Hochsauerlandkreis/Brilon. Nicht alle Mitarbeiter eines Sozialen Trägers im HSK bekommt Corona-Prämien. AWO, Caritas, DRK und Diakonie: Wer von ihnen zahlt und wer nicht:

Die Corona-Prämie soll entschädigen. Wertschätzung in den Berufsgruppen zeigen, die in der Pandemie unter großem Druck und Stress leiden. So wurde es in den letzten Tarifverhandlungen im vergangene Jahr beschlossen. Allerdings: Nicht jeder bekommt eine Prämie von seinem Arbeitgeber ausgezahlt. Nach Informationen der WESTFALENPOST gehen Briloner Mitarbeiter der AWO teils leer aus, während andere Soziale Träger die Prämie an alle Mitarbeiter zahlen. Auch die Gewerkschaft ver.di will die ungleiche Zahlung der Prämie stärker in den Blick nehmen. Das sagen...

… die Gewerkschaft ver.di

Die Corona-Prämie wurde zuerst von der Bundesregierung beschlossen. Ziel dieses Beschlusses war es, den Altenpflegern eine Sonderprämie in Höhe von 1500 Euro zukommen zu lassen. Susanne Hille von ver.di erklärt: „Jetzt gibt es gerade unterschiedliche Vermengungen, die mit den Tarifverhandlungen im letzten Sommer zu tun haben.“

Kommentar Es geht nicht ums Geld

Die Corona-Prämie ist wichtig und richtig. Das Gefühl von Ungerechtigkeit – von Vergessen-worden-sein – was bei Mitarbeitern in der Pflege aufkommt, wenn sie keine Prämie erhalten, ist nur verständlich. Tagtäglich kämpfen genau diese Menschen in der Krankenpflege, in Altenheimen, in Kitas und Pflegeeinrichtungen gegen das Virus und für unsere Eltern, Geschwister oder Kinder. Bei der Corona-Prämie geht es vielleicht nicht nur um das Geld. Es geht um gelebte Wertschätzung seinen Mitarbeitern gegenüber, die jeden Tag die wichtigsten Stationen in unserer Gesellschaft am Laufen halten. Das sollten Arbeitgeber nicht verwechseln!

Von Jana Naima Schopper

So sei im Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) eine Corona-Prämie ausgehandelt worden. Dabei handelt sich bei der Corona-Sonderzahlung um eine Einmalzahlung, die bis zu 600 Euro betragen kann und der Entgeltgruppe angepasst wird. Das Problem: Nicht jeder Soziale Träger wendet den TVöD an. „Bei der AWO ist es zum Beispiel so, dass manche Mitarbeiter einen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst haben, andere aber einen AWO-Tarifvertrag.“ In einer Kita im Raum Aachen sei es daher sogar so, dass einige Erzieherinnen die Prämie bekämen, andere nicht. „Da werden auch gerade Unterschriften gesammelt, um dem entgegenzuwirken“, sagt Susanne Hille. Arbeitgeber könnten die Prämie allerdings freiwillig zahlen – steuer- und sozialversicherungsfrei bis zum 30. Juni 2021. Susanne Hille von ver.di verstehe das Gefühl von Ungerechtigkeit, das aufkomme, wenn nur ein Teil der Mitarbeiter eine Prämie erhalten. „Deswegen machen wir uns auch dafür stark, dass ein Unternehmen auch nur einen Tarifvertrag anwendet. Es geht darum, die Mitarbeiter nicht ungerecht zu behandeln.“

… die AWO

„Alle Mitarbeiterinnen aus dem Bereich Altenpflege haben die „Corona-Prämie“ des Bundes im Jahr 2020 in voller Höhe erhalten“, sagt Stefan Goesmann, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Hochsauerland/Soest. Die AWO sei aber ein tarifgebundenes Unternehmen. Maßgeblich sei der Tarifvertrag TV AWO NRW, der für ganz Nordrhein-Westfalen gelte.

