Winterberg. Der Appell, im Corona-Lockdown keinen Ausflug nach Winterberg zu machen, verpufft. Erneut strömen Tagestouristen ins Wintersportgebiet.

  • Bereits seit Dienstagvormittag füllen sich in Winterberg wieder die Pisten.
  • Auf der wichtigsten Zufahrtsstraße verzeichnete das Verkehrsportal des Landes NRW am Mittag zeitweise mehrere Staus.
  • Hier die aktuelle Lage in Winterberg im Überblick.

Die Aufrufe über die Medien, nicht nach Winterberg in den Schnee zu fahren, scheinen offensichtlich nicht zu fruchten. Bereits seit Dienstagvormittag füllen sich die Pisten im Skiliftkarussell wieder mit Rodlern und Wanderern, auch Skifahrer sind zu sehen. Auch am Ruhrquellenlift, auf der Neuastenberger Postwiese und auf den Skihängen in Altastenberg sind zahlreiche Tagestouristen unterwegs.

Erneut Staus auf den Straßen

Auf der wichtigsten Zufahrtsstraße, der von Norden kommenden Bundesstraße 480, verzeichnete das Verkehrsportal des Landes NRW am Mittag zeitweise mehrere Staus. Einer hatte bereits am Morgen begonnen, ein anderer am Vormittag.

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Niedersfelder Einwohner berichten, dass sich seit dem Morgen schon wieder Blechlawinen aus dem Ruhrgebiet in Richtung Winterberg quälen. Auf der Hauptstraße, die von der A46 kommend mitten durch das Dorf führt, ist – wie schon seit dem Wochenende - kein Durchkommen mehr. Manche Ausflügler bleiben auch gleich in Niedersfeld; z.B. der Parkplatz rund um den Hillebachsee ist in den vergangenen Tagen brechend voll gewesen.

Wut bei den Bürgern

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Ganze Menschentrauben und Gruppen bis zu 30 Personen gingen dort spazieren – meistens ohne Abstand. Einige versuchen auch die steile Auffahrt zur Hochheide mit nicht winterfesten Autos zu bewältigen und hängen unterwegs quer. Außerdem sehen nicht nur die Niedersfelder mit Sorge dem Tauwetter entgegen, das vermutlich ekelhafte Anblicke an den jetzt noch schneebedeckten Straßenrändern enthüllen wird: „Man sollte für die Touristen Hundekotbeutel verteilen!“ Für die seit Tagen eskalierende Situation haben die Einwohner kein Verständnis: „Warum kann man diesen Zustrom nicht stoppen? Die Menschen, die jetzt alle nach Winterberg kommen, sind nicht die Skitouristen aus den normalen Wintern. Es geht ja gegen keinen Besucher persönlich, aber wir haben eine Pandemie und sollten deshalb alle zuhause bleiben.“

Stadt und Bürgermeister mit Apell: Bleiben zu zuhause

Das Jahr 2020 wird auch an den letzten Tagen seinem ramponierten Ruf gerecht. Die Wintertouristiker stöhnen: „Auf solche Schneeverhältnisse in den Weihnachtsferien warten wir im Sauerland seit 20 Jahren. Jetzt sind sie endlich da, aber wir können sie nicht nutzen, sondern haben im Gegenteil sogar noch Ärger damit.“

Die Stadt Winterberg und Bürgermeister Michael Beckmann hatten am Morgen erneut an Tagesausflügler appelliert, nicht zu kommen. „Bitte überlege, ob eine Anreise wirklich erforderlich ist“, schrieb der beliebte Wintersportort auf seiner Internetseite. „Aufgrund der hohen Nachfrage ist mit kilometerlangen Staus zu rechnen.“

Zahlreiche Tagesausflügler hatten bereits am Sonntag und Montag für ein Verkehrschaos mit überfüllten Parkplätzen und kilometerlangen Staus rund um die 13 000-Einwohner-Stadt gesorgt. Am Dienstagnachmittag wollte die Stadt Maßnahmen gegen das Verkehrschaos vorstellen. (mit dpa)