Brilon. Die Preise für Fichtenholz haben sich etwas erholt. Aber Waldbesitzer und Sägewerke fürchten um ihre langfristige Existenz.

Die Nachricht ist gut. Eigentlich. Die Preise für Fichtenholz ziehen an. Die Perspektive allerdings ist schlecht: Falls in diesem Jahr und im nächsten Jahr ebenso viel Käferholz geschlagen muss wie im vergangenen, dann war’s das mit der Fichte in der Stadt des Waldes.

Lag der normale Jahreseinschlag bei der Fichte um die 34.000 Festmeter herum, so wurden seit Beginn der Trocken- und Borkenkäferzeit 2018 bisher rund 780.000 Festmeter gefällt. Für dieses Jahr stehen weitere 300.000 Festmeter auf dem Plan.

Hoffen auf nasses Frühjahr

Zum Jahresende, so Forstamtsleiter Dr. Gerrit Bub, wären auf den 4100 Hektar Fichtenfläche nur noch rund 280.000 Festmeter übrig. Immerhin: Auf rund 1000 Hektar befinden sich zehn- bis 20-jährige Bestände. Deren Harzdruck, so der Forstfachmann, sei hoch genug, um den Borkenkäfer abzuwehren. Aber das habe man bisher von den 30- bis 40-jährigen Fichten auch noch gedacht. Und doch setzt der Käfer mittlerweile auch diesen Beständen zu.

Die aktuelle Kältephase könne helfen, die Borkenkäferwelle zu brechen, hofft Dr. Bub. Allerdings gelten die Käfer als kälteresistent, doch zumindest den unter der Rinde überwinternden Käfern – immerhin 95 Prozent – könnte eine derart heftige Kältephase zusetzen. Den vergangenen Winter haben, so das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, 78 Prozent dieser Käfer überlebt.

Tiere vertragen starken Frost unterschiedlich gut

Schlechte Nachrichten für Feldhamster, gute Nachrichten für Bienen: Die aktuelle Eiseskälte wirkt sich auf die Tierwelt nach Angaben von Naturschützern sehr unterschiedlich aus. „Für Insekten wäre ein warmer Winter in der Tendenz das größere Desaster“, sagte der Leiter Naturschutzpolitik des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Magnus Wessel. „In warmen Wintern machen die Parasiten und Pilze, die die Tiere in der Winterruhe befallen, einfach weiter.“ Dies falle in kalten Wintern weg. Und im Zweifel säßen befruchtete Wespen- oder Bienenköniginnen an einer geschützten Stelle und hielten die Kälte gut aus.

Anders verhält es sich mit Mücken, wie Sebastian Kolberg vom Naturschutzbund (NABU) sagte. „Sollte das Wasser zufrieren, in dem die Larven liegen, schaffen sie es im Zweifel nicht mehr hinaus.“ Das komme aber darauf an, wie lange die Kälte anhält.

Für Waldbesitzer hat Kolberg keine guten Nachrichten: Der Borkenkäfer etwa sei sehr resistent und verharre einfach in einer Froststarre. „Da kann der Winter noch so stark sein.“

Viel wichtiger, so Dr. Bub, sei ein nasses Frühjahr. Zum einen, weil dann die in der Erde verborgenen Käfer verpilzen und absterben, und zum anderen, damit den Bäumen ordentlich Wasser zur Verfügung steht. Sorgte doch gerade die Dürre mit dafür, dass die Fichten mangels Flüssigkeit kaum noch Harz bilden konnten.

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Nach Angaben von Wald und Holz NRW können aus der Brut eines Borkenkäfer-Weibchens in einer Vegetationsperiode bei drei Generationen mehr als 100.000 Nachkommen entstehen. Folge: „Das Übersehen eines Käferbaums im Frühjahr kann zum Befall von mehr als 8000 weiteren Bäumen noch im selben Jahr führen.“

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Eine Hochrechnung aus dem Jahr 2018 hat ergeben, dass aus der Borkenkäfer-Population eines einzigen Baumes eine potenzielle Nachkommenschaft von 1,5 Milliarden Käfern im Folgejahr entstehen kann. Pro Hektar gab es im vergangenen Früjahr zwischen 300.000 und 10 Millionen Käfer pro Hektar, im Boden lagen die Bestände zwischen 26.000 und 1,3 Millionen Exemplaren.

Sägewerke kaufen auf Vorrat

Hatte das Überangebot des Käferholzes die Preise zunächst von rund 95 Euro auf 30 Euro pro Festmeter in den Keller gedrückt, so sind sie in jüngster Zeit um rund zehn Euro auf 50 Euro pro Festmeter gestiegen. „Das ist noch lange nicht auskömmlich“, sagt Dr. Bub. Der Grund liegt beim Blick in den Briloner Wald auf der Hand: Die Sägewirtschaft fürchtet um ihren Rohstoff.

Riesige Mengen günstiges Käferholz fließen in den süddeutschen Markt ab – dort schonen die Waldbesitzer ihre (noch) nicht vom Käfer befallenen Bestände. Außerdem geht viel nach Asien. Die heimischen Säger, so Dr. Bub, würden Holz auf Vorrat kaufen: „Es bleibt in der Region ja nicht viel übrig.“