Brilon/Hochsauerlandkreis. Im ersten Lockdwon haben viele Senioren auch in Pflegeheimen im HSK unter Isolation gelitten. Angehörige berichten, wie es ihnen jetzt ergeht.

Für viele alte Menschen, die in Senioreneinrichtungen leben und ihre Angehörigen war das Corona-Jahr 2020 besonders schwer: Lange Zeit waren Besuche gar nicht oder nur unter sehr schwierigen Bedingungen möglich. Die WP hatte im Sommer über das Thema berichtet. Angehörige hatten aus ihrer Sicht geschildert, wie sehr alle Beteiligten unter der Situation leiden. Wir haben nachgefragt: Hat sich die Lage inzwischen gebessert?

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Der Lockdown im Frühjahr

Karin Schreckenberg ist Inhaberin des Reisebüros Soluna in Brilon. Sie hatte sich nach dem ersten Lockdown im Frühjahr mit einem Facebook-Appell an die Öffentlichkeit gewandt, weil sie die zunehmende Isolation für alte Menschen in den Pflegeheimen als unerträglich empfand. Auf ihren Aufruf hin hatte Karin Schreckenberg rund 20 Rückmeldungen von Menschen bekommen, die die Lage ganz ähnlich wie sie erlebten und ihr berichteten, wie sehr sie als Angehörige, aber vor allem die Betroffenen selbst unter der zunehmenden Isolation leiden. „Manche haben mir unter Tränen erzählt, wie schrecklich sie die Situation empfinden“, so Karin Schreckenberg damals.

Regelmäßige Besuche wieder möglich

Inzwischen erlebt die Brilonerin die Lage deutlich entspannter. Wie alle Besucher muss sie natürlich die üblichen Hygiene- und Besuchsauflagen erfüllen, wie zum Beispiel Kontaktdaten abgeben, Fieber messen, Handschuh tragen, Abstand halten, kann ihre fast 90-jährige Tante inzwischen aber wieder regelmäßig im St.-Engelbert-Wohnheim besuchen. „Ich finde es gut, dass es erklärter politischer Wille ist, dass sich die Isolation der Menschen in den Pflegeheimen so wie sie im Frühjahr war, nicht wiederholen darf. Man merkt, dass sich das Bewusstsein bei den politisch Verantwortlichen verändert hat. Gott sei Dank. Das war wirklich eine sehr schlimme Zeit“, erklärt Karin Schreckenberg. Sie ist sicher: „Gerade für Menschen mit Demenz ist der persönliche Kontakt zu ihren Angehörigen ein wichtiger Ankerpunkt.“ Natürlich sei es aber nach wie vor wichtig und richtig, gleichzeitig auch für die Sicherheit aller Beteiligten zu sorgen. Gut findet sie es deshalb vor allem, viel und regelmäßig zu testen.

Situation hat sich entspannt

Auch Uwe Diedenhoven aus Brilon erlebt die Situation für sich und seine Familie jetzt deutlich entspannter als noch vor einem halben Jahr. Auch er war damals einer derjenigen, die mit Karin Schreckenberg Kontakt aufgenommen hatte, weil er die Situation als sehr schlimm empfand. Das lag vor allem auch daran, dass seine 86-jährige Mutter, die im St. Engelbertheim lebt, ins Krankenhaus musste, weil sie eine neue Herzklappe brauchte. Dort bekam sie einen Schlaganfall. Und so erging es ihr, wie vielen alten und kranken Menschen: Sie mussten Krankheit, Angst und Unsicherheit ganz allein ertragen, weil Besuche nicht möglich waren. „Ich konnte meine Mutter zweieinhalb Monate überhaupt nicht besuchen“, erinnert sich Uwe Diedenhoven.

