Hochsauerlandkreis. So ein Extremwetter gibt es nur alle paar Jahre! Experte Julian Pape erklärt, wo und wann es gefährlichen Eisregen gibt und wo viel Schnee fällt
Julian Pape ist ein ruhiger und besonnener Mensch. Er neigt nicht dazu, mit Superlativen um sich zu werfen oder Panik zu verbreiten. Aber beim Blick auf die verschiedenen Vorhersage-Modelle, die momentan in Umlauf sind, macht der Experte vom Wetterportal Sauerland doch eine bemerkenswerte Aussage: „So ein Extrem-Wetter wie in den nächsten Tagen hat man höchsten alle zehn, fünfzehn Jahre einmal.“
Kalte Luft trifft auf warme Luft
Kalte Luftmassen, die mit minus 30 Grad aus Skandinavien unterwegs sind und sich über der Ostsee auf minus 5 Grad erwärmen, treffen auf 15 Grad Wärme aus Süddeutschland. Und immer dort, wo die beiden Reisenden sich in die Haare geraten, da wird es ungemütlich. „Da kommt es quasi zum Showdown“, sagt Pape. Das Hochsauerland wird es aller Voraussicht nach in der Nacht zum Sonntag treffen. Und zwar mit Eisregen und Schnee – je nach Lage. Im Laufe des Sonntag wird der Eisregen überall mehr und mehr in Schnee übergehen – aber dann nicht mehr in riesigen Mengen.
Exakte Prognose ist schwierig
„Es ist nicht ganz einfach zu sagen, wann es uns am Samstag wie erwischt. Die Grenze kann sich leicht um zehn oder zwanzig Kilometer und um ein oder zwei Stunden verschieben. Wie es jetzt aussieht, wird das Ganze am späten Samstagabend losgehen. Der Bereich von Marsberg bis in die Medebacher Bucht wird eher noch Schnee abbekommen. Das könnten um die 20 Zentimeter werden. Die Gegend um Olsberg, Brilon und auch Winterberg wird eher mit Eisregen zu kämpfen haben. Und da sprechen wir von mehreren Stunden Regen, der für gefährliche Glätte sorgen und durch den es bei Bäumen zu Eisbruch kommen kann“, sagt Pape. Es werde auf jeden Fall auf den Straßen gefährliche Zustände geben; jeder solle sich wirklich gut überlegen, ob er sich ins Auto setze.
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Räumdienste rüsten auf
Der Winterdienst hat die Wetterprognosen immer im Blick und kennt auch das prognostizierte Szenario. „Zu 70 Prozent ist das für uns Tagesgeschäft. Wir haben aber zusätzliches Personal in Bereitschaft versetzt. Das gilt für Fahrer, aber auch für die Werkstätten für den Fall, dass Ketten aufgezogen werden müssen“, sagt Oscar Santons, Sprecher von Straßen.NRW. Vorsorglich werde man auch schon am Samstag in den frühen Abendstunden damit beginnen, die Straßen abzustreuen.
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Beim Hochsauerlandkreis sorgen die Wetteraussichten noch nicht für Krisenstimmung. Sollte es soweit kommen, dass durch vermehrten Eisbruch Straßen nicht befahrbar sind oder sonstige Maßnahmen ergriffen werden müssen, würde der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ einberufen, sagt Kreissprecher Martin Reuther. Bevor der tagt, sind aber die Gemeinden am Zug.
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Kristalline Eiskörner
Mit dem Niederschlag werde es am Samstagnachmittag losgehen; von Stunde zu Stunde werde es kälter. Und dann werde aus dem Regen, ein Gemisch aus Schnee und Eisregen, sagt Julian Pape. „Die kalte Luft ist physikalisch betrachtet schwerer als die warme Luft. Kalt schiebt sich am Boden unter Warm, das auf dem Weg in Richtung Norden immer mehr nach oben strebt“, erklärt der Fachmann. Aus der warmen Luft in der Höhe regnet es in die kalte Luft hinein. Folge: entweder gefriert der Regen noch in der Luft zu kristallinen Eiskörnern oder er platscht als Tropfen auf den Boden und gerinnt dort zu einer unglaublich glatten Fläche. Die Kügelchen wären fast noch das geringere Übel, noch gefährlicher ist die zweite Variante.
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Auf jeden Fall warm anziehen
Welche Ausmaße eine solche Wetterlage annehmen kann, erlebte man im Winter 1978/79 mit meterhohen Schneeverwehungen im Norden Deutschlands. Pape: „Diesmal wird es nicht so schlimm kommen, die Konstellation der Hochs und Tiefs ist aber sehr ähnlich.“ Die Niederschläge können übrigens bis Sonntagnachmittag anhalten. Montagmorgen wird es dann minus zehn Grad kalt sein, dann ziehen die Niederschläge ab, es wird ruhiger und der Wind lässt nach. So oder so: wir müssen uns warm anziehen.