Winterberg/Willingen. Unternehmen in Winterberg und Willingen reagieren auf die neue Corona-Verordnung und die ungewissen Aussichten auf die Wintersaison.

Das Thema Perspektiven für den Wintersport beschäftigt die Region auch nach dem Inkrafttreten der neuen Corona-Schutzverordnung und den Diskussionen um ein Aussetzen des Betriebs bis mindestens 10. Januar.

Für die Wintersport-Arena Sauerland äußerte sich am Dienstag (1.12) Pressesprecherin Susanne Schulten. Es sei sehr schwer, Prognosen darüber abzugeben, welche wirtschaftlichen Folgen ein längerer Aufschub oder gar Ausfall der Skisaison konkret haben könnte. Hochrechnungen zu erwarteten Verlusten gebe es nicht. Schulten erneuerte aber die bereits am Vortag geäußerte Kritik, dass aus Sicht der Liftbetreiber die derzeitigen Beschränkungen „nicht zu Ende gedacht“ seien.

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Neben finanziellen Einbußen fürchteten die Unternehmer auch um die Sicherheit auf den Pisten, sollten sich bei gutem Wetter trotz eines Verbots Skifahrer, Rodler und Wanderer einfinden. Von einem solchen ungeregelten Betrieb könne eine größere Gefahr ausgehen als von einer geordneten Öffnung, mahnt der Skigebiets-Verbund.

Die Wetterlage zum Wochenbeginn habe das Produzieren von Maschinenschnee ermöglicht; die meisten Skigebiete hätten daher die Gelegenheit genutzt, Schneedepots zu schaffen. Bei entsprechender Lagerung hielten sich solche Vorräte wochenlang, so dass man auf einen erhofften Start der Saison vorbereitet sei.

Unterschied zu Hessen

„Wir hoffen natürlich, dass wir in irgendeiner Form Wintersport anbieten können“, sagt auch Jörg Wilke, Sprecher des Skigebiets Willingen. „Das möchten wir viel lieber tun, als Hilfen zu beanspruchen.“ Denn jenseits der hessischen Grenze gelten ähnliche Beschränkungen wie in NRW: Zunächst bis 20. Dezember ist der Betrieb von Freizeiteinrichtungen untersagt, zu denen die Skilifte zählen.

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Was in Hessen anders sei: Dort habe noch kein hoher Amtsträger vom Aussetzen der Saison bis 10. Januar gesprochen, wie es am Wochenende NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) getan hatte. Deshalb wolle man von Willinger Seite derzeit keine Forderungen an die Politik öffentlich formulieren. „Wir sind in Gesprächen und werden schauen, was sich für Möglichkeiten ergeben“, so Wilke. Seine Kollegin Marina Kieweg ergänzt: „Die Wintersport-Arena hat in ihrem Statement vom Montag auch für uns gesprochen.“

Dass auf der Website des Willinger Skigebiets davon die Rede ist, dass „einem weitgehend uneingeschränkten Skibetrieb im Winter 2020/21 nichts im Wege“ stehe, erklärt Kieweg so: „Es stünde dem aus unserer Sicht nichts im Weg, wenn es denn erlaubt wäre.“

Auch andere Branchen leiden

Belastbare Perspektiven für die Region forderten gestern die beiden SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Wiese (Wahlkreis Hochsauerland) und Esther Dilcher (Wahlkreis Waldeck). „Wir fordern beide Landesregierungen zu einem koordinierten Vorgehen im Hinblick auf eine schrittweise Wiedereröffnung für den Wintersport ab Januar auf.“ Von der Zeit zwischen dem 20. Dezember und Neujahr, also den Kern des Feiertagsgeschäfts, ist in der Mitteilung nicht die Rede.

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Der verspätete oder im schlimmsten Fall unmögliche Saisonstart hätte nicht nur für die Liftbetreiber negative Folgen – viele weitere Branchen hängen ebenfalls vom Wintersport ab, besonders in Winterberg. Dort hatten Vertreter des örtlichen Handels, Handwerks und der Hotellerie bereits Ende vergangener Woche das „Hin und Her“ in der Marschrichtung der Politik kritisiert. Es sei ein „Wechselbad der Gefühle“, zitiert die Stadt den Sprecher der Hotellerie, Jörg Templin. Das habe auch Auswirkungen auf die Stimmung beim Personal, das eine Perspektive brauche, um in der Branche zu bleiben.

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Für den Einzelhandel berichtete dessen Sprecher Marcel Pauly, dass vor dem zweiten Lockdown die Stimmung in den örtlichen Geschäften gut gewesen sei: „Nach der Vollbremsung im Frühjahr war es ein wirklich toller Sommer.“ Im November aber gebe es massive Umsatzrückgänge. Auch im Handwerk seien Zurückhaltung und ein Auftragsloch zu erwarten, sagte stellvertretend Jürgen Bröker. Zudem erschwerten Lieferprobleme beim Rohmaterial und Quarantäne-Situationen das Abarbeiten der derzeit guten Auftragslage.