Hochsauerland. Haben Mundschutz, Abstandhalten und strenge Hygiene in Coronazeiten auch die Ausbreitung weiterer Infektionen gering gehalten?

Abstand halten, Hände waschen sowie Mund- und Nasenschutz sind offenbar nicht nur probate Mittel, um sich vor Corona zu schützen. „Die verschärften Hygieneregeln, die Lockdowns und die Maskenpflicht haben vermutlich dazu beigetragen, dass die Zahl der Infektionen im vergangenen Jahr landesweit zurückgegangen ist.“ Das sagt Melanie Pothmann, Sprecherin des NRW-Landeszentrums für Gesundheit auf Nachfrage unserer Zeitung. Kreisweit gab es demnach 2020 „nur“ 672 Fälle meldepflichtiger Infektionskrankheiten. Im Vorjahr waren es 790. Für ganz NRW lauten die Zahlen 54.880 gemeldete Infektionen (im Vergleich zu 76.767 in 2019).

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Mehr als 60 meldepflichtige Erkrankungen

Auf der LZG-Homepage ist ganz genau aufgelistet, mit welchen meldepflichtigen Krankheiten sich die Bürger im ganzen Land im vergangenen Jahre angesteckt haben. Corona nimmt mit 4996 Fällen im HSK - Stand gestern - den traurigen Spitzenplatz ein, wird aber in dieser Aufzählung der 63 meldepflichtigen Krankheiten nicht aufgelistet. Das Virus hat seinen eigenen Datenbestand: Stattdessen finden sich hier Namen wie Poliomyelitis (Kinderlähmung), Milzbrand oder das Marburgfieber – alle drei tauchen zum Glück in der Tabelle für den HSK nicht auf.

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Fast alle Zahlen rückläufig

Vorweg: nahezu alle Infektionszahlen sind im Jahresvergleich rückläufig – mit einer Ausnahme: Influenza. 2019 erkrankten daran 123 Personen, 2020 waren es 290. „Gerade bei der Grippe muss man das Infektionsgeschehen eher saisonal betrachten. Sie kommt vom Herbst bis Frühjahr vor. Es kann sein, dass im März vergangenen Jahres die Grippewelle schon durch war und der erste Lockdown daher keine signifikanten Auswirkungen auf die Zahlen haben konnte“, mutmaßt Melanie Pothmann. Der Leiter des Kreisgesundheitsamts, Dr. Peter Kleeschulte, geht außerdem davon aus, dass im vergangenen Jahr wegen Corona viel häufiger getestet und dabei dann oft der Grippe-Erreger nachgewiesen worden sei.

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Vorsicht bei der Verarbeitung von frischem Fleisch

Nach der Influenza folgt auf Platz 2 die Campylobacteriose, an der kreisweit 148 Menschen erkrankten. Campylobacter sind bakterielle Erreger von Darminfektionen. Sie äußern sich durch starke Durchfälle und Bauchschmerzen und zählen zu den häufigsten Lebensmittelinfektionen. „Das ist der Klassiker, wenn man zum Beispiel bei der Verarbeitung von rohem Hähnchenfleisch nicht sauber arbeitet, auf einem Holzbrett schneidet oder Fleisch nicht richtig durchgart. Ich denke die Dunkelziffer ist noch mal deutlich höher“, so Dr. Kleeschulte. Im Vorjahr gab es davon im HSK sosogar 218 bestätigte Fälle.

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Häufiges Händewaschen und Desinfizieren sind zur Alltagsroutine geworden.
Häufiges Händewaschen und Desinfizieren sind zur Alltagsroutine geworden. © dpa | Rolf Vennenbernd

Weniger Norovirus-Erkrankungen

Rückläufig ist auch die Zahl der Menschen, die sich einen Norovirus eingefangen haben. Die äußerst ansteckende Magen-Darm-Erkrankung erwischte laut Statistik im vergangenen Jahr 63 Menschen – davor waren es 135. Gerade auch hier sind Hygienemaßnahmen sehr wichtig, um eine Ausbreitung zu verhindern.

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Gleiches gilt für Salmonellen-Erkrankungen: 27 wurden 2020 gemeldet; im Vorjahr waren es 40. Stark zurückgegangen ist demnach die Zahl der Windpocken und zwar von 69 auf 23. Die Leber-Erkrankung Hepatitis B taucht in der Liste mit 21 Fällen auf (2019: 14). Es folgen Clostridium difficile (einer der häufigsten Krankenhauskeime) mit 19 Fällen (im Vorjahr 18), Hepatitis C (16, davor 36) oder Rotavirus-Gastroenteritis (13/19).

Waren 2019 noch 32 Fälle von Keuchhusten gemeldet, steht dort jetzt eine 5 in der Liste und die Zahl der Menschen, die an Legionellen erkrankten, sank von 10 auf 0. Mehr Infos unter www.lzg.nrw.de