Altkreis. Bisher gilt in den Senioren- und Behinderteneinrichtungen ein Besuchsverbot. Zum Muttertag soll es Lockerungen geben. Dazu gibt es auch Kritik.
Viele ältere und behinderte Menschen, die in einer Einrichtung leben, trifft die Corona-Zeit richtig hart. Sie können ihre Angehörigen und Freunde nur auf Abstand sehen, am Besucherfenster oder vielleicht per Skype, dürfen keinen Besuch empfangen und ihr Wohnumfeld nicht verlassen. Pünktlich zum Muttertag am 10. Mai ist eine Lockerung in Sicht. Das hat NRW-Gesundheitsminister Laumann am Dienstag angekündigt. Wir haben mit Heinz-Georg Eirund, Vorstand des Caritasverbandes Brilon, darüber gesprochen, was das für die Einrichtungen bedeutet.
Kritik an der Geschwindigkeit
Bis zum Muttertag sind es nur noch wenige Tage, die Zeit zum Handeln ist also entsprechend knapp, die Auflagen hoch und die Erwartungshaltung bei vielen Betroffenen sicher groß. Gegenüber der WP macht Heinz-Georg Eirund deutlich, wie er die Situation einschätzt: „Lockerungen sind aus Sicht der Bewohner und Angehörigen erforderlich und tun ihnen gut. Die Situation ist für viele sehr belastend. Sie brauchen wieder mehr Kontakte. Klar ist aber auch, dass die bestehenden Betretungs- und Kontaktverbote Maßnahmen sind, die aus Sicherheitsgründen eingeführt wurden und der bis 10. Mai gültigen Verordnung entsprechen.“
Der Vorstoß des Gesundheitsministers sei sehr überraschend gekommen, auch wenn man sich von Seiten der Einrichtungsträger natürlich schon länger damit beschäftige, wie man mit weiteren Lockerungen umgehen könne. Aber, so Heinz-Georg Eirund: „Die Geschwindigkeit ist völlig katastrophal und kontraproduktiv zu den bisherigen Maßnahmen.“
Informationsschreiben
Das NRW-Gesundheitsministerium hat sich am 5. Mai mit einem Schreiben an die Einrichtungsträger gewandt und über die Lockerungsmaßnahmen informiert.
Angehörige werden informiert
Außerdem sei der Muttertag aus seiner Sicht ein sehr ungünstiger Zeitpunkt: „Politisch gesehen setzt Minister Laumann damit alle Träger unter Druck.“ Denn logistisch stelle das die Einrichtungen natürlich sehr kurzfristig erneut vor eine große Herausforderung. Seine Kritik: „Das Vorgehen wurde nicht sorgfältig mit den Trägern vor Ort abgestimmt.“
Trotzdem will der Caritasverband an allen acht Standorten der Behinderten- und Altenhilfe mit insgesamt 363 Plätzen ab dem 10. Mai Besuche entsprechend der Vorgaben ermöglichen. Die Angehörigen werden darüber in einem Brief informiert. Erlaubt sein werden in den Caritas-Einrichtungen – nach Terminabsprache – 30-minütige Treffen mit maximal zwei Personen. Dabei wird darauf geachtet, dass der nötige Abstand eingehalten wird. Besucher und Bewohner werden durch Plexiglas getrennt, alle müssen Mundschutz tragen. Die Besucher werden registriert, müssen Fragen zu ihrem Gesundheitszustand beantworten und ihre Hände desinfizieren. Der Zugang zu den Wohnbereichen ist weiterhin nur in Ausnahmefällen wie Pallitativ-Situationen gestattet – und nur mit entsprechender Schutzkleidung.
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Besucherfenster, Skype und das Telefon
Natürlich werde es auch weiterhin die Kontakt-Möglichkeiten geben, die sich in den vergangenen Wochen bewährt hätten, so Eirund. Beate Heimbach-Schäfer, Leiterin des St.-Josef Seniorenzentrums Hallenberg zum Beispiel, berichtet, dass das „Fenstlern“ sehr gut angenommen werde. Möglich wird das unter anderem durch einen Rundweg, der um das Haus herum führt. Von dort aus können Besucher – nach Anmeldung - mit ihren Angehörigen sprechen, die sich auf einem der Balkone aufhalten. Auch der Kontakt von der Grünanlage aus zu Bewohnern am Fenster ist so möglich. Ihre Einschätzung: „Da die Situation nun schon so lange dauert, vermissen viele Bewohner den direkten Kontakt. Man sieht es einzelnen Bewohnern regelrecht an, dass ihnen ihre Familie fehlt.“ Auch das Skypen werde von einigen sehr gerne genutzt: „Sie freuen sich, wenn dann plötzlich die Enkel im Bild auftauchen.“
Alle aktuellen Informationen aus dem Altkreis Brilon zum Thema Corona gibt es auch in unserem Newsblog.