Brilon. In einem Jahr will die Post in Brilon ihren neuen Zustellstützpunkt in Betrieb nehmen. Um die Immobilie in der Königstraße gibt es Gerüchte.

Den Entwurf des Kaufvertrags hatte Stefan Schleich schon ausgearbeitet. Aber dann legte ein Mitbewerber soviel Geld auf den Tisch, dass der Briloner Immobilien-Kaufmann die Segel strich. Objekt des Begehrens: das Postgebäude in der Königstraße.

Der „Gelbe Riese“ will dort raus. Im Gewerbegebiet Dollenseite/Hinterm Gallberg, an der Langen Wende, errichtet die Post im nächsten Jahr einen neuen Zustellstützpunkt für den Brief- und Paketumschlag. Ziel sei, so Post-Sprecher Rainer Ernzer auf Anfrage der WP, „vor Weihnachten fertig“ zu sein. Viele fragen sich: Was wird mit der Immobilie im Stadtkern?

Immobilien-Paket geschnürt

Eigentümerin des 2300 Quadratmeter großen Grundstücks und des Gebäudes ist die Shonid-Holding mit Adressen an der „Kö“ in Düsseldorf und in Herne. Erst in der vergangenen Woche hatte die Gruppe beim Handelsregister Düsseldorf die Shonid Postimmobilien GmbH eintragen lassen. Unternehmensgegenstand: Der Erwerb, die Verwaltung und die Veräußerung von Beteiligungen an in- und ausländischen Unternehmen, insbesondere die Vermietung von Immobilien, die an die Deutsche Post vermietet sind.

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Im Frühjahr vergangenen Jahres hatte die Deutsche Post Immobilien GmbH ein aus zehn Objekten bestehendes Immobilienpaket an eine Berliner Investorengesellschaft veräußert. Dabei: die Standorte in Brilon, Meschede und Arnsberg.

Stadtverwaltung lehnt Mietangebot ab

Die Hälfte davon - inklusive der drei im Hochsauerlandkreis - hat die Shonid-Gruppe mittlerweile übernommen, wie ein Unternehmenssprecher auf Anfrage der WP am Freitag sagte.

Online-Handel lässt Zustellgeschäft brummen

Von der Königstraße aus werden 21 Post- und Paketbezirke bedient, hinzu kommen zwei reine Paketbezirke.

Angesichts des derzeit boomenden Geschäfts seien drei Paket- und Briefzusteller zusätzlich eingestellt worden, so Post-Sprecher Rainer Ernzer.

In der Kernstadt Brilon unterhält die Deutsche Post sechs DHL-Paketshops: im Land- und Heimtierbedarfshandel Kürmann im Mühlenweg, bei Getränke-Bergmann am Ostring, in Stefan Scharfenbaums Schatzkiste neben dem Rathaus, in der Adrett-Reinigung Sachse in der Scharfenberger Straße, in der Kaiser-Tankstelle am Hasselborn und in der Post-Partner-Filiale im Markant-Markt Urban im Volksbank-Center.

Dorthin hatte die Deutsche Post im August 2018 ihren bis dato in der Königstraße angebotenen Postbank-- und Schalterbetrieb ausgelagert.

Außerdem hatte die Deutsche Post/DHL vor wenigen Wochen am Aldi-Markt im Mühlenweg eine neue Packstation in Betrieb genommen; weitere befinden sich am Netto-Markt in der Keffelker Straße und am Postgebäude in der Königstraße.

Weitere Auskünfte zur Zukunft der Immobilie könne er nicht geben. Dies sei Sache des Geschäftsführers, und der befinde sich zurzeit auf einer Auslandsreise befinde und werde erst in der kommenden Wochen zurück erwartet.

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Auf ihrer Homepage sucht die Shonid aktuell Mieter für 19,93 Quadratmeter Fläche in ihrem Post-Objekt in der Lagerstraße in Meschede und für 110 Quadratmeter Lager- und Archivfläche in Neheim; dort bietet sie zudem eine 118 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung an.

Was lässt sich mit Lübke-Schule im Steinweg machen?

Auch an die Stadt Brilon war die Shonid herangetreten. Ihr Angebot: die langfristige Vermietung des Postgebäudes für Verwaltungszwecke. Das, so Beigeordneter Reinhold Huxoll auf Anfrage der WP, sei aus Kostengründen jedoch nicht in Frage gekommen. Zumal sich für diesen Zweck mit dem geplanten Neubau des Schulzentrums an zentraler Stelle im Steinweg, im Gebäude der Heinrich-Lübke-Schule, möglicherweise andere Perspektiven bieten.

Innenstadt-Entwicklung fördern

Perspektiven sah der Briloner Immobilien-Kaufmann und ehemalige Ratsherr Stefan Schleich auch. An zentraler Stelle, unweit seines Elternhauses weiterer ihm bzw. seinem Unternehmen gehörenden Objekt hätte er das innerstädtische Filet-Grundstück „gerne für Brilon gesichert“, unabhängig davon, was sich - von und mit wem auch immer - auf der unmittelbar an die Fußgängerzone angrenzenden Fläche entwickeln lassen könnte.

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Schleich hatte vor einigen Jahren schon einmal die Idee, die Erdgeschosse nebeneinanderliegender Geschäftshäuser zu verbinden und so größere und attraktivere Einzelhandelsflächen zu gewinnen.

Starke Umschlagzuwächse

Auch mit der Shonid-Gruppe habe er Kontakt aufgenommen: Für „einen vernünftigen Preis“ würde er die Post auch heute noch kaufen.

In Brilon kursierende Gerüchte, wonach die Deutsche Post trotz ihrer Neubaupläne weiterhin in der Königstraße bleibe, wies Post-Sprecher Rainer Ernzer gegenüber der WP zurück: „Wir werden nicht an zwei Stellen arbeiten.“

In diesen Wochen steigen vor die in diesem Corona-Jahr ohnehin „irre“ (Ernzer) in die Höhe geschnellten Paketzahlen auf neue Rekordwerte.

2015 Flüchtlingsunterkunft eingerichtet

Bundesweit sei die Paketabwicklung von durchschnittlich 5,2 Millionen Stück pro Tag auf 9 Millionen, jetzt, in der Vorweihnachtszeit, rechne man mit 11 Millionen Paketen pro Tag. Ernzer: „Die Leute sind auf den Geschmack gekommen.“

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Das ist auch in der Königstraße in Brilon spürbar, wo die Deutsche Post/DHL auch nach Aufgabe des Schalter- und Postbankbetriebes im Spätherbst 2018 den Zustellstützpunkt betreibt. Durchschnittlich wurden dort bisher pro Tag etwa 1800 Pakete umgeschlagen, mittlerweile seien es rund 3400.

2015 hatte die Stadt Brilon im Obergeschoss des Gebäudes eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet.