Brilon-Bontkirchen. Patrick Holubek wurde das Pflaster in Dortmund zu heiß. Jetzt lebt er in Brilon-Bontkirchen, eröffnet ein Tonstudio. Was er für Jugendliche tut:
Patrick Holubek ist das Pflaster in Dortmund zu heiß geworden, wie er sagt. Mit seiner Frau ist er von der Großstadt auf‘s Dorf gezogen. In Bontkirchen hat er sein neues Zuhause gefunden und eröffnet ein Tonstudio, in dem auch Jugendliche die Chance haben, ihre Liebe für Musik und Tontechnik zu entdecken. Ganz einfach ist das für ihn nicht an jedem Tag, denn er leidet unter Fibromyalgie, einer Schmerzkrankheit, die für verlorene Tage sorgt.
Kiffende und prügelnde Nachbarn
„Wir haben in einer schlechten Wohnung gelebt“, sagt Patrick Holubek (34) über Dortmund. Sich prügelnde Nachbarn. Kiffende Nachbarn.
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„Meine Frau und ich haben uns schon immer eine Hütte auf dem Berg gewünscht und irgendwann haben wir angefangen, uns im Sauerland umzuschauen.“ Sie finden ihr neues Zuhause in Bontkirchen, leben dort seit wenigen Monaten. „Es ist wunderschön hier und ich kann wirklich sagen: Ich lebe dort, wo andere Urlaub machen“, sagt er und lacht. Hier sei Ruhe, hier seien Kinder noch Kinder. „Wenn ich im Bus in Dortmund sitze, dann höre ich die Kinder über Highscores auf dem Handy reden. Hier reden sie darüber, in wen sie verliebt sind. Sie sind viel unberührter als in einer Großstadt.“
In Bontkirchen haben sie neue Nachbarn, die zum Grillen einladen. „Der Sauerländer ist verschlossen, aber wenn man auf ihn zugeht, ist er sehr nett“, sagt Patrick Holubek. Er vermisst die Anonymität der Großstadt nicht. Genießt es, beim Spazierengehen auch mal Small-Talk zu halten. Nur der Kiosk um die Ecke, der fehlt.Schon in Dortmund hat Patrick Holubek ein Tonstudio eröffnet. Zuvor hat er im Einzelhandel gearbeitet und ist mit seiner Musik durch die Städte getourt. Seit er 13 ist, macht er Musik. Erst tritt er mit Rap in Kamen auf, kommt dann aber irgendwie zum Blues. Irgendwann fängt er an, sich mit der Tontechnik auseinanderzusetzen, beginnt von studierten Toningenieuren zu lernen. Noch heute tauscht er sich mit ihnen aus.
Wegen der Krankheit muss er zurückstecken
Wegen seiner Krankheit kann er irgendwann nicht mehr so, wie er möchte. „Man muss sich vorstellen, dass man den ganzen Tag im Fitness Studio trainiert hat. Wie der Kater am nächsten Tag fühlt sich für mich die Fibromyalgie an. Oder, als würde man zehn Pullover und zehn Hosen auf einmal tragen. Der Körper ist schwer und schmerzt.“ Seit sechs Jahren kämpft er mit der Krankheit. An manchen Tagen geht nichts, dann rauben ihm die Schmerzen die Konzentration.
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Verlorene Tage nennt er sie. Manchmal muss er abbrechen. „Meine Frau und ich sind mal im Phantasia-Land gewesen und nach zwei Stunden mussten wir wieder fahren, weil ich nicht mehr konnte. Ich habe das Glück, eine so mega tolle Frau an meiner Seite zu haben, die mich versteht.“ Und er sieht seine Krankheit positiv. „Ohne sie würde ich wahrscheinlich noch im Einzelhandel arbeiten, zwölf Stunden am Tag. Ich würde nicht das machen, was ich liebe.“
Patrick Holubek musste umdenken. „Ich musste von Zuhause arbeiten. Aber Nichtstun liegt mir nicht. Ich bin erfolgsorientiert und ich dachte, ich versuche mein Glück.“ In Dortmund betreut er fast ausschließlich Rapper. Viele, die noch nicht lange professionell Musik machen. Dazu mischt er Instrumentals für Hip Hop und Pop-Musik. Aus ganz Deutschland bekommt er Aufträge. Manche der Rapper betreut er noch heute und auch Instrumentals mischt er noch, aber in Bontkirchen will er neu durchstarten.
Studio auf 15 Quadratmeter
Sein Studio „3-Sixty-Production“ ist nur klein, betreuen kann er einen Solosänger. Oder zwei bis drei Akustik-Musiker. 15 Quadratmeter fasst das Studio im Höhenweg 5, Brilon-Bontkirchen. Klein, aber oho wie er sagt. „Wir können was“, versichert er.
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Und: „Es wird ein Neuanfang“, sagt Patrick Holubek. Davon soll auch die Jugend in der Region etwas haben. In seinem Tonstudio will er einmal monatlich einen Schnuppertag für zwei Jugendliche anbieten. Mehr könne er nicht ordentlich informieren. Trotzdem hofft er, so den Jugendlichen einen Startschuss zu ermöglichen. Alles, was aufgenommen wird, darf kostenfrei mit nach Hause genommen werden und wird zusätzlich von Patrick Holubek über Spotify und Deezer promotet. Und auch Infos zu dem Job des Toningenieurs will er mit auf den Weg geben. „Ich habe sehr viel gutes Feedback zur Neueröffung bekommen. Mich haben auch Musiker aus der Region kontaktiert, damit man sich mal austauscht“, sagt Patrick Holubek.
Er will neu durchstarten – trotz Krankheit. Mit seinem Studio, seiner Frau und an einem Ort, an dem er sich Zuhause fühlt. „Mein Unglück wurde zum Glück.“