Brilon/Scharfenberg. Die Offenlegungsfrist für das bei Scharfenberg geplante Windrad lief letzte Woche ab, jetzt gibt es die ersten Reaktionen.

„Unser Weg ist klar. Das haben wir deutlich gemacht.“ Wie weit diese Aussage von Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch letztlich wirkt, muss sich zeigen. Mit dem Anliegen der BürgerinitiativeGegenwindScharfenberg jedenfalls liegt die Stadt auf einer Linie. Und die besagt: Wir wollen das Windrad im Goldbachtal nicht. Und auch viele Scharfenberger lehnen die Anlage an. Das dokumentieren die rund 220 Eingaben, die Gerd Canisius und Markus Hiegemann von der Bürgerinitiative am Montag Bürgermeister Dr. Bartsch überreichten.

Schattenwurf und Rauschen

Gerd Canisius gehört zu den Einwohnern, die gerade jetzt wieder massiv unter den Nebenwirkungen der Stromerzeugung durch Windkraft leiden. Bei tiefstehender Sonne flackern spätvormittags für eine halbe Stunde und mehr die Schlagschatten durch sein Haus. „Man wird irre“, sagt er. Denn nicht nur die permanenten unmittelbaren Helligkeitsschwankungen sind unangenehm, nein, auch der von der Fassade des Nachbarhauses reflektierte periodische Schatten schlägt ihm auf die Augen und aufs Gemüt. Dazu kommt das Brummen und Rauschen der Anlage, nachts sorge der Lärmpegel für „massive Schlafprobleme“https://www.wp.de/staedte/altkreis-brilon/winterberg-so-viel-kostet-verbotenes-driften-mit-dem-auto-id231087894.html

Die BI Gegenwind Scharfenberg übergibt Bürgermeister Dr. Bartsch (l.) das erste Bündel mit Eingaben gegen das geplante BMT-Windrad. In der Mitte Gerd Canisius, rechts Markus Hiegemann von der BI
Die BI Gegenwind Scharfenberg übergibt Bürgermeister Dr. Bartsch (l.) das erste Bündel mit Eingaben gegen das geplante BMT-Windrad. In der Mitte Gerd Canisius, rechts Markus Hiegemann von der BI © Jürgen Hendrich

Fatal sei, so CDU-Ratsmitglied Lukas Wittmann, dass sich die Windräder im Süden von Scharfenberg befinden und dadurch in der Sonne stehen. Das jetzt von der BMT Energie GbR im Goldbachtal beantragte weitere Rad reicht nach Angaben der Bürgerinitiative bis auf 820 Meter Luftlinie an die geschlossene Wohnbebauung heran, bei Teilen von Hagedorn, Tulpenweg und In der Höwischge sind es unter 1000 Meter.

1019 Hektar Windvorrangzone

Dass der von CDU und FDP in NRW mal diskutierte Mindestabstand von 1500 Meter „nur ein Wahlkampfthema“ gewesen sei, sagt Bürgermeister Dr. Bartsch. Angesichts der verfügbaren Flächen und dem Klimaschutzzielen sei das „nicht realistisch“. „Brilon“, betont der Bürgermeister, „hat seine Pflicht und Schuldigkeit getan.“ https://www.wp.de/region/sauer-und-siegerland/jagd-deutschlands-erste-landes-chefin-kommt-aus-brilon-id231088946.html

Mit der Ausweisung von vier Konzentrationszonen in einer Gesamtfläche von 1019 Hektar habe man nach Ansicht der Stadt der Forderung nach substanziell ausreichendem Platz für Windkraft Genüge getan.. Dr. Bartsch: „Dabei muss doch das gemeine Empfinden eine Rolle spielen.“

OVG hebelt Briloner Windkraftplanung aus

Den Flächennutzungsplan hatte, wie berichtet, die BMT Energie GbR vor dem Oberverwaltungsgericht Münster zu Falle gebracht. Anlass für die Normenkontrollklage: Die BMT konnten auf ihrem westlich von Scharfenberg liegenden Grundstück kein Windrad errichten, weil das nur knapp außerhalb der Konzentrationsfläche lag. Jetzt haben sie auf einer Fläche östlich des Dorfes den Bau eines Windrades beantragt.

BI Gegenwind nimmt weitere Eingaben entgegen

Die Auslegungsfrist für den BImsch-Antrag ist am 4. Dezember abgelaufen, bis 4. Januar sind Eingaben möglich.

Individualisierbare Eingabeunterlagen liegen im Dorfladen aus oder sind bei Gerd Canisius erhältlich.

Das von der BMT Energie GbR beantragte Windrad hat eine Gesamthöhe von 179,38 Meter und leistet 2,3 MW.

Viele Scharfenberger haben einen dicken Hals, weil zwei der drei Gesellschafter unter ihnen im Dorf leben und sie zu Lasten der Allgemeinheit ihren Standort durchdrücken wollen.

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Markus Hiegemann betont, dass es sich bei den dem Bürgermeister überreichten Dokumenten um Eingaben und nicht um eine Unterschriftenliste handele. Folge: Jede Eingabe muss individuell behandelt werden. Das soll, so Dr. Bartsch, „strukturiert“ erfolgen und in die Beschlussfassung über das Gemeindlichen Einvernehmen einfließen.

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Genehmigungsbehörde für das Windrad ist bekanntlich der Hochsauerlandkreis. Bei einer negativen Stellungnahme der Stadt kann der HSK das Einvernehmen kraft Amtes ersetzen.