Diana Kothe ist von Marsberg nach Mexiko ausgewandert. Der WP erzählt sie, wie das Leben mit Corona-Pandemie in ihrer neuen Heimat ist.

Auch interessant

Marsberg/Puebla. Diana Kothe lebt in Pueblo, Mexiko. Vor zwölf Jahren ist sie von Marsberg nach Mexiko gezogen - für ihre große Liebe. Jetzt lebt sie mit ihrem Mann und den beiden Töchtern in Puebla – und erfährt auch dort hautnah, wie eine Pandemie das ganze Leben auf den Kopf stellt. Diana Kothe erzählt, wie unterschiedlich Deutschland und Mexiko mit der Pandemie umgehen.

+++ Sie wollen wissen, was in Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg und Hallenberg passiert? Melden Sie sich hier zum kostenlosen Newsletter an +++

Auch interessant

„Ich bin schon immer gerne durch die ganze Welt gereist“, sagt Diana Kothe. Sie telefoniert Vormittags nach Deutschland, wenn es hier schon auf den Abend zugeht. Neun Stunden Zeitunterschied. „Durch ein Praktikum bei VW bin ich dann nach Mexiko gekommen - und geblieben.“ In Puebla, einer Großstadt in Mexiko, steht ein VW-Werk. Dort arbeitet Diana Kothe jahrelang, bis sie sich selbstständig macht. „Teilzeit ist hier kein Modell, das gut funktioniert. Also habe ich angefangen, deutsche Lebensmittel und Konserven zu verkaufen. Das funktioniert sehr gut, denn in Puebla leben viele Deutsche.“ Sie spricht von tausenden Deutschen, die häufig für das VW-Werk arbeiten. Selbst eine deutsche Schule gibt es in der mexikanischen Stadt, die Humboldt-Schule in der auch Kita-Kinder betreut werden. Die besuchen ihre beiden Kinder, sechs und vier Jahre alt – im April vergangenen Jahres sind sie das letzte Mal dort. Corona. Shutdown. Homeschooling.

Von heute auf morgen geschlossen

Diana Kothe aus Marsberg ist vor 12 Jahren nach Mexico ausgewandert. Dort erlebt sie die Pandemie ganz anders.
Diana Kothe aus Marsberg ist vor 12 Jahren nach Mexico ausgewandert. Dort erlebt sie die Pandemie ganz anders. © WP | Diana Küthe

„Von heute auf morgen ist die Schule geschlossen worden. Bis jetzt hat sie nicht mehr geöffnet.“ Seit über zehn Monaten unterrichtet Diana Kothe ihre Kinder Zuhause via Zoom-Meetings. „Im Online-Unterricht wird mit den Kindern getanzt und gesungen“, erzählt sie. Manchmal wird auch schreiben geübt oder gerechnet. Immer vormittags läuft der Online-Unterricht. Am Nachmittag sei sie oft im Schwimmbad gewesen – doch auch das hat irgendwann die Türen geschlossen.

Auch interessant

„Langsam wird hier wieder gelockert“, sagt Diana Kothe. Gelockert, obwohl die Zahlen nicht gut sind. Obwohl die Sterberate sehr hoch sei. Das Einkaufszentrum mache trotzdem wieder auf. Immer montags bis freitags, normalerweise öffnet es selbst sonntags. Vor dem Betreten eines Ladens muss Diana Kothe ihre Füße desinfizieren. Ein Fieberthermometer misst die Temperatur - über 37,5 Grad heißt Betretungsverbot. Überall muss sie eine Maske tragen. Wenn sie ein Restaurant betreten will, muss Diana Kothe erst durch einen Desinfektionstunnel, in dem sie von oben bis unten mit Desinfektionsspray eingesprüht wird. Die Regierung mache auf, um die Wirtschaft zu schützen. Nur die Schulen und Kitas bleiben zu. „Wir haben noch keine Nachricht, wann es wieder losgeht. Wir hoffen auf den kommenden August.“

Seit April sind die Kinder daheim

Auch interessant

Die Töchter von Diana Küthe können sich auf einem Bauernhof auspowern.
Die Töchter von Diana Küthe können sich auf einem Bauernhof auspowern. © WP | Diana Küthe

Seit April sind Diana Kothes Kinder Zuhause. Als auch die Schwimmbäder schließen, tut sie sich mit einigen anderen Müttern zusammen und fährt die Kinder auf einen nahegelegenen Bauernhof, wo sie spielen und gleichzeitig lernen können. „Wären meine Kinder nur Zuhause, würden sie sich kaum sozialisieren. Auf dem Bauernhof füttern sie Tiere, spielen miteinander und lernen so an der frischen Luft.“ Während die Kinder betreut werden, arbeitet Diana Küthe. Ihr Mann betreibt eine Bubble-Tea-Kette, arbeitet ebenfalls. Das Homeschooling ist anstrengend, das Stresspotenzial hoch, wie sie sagt.

Diana Kothe nimmt das Virus nicht auf die leichte Schulter. Zuhause sorgt sie für gesunde Ernährung, die das Immunsystem stärken soll. „Wir gehen davon aus, dass wir es irgendwann bekommen werden. Dann möchte ich gute Voraussetzungen schaffen“, sagt sie. Viele in Puebla würden sich anstecken und dann in das städtische Krankenhaus gehen, wo die Versorgung nicht so gut ist. „Man sagt, acht von zehn Menschen sterben in den städtischen Krankenhäusern an COVID-19. Geht man in ein privates Krankenhaus, werden acht von zehn Menschen gesund.“

Mutter lebt noch in Marsberg

Ihre Mutter lebt noch in Marsberg, war im November das letzte mal bei ihr zu Besuch. „Sie ist ganz vorsichtig geflogen. Hat alles desinfiziert bevor sie es angefasst hat und ist direkt hier für fünf Tage in Quarantäne gegangen. Wann wir sie das nächste Mal sehen können, weiß ich nicht.“ Die Situation ist schwierig, trotzdem versucht sie, positiv zu bleiben. „Sonst geht man mental kaputt.“ Sie hofft auf die Impfung. In Mexiko sollen bis März alle Menschen über 60 geimpft werden. Der Impfstoff solle schnell auch im privaten Sektor freigegeben werden. Dann kann das Leben vielleicht wieder weitergehen - so wie früher.