Winterberg. Im Lockdown bieten Gastronomen Abhol- oder Lieferservice an. Folge: Verpackungsmüll-Berge. Es gibt Alternativen. So macht es Uppu in Winterberg:

Wer kennt das nicht? Gerade jetzt, wo Restaurant-Besuche nicht möglich sind, holen wir uns gerne kulinarische Leckereien nach Hause. Und übrig bleibt am Ende dann ein großer Haufen Verpackungsmüll. Das Bistorant Uppu in Winterberg setzt deshalb nun auf eine umweltschonende Alternative und bietet Mehrweg-Geschirr-To-go an.

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Umweltfreundliche Verpackungen

Umwelt- und Klimaschutz sind für Ellen Sommer-Gruß und ihre Schwester Laura Gruß schon lange sehr wichtige Themen. Deshalb haben sie schon vor längerer Zeit nach Alternativen zur Styropor-Box, Wegwerf-Kaffee-Becker und Plastikbesteck gesucht, um ihren Kunden leckere Mitnahme-Gerichte mit auf den Weg zu geben; zumal der Außer-Haus-Verkauf durch Corona noch mal einen richtigen Schub bekommen hat. Schon länger setzt das Bistorant auf umweltfreundlichere Verpackungen und verwendet z.B. Boxen aus Pappe und Rohrzucker.

Durch Mehrweg-Geschirr Plastikmüll vermeiden

Revelo ist ein noch junges, Münchner Unternehmen, das Anfang 2020 gegründet wurde. Seine Beweggründe beschreibt das Team so: „Jährlich werden in Deutschland 9 Mrd. Einwegverpackungen für Essen und Trinken weggeschmissen. Dies sind stündlich 1.000.000 Plastikverpackungen. Mit einem Abbauprozess von 450 Jahren ist Plastikmüll extrem schädlich für unsere Umwelt & Klima und wir hinterlassen entsprechend tiefe Spuren für alle zukünftigen Generationen. Um dieses Problem zu lösen haben wir RELEVO gegründet. Es geht um eine nachhaltige Mehrweglösung für das 21. Jahrhundert.“

„Diese Verpackungen kann man im Biomüll entsorgen“, erzählt Ellen Sommer-Gruß. Ein Minuspunkt: Der Zuckerrohr kommt aus Brasilien. „Das ist auf jeden Fall eine gute Alternative zur Plastikverpackung, aber auch keine ideale Lösung“, findet die Winterbergerin. Deshalb haben die beiden Schwestern nach einer weiteren Alternativen gesucht und sie mit dem Mehrweg-System „Relevo“ gefunden. Wer das nicht nutzen möchte, bekommt bei ihnen aber natürlich auch weiterhin eine Zuckerrohr-Verpackung.

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So funktioniert das Mehrweg-System

Und so funktioniert „Relevo“: Jeder, der das System nutzen möchte, muss sich eine App auf sein Smartphone herunterladen. Beim Abholen des Gerichts wird der QR-Code auf dem Geschirr gescannt. Es gibt auch Mehrweg-Becher, die man auf diese Weise ausleihen kann. Sie werden für Getränke oder auch für Suppen verwendet. Innerhalb von 14 Tagen muss das Geschirr wieder zurück gegeben werden - entweder bei Uppu oder deutschlandweit bei einem anderen Gastronomie-Betrieb, der dieses System verwendet.

„Kosten für unsere Kunden entstehen dadurch keine“, verspricht Ellen Sommer-Gruß. Das Winterberger Bistorant zahlt 20 Cent pro Schüssel und 10 Cent pro Becher als Leihgebühr an das Relevo-System. „Das entspricht etwa dem Preis, den wir für eine herkömmliche Verpackung auch bezahlen“, erklärt die Gastronomin. Vor Ende der Rückgabe-Zeit bekommt der Kunde eine Erinnerung. Bringt er das Geschirr nicht innerhalb von 14 Tagen zurück, muss er die Verpackung kaufen. Kosten: 10 Euro pro Bowl und 5 Euro pro Becher.

Resonanz ist super

Abgeholt werden kann das Essen in einer runden, für die Mikrowelle geeigneten Schüssel, die 1100 ml Fassungsvermögen hat und mit einem auslaufsicheren Deckel ausgestattet ist, erklärt Ellen Sommer-Gruß. Sie verspricht: „Das ist hygienisch und nachhaltig. Und das Essen wird nicht matschig. Pommes zum Beispiel bleiben da schön knusprig drin und es passt auch ein Burger rein. Die Resonanz unserer Kunden ist sehr positiv. Vor allem junge Leute finden das Angebot super“.

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Noch ist Uppu im weiten Umkreis der einzige Gastro-Betrieb, der mit der „Relevo“-App arbeitet. Doch, die Winterbergerin hofft dass künftig weitere Anbieter aus der Umgebung hinzukommen. Sie verweist darauf, dass es deutschlandweit inzwischen mehr als 80.000 Nutzer gebe - die Zahl habe sich innerhalb von nur wenigen Monaten verdoppelt. „Ich habe mit anderen Gastronomie-Betreibern hier in der Umgebung gesprochen. Die waren sehr interessiert“, erzählt die Winterbergerin.

Nachhaltige Idee

„Wir sind beide sehr nachhaltig orientiert und versuchen auch privat, möglichst umweltfreundlich zu leben“, erklärt auch ihre Schwester Laura, warum der heimische Familienbetrieb auf die Mehrweg-App setzt. Sie ist übrigens Fachfrau für das Thema, denn sie hat Ökotrophologie und Nachhaltigkeit studiert. Das passt gut zum Slogan von „Relevo“, der für mehr Umweltschutz in der Gastronomie wirbt: „Lass Dir keinen Müll andrehen.“

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