt werden:

Es gilt weiterhin die Maskenpflicht.

Die Einkaufszeit soll gemäß der zuvor erfolgten Terminbuchung begrenzt werden

Pro angefangene 40 Quadratmeter Verkaufsfläche darf ein Kunde einkaufen

Kundinnen und Kunden müssen im Geschäft die Kontaktdaten zur Nachverfolgung von Infektionsketten hinterlegen

Marsberg: „Das bringt Sicherheit“

„Für uns ist es erst einmal gut, dass es überhaupt weitergeht und wir eine Perspektive haben“, sagt Marcel Borghoff, Geschäftsführer vom Schuhhaus Borghoff in Bredelar. „Die Zeit des Stillstandes ist hoffentlich vorbei“, ist er erleichtert, dass ab Montag die kundenfreie Zeit in seinem Schuhgeschäft erst einmal wieder beendet ist. „Die Ungewissheit war das Schlimmste.“

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Nach dem ersten Lockdown hat er den Anbau an sein Geschäft an der Sauerlandstraße (B7) hochgezogen. „Im zweiten Lockdown hatten wir dann genügend Zeit, die Innenarbeiten fertigzustellen“, sagt er.

Jetzt ist die neue Verkaufsfläche mit insgesamt 400 Quadratmetern fertig für die Kundschaft. Gestern und heute nehmen die Mitarbeiterinnen die Verkaufstermine entgegen. Maximal zwei Personen für einen Einkauf, im 30-Minuten-Takt. Ab Montag dürfen dann die ersten Kunden wieder persönlich bedient werden. Die Terminvergabe findet Marcel Borghoff eigentlich ganz gut, wie er sagt. „Das ist überschaubar. Wir kennen die Anzahl der Kunden. Vermutlich werden sie auch tatsächlich etwas kaufen. Das bringt Sicherheit.“Ungerecht dem Einzelhandel gegenüber fand er, dass in den Discountern auch während der Lockdowns Kleidung und Schuhe verkauft werden durften. Aber auch der Lockdown hat das familiengeführte Schuhgeschäft in Sachen Online-Verkauf vorangetrieben. Der lief sehr gut. Auch im Bereich Kinderschuhe. Aber gerade beim Verkauf von Kinderschuhen legt das Unternehmen großen Wert auf die persönliche Beratung. Borghoff: „Und die kommt beim Online-Verkauf zu kurz. Das tat uns sehr leid.“

Brilon: „Wir sind sehr froh!“

Christian Leiße, Geschäftsführer von drei Herrenausstattern in Brilon, Winterberg und Willingen sowie Gewerbevereinsvorsitzender in Brilon, hat schon am Vormittag mit seinen Kollegen aus der Bahnhofstraße telefoniert. Alle seien sich einig: „Wir sind sehr froh, dass diese Lockerungen beschlossen wurden. Es ist eine Verbesserung des Status Quo.“

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Christian Leiße sieht den unschlagbaren Vorteil Brilons in den kleinen, mittelständischen Unternehmen und der ländlichen Region. „Hier werden nicht nur Stammkunden einen Termin vereinbaren. In Ballungszentren ist die Kundenbindung schwieriger. Wir hoffen darauf, dass viele Menschen den Weg zu uns finden werden.“

Winterberg: Erwartungen schlechter

Man wolle die Hygienestandards konsequent einhalten. Lüften, Desinfizieren, FFP2-Masken und nur sehr wenig Kunden gleichzeitig einlassen. „Wir wollen die Kundenströme kanalisieren.“ Ab dem 8. März öffnet also der Einzelhandel in Brilon wieder. „Wir sind ab sofort unter den bekannten Nummern erreichbar.“ Termine könnten aber auch kurzfristig ausgemacht werden, wenn gerade ohnehin kein Kunde vor der Tür steht. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“ sagt Christian Leiße. Er persönlich sieht allerdings einen großen Haken an der Sache: In Brilon werde sich das Terminshopping voraussichtlich lohnen, an seinen anderen Standorten in Winterberg und Willingen erwarte er aber sehr viel weniger Termine. „Das sind Tourismusstandorte, in denen zum einen der Tourismus fehlt und zum anderen die Bevölkerung seit Monaten in Kurzarbeit ist, weil sie größtenteils in der Gastronomie arbeiten.“ Dort sei schlicht kein Geld mehr übrig, um ans Shoppen zu denken.

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