Besuche mit Terminabsprache

Jetzt ist er froh, dass sich die Besuchs-Situation wieder etwas entspannt hat: „Besuche sind zwar zurzeit nur mit Terminabsprache möglich, man muss also mehr planen. Spontan mal kurz reinspringen geht nicht“, erzählt der Briloner. Aber, so seine Einschätzung: „Insgesamt ist die Lage deutlich besser als im Sommer. „Ich telefoniere täglich mit meiner Mutter, aber das ersetzt keinen Besuch. Der persönliche Kontakt und die Nähe sind sehr wichtig,“ schildert er seine Erfahrung.

Kontakt zu Angehörigen sehr wichtig

Das sieht auch der Caritasverband Brilon so, der Träger sowohl des St.-Engelbert-Seniorenzentrums in Brilon als auch des St.-Josef-Hauses in Hallenberg ist. Caritas-Vorstand Heinz-Georg Eirund erklärt: „Die Pandemie ist mit Sorgen und Ängsten verbunden. Einiges können die Bewohner mit den Mitarbeitenden besprechen; vieles möchten die Bewohner aber mit Menschen besprechen, die einem im Leben lange sehr nahe waren und sind. Besucher von außen bringen persönlich das Leben ins Haus: Das Leben der Familien, Entwicklungen, Veränderungen, Träume und vieles mehr werden erzählt und miteinander geteilt. Besucher ermöglichen also Teilhabe. Und natürlich ist der vertraute Anblick von Tochter, Sohn, Ehemann oder Enkelkind besonders wichtig."

In diesem Zusammenhang stellt Heinz-Georg Eirund auch klar: „Niemand stirbt einsam und allein in unseren Seniorenzentren. Angehörige dürfen natürlich an das Sterbebett, um bei ihren Lieben zu sein. Auch jetzt gibt es Würde und Nähe am Lebensende. Auch dabei leisten die Mitarbeitenden Außerordentliches."

Besuchsregelungen

Wer einen der Bewohner zu den festgelegten Zeiten besuchen möchte, muss mindestens einen Tag vorher einen Termin vereinbaren. Alle Besucher müssen sich in eine Liste eintragen, Auskunft über Symptome geben und sich die Hände desinfizieren. Außerdem wird die Köpertemperatur gemessen. Bei allen Besuchen gilt weiterhin das Abstandsgebot von 1,5 Metern und das Tragen einer FFP2-Maske. Wenn Besucher und Bewohner eine solche Maske tragen, sind körperliche Berührungen erlaubt. In beiden Einrichtungen besteht nach vorheriger Terminabsprache außerdem die Möglichkeit zu Video-Telefonaten.

Einsatz von Schnelltests

Zum Schutz von Bewohner und Mitarbeitenden werden PCC-Schnelltest angeboten. Die Bewohner werden zweimal pro Woche getestet. Sie können die Einrichtung auch bis zu sechs Stunden verlassen. Bei Rückkehr werden sie dann ebenfalls getestet. Die Mitarbeitenden werden dreimal pro Woche getestet.
Besucher können sich auf Wunsch testen lassen und dieses bei der Terminabsprache äußern. Zu Feiertagen, wie zuletzt zu Weihnachten und Silvester, werden zusätzliche Testtermine für Besucher angeboten.
Außerdem müssen Besucher laut Testverordnung getestet werden, wenn Symptome vorliegen. Sollte der Test verweigert werden, darf kein Zutritt erfolgen. Ebenso, wenn der Test positiv ist.

Impfungen gestartet

Im Seniorenzentrum St. Josef Hallenberg haben die Impfungen der Bewohner inzwischen stattgefunden. Dort wollen sich 80 Prozent der Bewohner impfen lassen. Im Seniorenzentrum St. Engelbert Brilon wurde ebenfalls bereits geimpft. Dort haben sich 90 Prozent der Bewohner impfen lassen. Auf Anfrage teilte der Caritasverband mit, dass Bewohner sich in der Regel nicht aus einer Impfskepsis heraus nicht impfen lassen, sondern aus medizinischen Gründen. Caritas-Sprecherin Sandra Wamers: „Sowohl die Impfbereitschaft der Bewohner als auch die Bereitschaft der Mitarbeitenden ist sehr hoch.“