Brilon. Beim Bummeln darf ein dreijähriger Junge weder bei Tedi noch in der Bäckerei Isken auf die Toilette. Darum berufen sich die Geschäfte auf Corona:
Vergebens sucht Cornelia Schulte beim Weihnachtsbummel in Brilon eine Kundentoilette für ihren dreijährigen Enkel. Weder im Tedi-Markt noch in der Bäckerei Isken unten an den Briloner Arkaden darf das Kind eine Kundentoilette benutzen. Schlussendlich muss Cornelia Schulte ihn auf einem Hinterhof machen lassen. Der Discounter und die Bäckerei wehren sich gegen die Vorwürfe, den Gang auf die Toilette zu untersagen.
„Unverfroren“, sagt Cornelia Schulte über den Nachmittag. Sie ist im Tedi-Markt an den Briloner Arkaden unterwegs, die ersten Kleinigkeiten für Weihnachten besorgen zusammen mit dem Enkel, drei Jahre alt. „Irgendwann sagt er nur: Oma, ich muss mal.“ Cornelia Schulte will sich beeilen. Der Dreijährige ist gerade trocken geworden, nach Hause schafft er es nicht mehr.
An der Kasse nach einer Kundentoilette gefragt
„Wir haben dann an der Kasse gefragt, wurden aber abgewiesen. Zurzeit gebe es keine Toilette. Da hab ich erstmal gefragt, wo denn die Mitarbeiter auf die Toilette gehen“, sagt Cornelia Schulte. Es sei eine Anordnung von oben, dass Kunden nicht auf die Mitarbeitertoiletten gehen dürften. Cornelia Schulte lässt den Korb stehen, nimmt ihren Enkel bei der Hand und überquert die Straße. Bei der Bäckerei Isken wird der Dreijährige ebenfalls abgewiesen.
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„Coronabedingt dürfte er nicht auf die Toilette. Ich hab gefragt, ob er sich jetzt einnässen soll. Ob er mit nasser Hose heimgehen soll, bei dem Wetter“, sagt Cornelia Schulte – noch immer hörbar fassungslos. „Er schämt sich doch eh schon, wenn mal ein kleiner Unfall passiert.“ Sie nimmt den Jungen mit um das Gebäude herum, lässt ihn auf einem Hinterhof ab. „Ich kam mir so blöd vor, so als Oma mit dem Enkel, der dann auf einem Hinterhof machen musste. Der Kleine fand das natürlich spitze, das erste Mal draußen Pipi machen“, sagt Cornelia Schulte. Trotzdem, vor den Arbeitern, die ebenfalls im Hinterhof sind, fühlt sie sich unwohl. Und sie versteht die Abweisung nicht. „Das ist doch eine Unverfrorenheit. Der Kleine war so bedröppelt wegen der Abfuhr. Und für mich als Oma war das auch nicht sehr schön.“
Tedi verweist auf Hygienemaßnahmen
Eine Sprecherin von Tedi bezieht auf WP-Nachfrage Stellung: „Wir bedauern sehr, dass Ihre Leserin diesen Vorfall in unserer Briloner Filiale erlebt hat und sich in ihrem Ärger an Sie gewandt hat. Den Unmut über die verweigerte Toilettennutzung können wir nachvollziehen.“ Generell bestehe gesetzlich keine Verpflichtung, eine Kundentoilette zur Verfügung zu stellen.
TEDi verfolge jedoch die Leitlinie, kleinen Kindern, Schwangeren, älteren sowie behinderten Menschen den Zugang zu den Personaltoiletten zu ermöglichen.
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„Dies ist allerdings nur in Begleitung eines Mitarbeiters möglich, da die Toiletten nicht frei zugänglich sind. Sie befinden sich in einem alarmgesicherten Bereich der Filiale. Aufgrund der aktuellen Situation, die strenge Hygienemaßnahmen und besondere Abstandsregelungen erfordert, die von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zwingend eingehalten werden müssen, ist es leider nicht immer möglich den Kunden diese Ausnahmen zu gewähren.“
Geschäftsführer von Isken-Bäckereien stellt sich vor Mitarbeiterin
Ähnlich argumentiert Meinolf Ittermann, Geschäftsführer der Isken-Bäckereien: „ Ich habe Rücksprache mit meiner Mitarbeiterin gehalten und sie hat mir die Situation ähnlich geschildert. Unsere Toiletten stehen Kindern wie dem kleinen Jungen, um den es geht, natürlich normalerweise zur Nutzung bereit“, sagt er.
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Dass der Toilettengang verweigert worden sei, tue ihm sehr Leid und es sei eine unglückliche Situation, aber coronabedingt seien die Toiletten derzeit für niemanden zugänglich. „Unser Café hat geschlossen – daher kommt auch das gesamte Reinigungsteam nicht, das für die Hygiene auf den Sanitäranlagen zuständig ist“, erklärt er.
Meinolf Ittermann ist der Vorfall hörbar unangenehm. „Ich muss mich schützend vor meine Mitarbeiter stellen, denn wenn ein Gast das Virus hätte, könnten meine Mitarbeiter sich durch die fehlende Reinigung der Toilette anstecken. Zum anderen könnte sich aber auch ein Gast anstecken. Das wollen und müssen wir vermeiden – so gerne wir ihm den Gang auf die Toilette gewährt hätten.“ Er bedauert, dass Cornelia Schulte sich nicht an das Beschwerdemanagement der Isken-Bäckereien gewandt hätte. „So könnten wir persönlich sprechen, eventuell auch über eine kleine Entschädigung in Form eines Gutscheins.“
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Und er fügt hinzu: „Für uns alle ist die Corona-Krise eine herausfordernde Situation. Leider hat es in diesem Fall den kleinen Jungen getroffen.“