Brilon. Die Lockerungen der Bundesregierung gehen der Gastronomie in Brilon nicht weit genug. Was sich Gastronomen im Lockdown konkret wünschen:

Die Bundesregierung hat neue Lockerungsmaßnahme vorgestellt – die auch die Gastronomie langsam aus demCorona-Lockdown holen sollen. So soll ab einer Inzidenz unter 50 die Außengastronomie öffnen. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 darf man nur mit einem negativen Schnelltest und einem Termin den Biergarten besuchen. Die Gastronomen in Brilon zeigen sich indes frustriert. Sie empfinden die Lockerungen nicht als Perspektive, sondern als Verunsicherung.

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„Ich bin sehr enttäuscht, ich habe mir eine klare Perspektive erhofft.“

„Ich kann die neuen Maßnahmen sehr schlecht einschätzen“, sagt Martin Steiner, Inhaber der Almer Schlossmühle. „Man muss sich doch nur das Regenwetter heute ansehen und weiß, dass sich niemand in die Außengastronomie setzen wird.“ Für Heizpilze oder Zelte, die Schutz vor Wind und Wetter geben, habe er aber schlicht kein Geld übrig.

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„Das ist ein Desaster!“ Damit meint er auch die chaotischen Regelungen, die die Bundesregierung in der Länderkonferenz vorgestellt hat – mit Selbsttest-Verpflichtung und Terminvergabe. „Ich bin sehr enttäuscht, ich habe mir eine klare Perspektive erhofft.“ Und sei es der 1. Mai, wie er sagt. So hätte er zumindest vorausplanen können. „Jetzt weiß ich nicht, ob ich mein Ostermenü To Go anbieten muss, oder ob ich kurzfristig umdenken muss. Und die Gäste warten auch erstmal ab, anstatt ihr Menü für die Feiertage zu bestellen. Große Pläne schmieden können wir jetzt alle nicht.“ Sein To Go-Verkauf werde noch immer gut angenommen, es habe sich eine regelrechte Stammkundenbasis entwickelt. „Aber wir warten weiterhin auf Geld von den Dezemberhilfen und die Hilfen aus Januar und Februar konnten bisher nicht einmal beantragt werden.“ Martin Steiner hofft in Zukunft auf mehr Klarheit und schnellere Hilfen.

„Es hat sich nichts für uns geändert.“

„Das ist katastrophal. Die Bundesregierung hat uns perspektivlos stehen gelassen.“

Volker Gierse betreibt das Hotel zur Post.
Volker Gierse betreibt das Hotel zur Post. © WP | Jana Naima Schopper

Volker Gierse, der das Hotel zur Post in Brilon betreibt, wird fast noch deutlicher. „Es hat sich nichts für uns geändert. Außengastronomie bei zwei Grad und Starkregen, das ist unser Schwachpunkt.“ Der Lockdown dauere so für ihn und sein Hotel weiterhin an – und sein Personal geht verloren. „Manche Kellner sind nicht mehr da. Ich hab zwar schon neue Leute gefunden, aber ohne Perspektive, wann wir dauerhaft öffnen, kann ich sie nicht beschäftigen. Was soll ich denn sagen?“

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Er will ein konkretes Datum, egal wann. „Ich kann sogar verstehen, wenn die Menschen in der Gastronomie lieber in die Industrie wechseln. Von monatelangem Kurzarbeitergeld kann man keine Familie durchbringen.“ Er selbst bietet einen Außerhausverkauf an, steht von morgens, halb sieben, bis abends um zehn Uhr in der Küche. Gleichzeitig hat er von der Dezemberhilfe und den folgenden Hilfspaketen kaum etwas. „Wir haben Ende 2018 erst eröffnet. 2019 hatten wir unser Hotel noch nicht so weit, dass es die Umsätze einbringt, die es einbringen kann. Aber die Hilfen orientieren sich trotzdem an den Umsätzen des Vorjahres. Das nützt uns nichts.“ Ihm fehlt das Miteinander mit den Kollegen, der Austausch. Er sagt auch: „Aber wir lassen den Kopf nicht hängen. Was können wir schon ändern?“

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