Brilon. Emma Becker aus Brilon gewinnt mit „Verdammt nochmal Rot“ den Wettbewerb der Jugend-Literaturwerkstatt Graz. Das Thema ihrer Erzählung ist ernst

Gedanken und Ideen aufgeschrieben hat Emma Becker schon immer. Im vergangenen Jahr hat die 14-jährige Brilonerin nun für einen ihrer Texte einen Preis gewonnen. Ihre Kurzgeschichte „Verdammt nochmal Rot“ erzählt von einem Kind und dessen drogenabhängiger Mutter und erhielt den ersten Platz des europäischen Schreibwettbewerbs der Jugend-Literaturwerkstatt Graz.

Ermutigt von Familie und Freunden

Wenn sie mit ihrem Hund spazieren geht, hat Emma Becker immer ihr Handy griffbereit. Falls ihr spannende Gedanken und Einfälle kommen, hält sie diese in einer Sprachmemo fest und spinnt sie immer mal wieder weiter. Manchmal schreibt sie diese Gedanken dann auch zusammen und speichert sie ab. So einen Ideen-Pool hatte die damals 13-Jährige über ein rothaariges Mädchen in einer roten Welt bereits, als ihre ehemalige Geschichtslehrerin ihr im Sommer 2019 einen Schreibwettbewerb empfahl. Vorgaben gab es kaum und das Motto lautete ‚Anfangen‘.

Auch interessant

Ermutigt von ihrer Familie und Freunden setzte sie sich also an ihre Text-Fragmente, strich Stellen raus, fügte Zeilen hinzu, formulierte Sätze um und hielt am Ende ihre fünf Seiten lange Geschichte in der Hand. „Ich hatte ja nichts zu verlieren,“, erinnert sich die heute 14-Jährige, „aber, dass ich gewinnen würde, hätte ich nicht gedacht.“

Zerstörerische Mutter

Ihre Kurzgeschichte „Verdammt nochmal Rot“ handelt vom Alltag eines rothaarigen Mädchens mit ihrer drogenabhängigen, zerstörerischen Mutter, der alles andere als alltäglich ist. „Ich finde Charaktere mit einer Vorgeschichte, die einen psychologischen Hintergrund haben oder Krankheiten erleben, spannend. Durch Filme, Bücher und Serien hatte ich erste Eindrücke von Drogenabhängigen. Um aber die Darstellung der Mutter realistisch zu gestalten, habe ich weiter zu dem heiklen Thema nachgeforscht“, erklärt Emma Becker ihre Inspiration. In der Geschichte stehe aber nicht das Problem im Vordergrund, sondern der Mut der Tochter, aus diesem Leben auszubrechen.

Das Cover..
Das Cover.. © Emma Becker | Emma Becker

„In einer bildhaften Sprache, die geschickt Realität und Vorstellungswelt verknüpft, beschreibt sie die Beziehung zur Mutter, die reich an Emotionen ist. Besonders beeindruckt hat die Jury die einfühlsame Beschreibung dieser komplexen Mutter-Tochter-Beziehung und der Mut zur ungewöhnlichen experimentellen Sprache“, heißt es in der Jurybegründung des Wettbewerbs für die Altersklasse acht bis 13, in der Emma Becker den ersten Platz erhielt. Damit setzte sie sich gegen 102 Einsendungen aus neun Ländern durch.

Corona verhindert Preisverleihung

Die Preisverleihung im Frühjahr 2020 fiel Corona zum Opfer, ihre Preise erhielt die 14-Jährige per Post. Sie gewann einen Aufenthalt in einer Schreibwerkstatt in Österreich und die Veröffentlichung ihrer Geschichte in dem Buch „Anfangen“, in dem die preisgekrönten Texte zusammengetragen sind. Während der einwöchigen Schreibwerkstatt im vergangenen Sommer, die von zwei Autoren geleitet wurde, arbeitete Emma Becker außerdem an neuen Texten, die in einer weiteren Anthologie erscheinen werden. „Es war schön, mich einfach nur dem Schreiben zu widmen. Jeden Morgen bekamen wir drei Schlagwörter als Inspiration und mehrmals am Tag lasen wir uns in Konferenzen unsere Texte vor und sprachen gemeinsam darüber. Es war eine tolle Zeit und ich habe viel dazulernen können“, berichtet die Brilonerin.

Auch interessant

Leidenschaft Literatur

Die Neuntklässlerin verbringt nicht nur mit dem Schreiben von Texten viel Zeit, sondern liest auch außerordentlich viel. Zwei bis drei Bücher verschlingt sie durchschnittlich in einer Woche und in ihrem Bücherregal sind fast alle Genres vertreten. Aktuell arbeitet Emma Becker an ihrem ersten eigenen Buch und steckt mitten in den Vorüberlegungen zu einem Sciencefiction- und Dystopie-Roman: „Nachdem sich 30 Minuten voller Ideen in einer Sprachmemo angesammelt haben, habe ich angefangen, sie aufzuschreiben, damit ich nicht den Überblick verliere. Nun hängt meine Wand voller Zettel und es macht mir richtig Spaß, die Geschichte zu planen und zu plotten.“