Brilon. Das stellenweise hoch PCB-belastete Briloner Schulzentrum wird umgebaut. Dieser Mittelweg zwischen Sanierung und Neubau zeichnet sich ab.

Vom Briloner Schulzentrum bleibt nur noch ein Torso. Die Baukommission hat sich am Mittwoch dafür ausgesprochen, die hoch PCB-belasteten Gebäudeteile komplett abzureißen und neue Ersatzbauten anzudocken. Johannes Droste, Leiter des Gymnasiums Petrinum, sieht damit den vordringlichen Wunsch von Schülern, Eltern und Lehrern umgesetzt: „Wir brauchen eine saubere, gesunde und zukunftsfähige Schule. Das wird mit dieser Variante realisiert.“ Für die Stadt Brilon wird das die größte Einzel-Investition der vergangenen Jahrzehnte: Das Vorhaben ist auf rund 34 Millionen Euro - Stand heute - kalkuliert.

Weite Kostenspanne

Das gesamte Obergeschoss des Schulzentrums wird abgetragen, sogar komplett abgerissen werden der Verwaltungstrakt des Gymnasiums und der westliche an die Pausenhalle angrenzende Trakt. Von der aktuellen Bausubstanz bleibt nur der zentrale Bereich mit Pausenhalle, Aula und Mensa eingeschossig erhalten sowie die bisherigen naturwissenschaftlichen Räume.

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Der Rat hatte im vergangenen November die aus sechs Ratsmitgliedern, drei Vertretern der Verwaltung, den beiden Schulleitungen sowie je einem Vertreter der beiden Schulpflegschaften bestehende Gremium mit der Ausarbeitung einer Beschlussempfehlung installiert. Im Spätherbst hatte das Paderborner Planungsbüro Plan Bee den politischen Gremien verschiedene Sanierungs- und Neubauvarianten vorgestellt. Die Kosten hingen dabei stark davon ab, in welchem Umfang während der Bauarbeiten Container angemietet werden mussten, um den Unterrichtsbetrieb aufrecht zu erhalten.

Aula, Pausenhalle und Mensa bleiben erhalten

Was hinzukommt: Der jetzige Teil-Neubau liegt lediglich rund zehn Millionen Euro über den veranschlagten Kosten einer Komplett-Sanierung des Schulzentrums in seiner jetzigen Form.

Einstimmige Empfehlung der Baukommission

Im Bau- und Planungsausschuss im November hatten sich zwei Ratsmitglieder für einen kompletten Neubau ausgesprochen, nämlich Frauke Müthing (Briloner Bürgerliste, BBL) und Wolfgang Diekmann (CDU).

Beide gehören auch der Baukommission für die Sanierung des Schulzentrums an.

Dass am Mittwoch die Empfehlung dennoch einstimmig für den Teil-Neubau ausfiel, hat nichts mit einem Meinungswechsel der beiden zu tun.

Vielmehr hatten sich beide am Mittwoch vertreten lassen: Bei Wolfgang Diekmann war es ein Kollege der CDU, bei Frauke Müthing eine Stadträtin der Grünen.

Für Jürgen Kürmann, Mitglied der Bau-Kommission und Vorsitzender des Bau- und Planungsausschusses, ein zentrales Argument für diese Lösung. Ein weiteres: Die Aula bleibt erhalten. Die, so Kürmann, sei in ihrer Gestaltung weit und breit einzigartig. Und auch die erst 2010 eröffnete Mensa kann weiter benutzt werden. Und mit der Eingeschossigkeit ergeben sich - etwa durch Lichtkuppel - moderne Gestaltungsmöglichkeiten

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Ein Neubau war auf bis zu 54 Millionen Euro veranschlagt worden. Enormer Kostenfaktor waren die Container, die für die Bauzeit zur Aufrechterhaltung des Unterrichts hätten angemietet werden müssen. Bei der jetzigen Lösung spielen sie keine Rollen.

Europaweite Ausschreibung

Denn die Abbrucharbeiten werden erst vorgenommen, wenn die Ersatzbauten bezugsfertig sind. Vorübergehend können sowohl die dann schon fertigen neuen MINT-Räume - es sind etwa ein Dutzend Klassen vorgesehen - und den bereits an der Heinrich-Lübke-Schule stehenden Container soll sich der Unterricht provisorisch stemmen lassen.

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Die genaue Lage der beiden neuen Anbauten wird erst im Lauf der weiteren Planung festgelegt. Laut Empfehlung der Baukommission soll es bei zwei Geschossen bleiben. Auf den neuen MINT-Trakt hat die Planung keinen Einfluss. Dessen Bau war bekanntlich schon vor und unabhängig von der 2018 festgestellten PCB-Belastung des Hauptgebäudes beschlossen worden.

Auf Dreizügigkeit ausgelegt

Zur März-Sitzung des Bau- und Planungsausschusses, so Beigeordneter Reinhold Huxoll, will die Stadt eine konkrete Beschlussvorlage ausarbeiten. Die Arbeiten - und das gilt auch schon für die Planungsphase - müssen wegen ihres Volumens europaweit ausgeschrieben werden. Die Stadt habe diesbezüglich bereits die Kommunalagentur NRW um Unterstützung geben, so der Beigeordnete.

Die Raumkapazität wird der Schulentwicklungsplanung angepasst und dreizügig ausgebaut. Zurzeit besuchen rund 620 Schüler das Gymnasium. Beim Bau in den 70er Jahren war das Petrinum auf 700 Schüler ausgelegt. Zeitweise, so Johannes Droste, wurden dort allerdings mehr als 1000 unterrichtet.