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„Es gibt bei uns daher keine Mitarbeiterinnen, die unter den TVöD fallen. Daher ist die „Corona-Prämie“ des TVöD für uns nicht relevant.“ Entsprechend sei keine Prämie an diejenigen ausgezahlt worden, die nicht den TVöD unterschrieben haben. Der Arbeitgeberverband der AWO in NRW (AGV) stehe zur Zeit in Tarifverhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi, wie auch Stefan Goesmann bestätigt. „Es gibt bisher noch keine Verhandlungsergebnisse. Ob eine „Corona-Prämie“ oder ähnliches Bestandteil dieser Verhandlungen sein wird, entzieht sich meiner Kenntnis.“

… die Caritas

„Bei der Caritas Brilon wurden im Juli und Dezember 2020 an die Mitarbeitenden in der Alten- und Krankenhilfe die von Bund- und Ländern finanzierte Corona-Prämie ausgezahlt“, erklärt Caritas-Vorstand Heinz-Georg Eirund.

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Insgesamt seien das 346.477 Euro gewesen. „In der ersten Jahreshälfte 2021 wird eine weitere Corona-Prämie an alle 1.150 Mitarbeitenden im Caritasverband Brilon ausgezahlt. Die Gesamtsumme dafür beträgt 364.000 Euro, die der Verband selbst erwirtschaften muss.“ Die Höhe der Prämie richte sich nach den Entgeltgruppen: 600 Euro würden die unteren Entgeltgruppen, 400 die mittleren und 300 die oberen bekommen.

… das DRK

Das Deutsche Rote Kreuz hat mit dem Dezember-Gehalt die Corona-Prämie für die Erzieherinnen und Erzieher ausbezahlt. Diese Angabe machte Thorsten Rediger, Vorstand des DRK Brilon, gegenüber der Westfalenpost. Die Prämie werde laut Tarifabschluss aus dem Tarifwerk Corona Sonderzahlung berechnet. Alle hauptamtlichen Mitarbeiterinnen des DRK im Altkreis Brilon hätten im Dezember die Corona Sonderzahlung erhalten.

… die Diakonie

„Die Corona-Prämien des Jahres 2020 sind nach unserem Kenntnisstand von den diakonischen Trägern ausgezahlt beziehungsweise befinden sich in Auszahlung“, bestätigt Pressesprecherin Kathrin Klinkusch von der Diakonie. Die Diakonie begrüße allgemein eine Corona-Prämie, sehe aber Herausforderungen in der Ermittlung der Berechtigten.

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„2020 wurde auf der Bundesebene zwei Prämien angesichts der besonderen Belastungen in der Pflege ausgelobt. Die eine sollte in der Altenpflege einen Ausgleich schaffen. Die andere Prämie sollte in den Krankenhäusern die belohnen, die die COVID-19-Patient*innen gepflegt haben.“ Auf der Ebene der Bundesländer sei das Bild noch etwas vielfältiger: „Hier wurden von den Ländern ergänzende Prämien, teilweise auch in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen ausgelobt – oder auch nur Mitarbeitende der kommunalen Einrichtungen begünstigt.“ Die Höhe der Prämie im Einzelfall hinge von der Arbeitszeit und der Belastung durch Corona (Patientenkontakt, Quarantäne usw.) ab. „Aus der Sicht der Diakonie hätten auch Mitarbeitende in der Wohnungslosenhilfe oder stationären Jugendhilfe eine Prämie verdient“, erklärt Kathrin Klinkusch. Aktuell hae Bundesgesundheitsminister Spahn vorerst für den Bereich des Krankenhauses eine weitere Prämie in Aussicht gestellt. „Nach unserem Kenntnisstand wird sie dem engeren Kreis derjenigen zugutekommen, die in direktem Kontakt mit COVID-Patienten arbeiten.“

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