Olsberg. „annegraete“ ist Künstlerin aus Olsberg und malt, was sie nicht in Worte fassen kann. Warum Instagram eine so besondere Bedeutung für sie hat:
Sie sehen aus wie Comics. Sie sind aber mehr. Kunst. Tagebuch. Eine Suche nach dem eigenen Ich. Das zeigt Anne Möx unter dem Namen „ annegraete “ aus Olsberg mit ihren „Kritzeleien“ bei Instagram. Die 39-Jährige arbeitet eigentlich im sozialen Bereich. Erst Instagram hat dafür gesorgt, dass sie ihre Angst vor Bewertung überwunden hat.
Diese Bilder zeigt die Künstlerin Anne Möx auf Instagram
39-Jährige kommt eigentlich von der Ostsee
Eigentlich kommt die Künstlerin von der Ostsee. Manchmal vermisst sie die auch. Manchmal vermisst sie auch Hamburg und Wien, wo sie schon gelebt hat. Sie ist vor zehn Jahren für die Liebe nach Olsberg gezogen. Hat zwei Kinder bekommen. Arbeitet für das Sozialwerk in Brilon. Und kritzelt, malt, bastelt – ganz besondere kleine Werke. „Ich versuche, jeden Tag mindestens zehn Minuten zu malen. Ganz oft machen meine Kinder einfach mit“, sagt sie. Ihre Bilder auf der sozialen Plattform Instagram zeigen das.
Dort zeigt sie zum ersten Mal das, was sie erschafft. Mal zeichnet sie ihrer Tochter ein kleines Gesicht in die Hand und bastelt aus Klebestreifen Haare an die Finger. Mal malt sie mit dicker gelber Farbe Berge auf die Leinwand und setzt eine kleine Actionfigur darauf. Bastelt aus einer Klopapierrolle einen Kiosk. Am meisten zeichnet sie Menschen. Große, kleine, dicke, dünne, Frauen, Männer, Kinder. Mal schwarz-weiß, mal schrill-bunt. Aber immer in ihrem unverwechselbarem Stil – „es hat Elemente von einem Comic“, sagt sie.
Schon immer kreativ, schon immer gezeichnet
„Ich war schon immer kreativ, ich hab immer schon gezeichnet, mich aber nie getraut das zu verfolgen.“ „annegraete“ mag es nicht, gegenständlich zu zeichnen.
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Also entscheidet sie sich gegen ein Kunststudium und für Sozialpädagogik. Aber das Zeichnen lässt sie nicht hinter sich. „Das Kritzeln war nur für mich. Ich habe das nie öffentlich gemacht. Mal hab ich ein Geschenk gemacht, klar. Aber als meinen beruflichen Weg habe ich das nicht gesehen.“
Zeichnen gibt ihr Kraft
Sie sagt, sie erschließt sich mit dem Zeichnen ihre Welt. Drückt sich mit den Bildern aus, wie sie es mit Worten nicht kann. Das Zeichnen gibt ihr Kraft. Ist eine Form von Tagebuch. „Ich kann mich mit Themen beschäftigen, die ich sonst in Worten nicht ausdrücken könnte.“
Ihre Bilder zeigen manchmal kreatives Chaos – auch um die Zeichnung herum. Ein Holztisch mit Farbspritzern. Kleine Farbtuben und -dosen. Pinsel, Buntstifte, Schere. Manchmal Kaffee daneben. Manchmal nimmt Anne Möx einfach das, was da ist. Eine Serviette, eine Klopapierrolle. Kreativ sein. Sich entdecken. Entdecken was Menschen ausmacht. Das will sie. Dabei hilft ihr die Kunst.
Freunde sagen über sie, dass viel in ihr ist
Ihre Freunde sagen über sie, dass viel in ihr ist, das sie sich nicht traut, zu zeigen. Angst vor Bewertung lässt sie lange nur für sich zeichnen.
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Doch irgendwann fasst sie Mut. Postet die ersten Bilder. Jetzt kommen die ersten lieben Kommentare. Begeistertes Feedback. Anfragen wie: „Kannst du auch meinen Hund zeichnen?“ Es entsteht Austausch, spannender Dialog.
„Ich habe gedacht, man muss das studieren. Man kann nicht einfach Künstlerin sein.“ Doch auf der Bilderplattform Instagram haben sie über 1000 Menschen abonniert. Sie selbst findet dort Inspiration. „Manchmal begegnet mir jemand, sagt mir vielleicht eine Liedzeile. Dann überlege ich, was ich daraus machen kann.“ Seit einem Jahr ist sie dort aktiv. „Ich genieße das sehr. Den Austausch, diese Plattform. Ich finde nicht, dass man sich dort Ideen klauen kann oder Angst davor haben muss, dass jemand die eigenen Ideen klaut. Im Gegenteil, je mehr man sieht desto mehr Inspiration bekommt man“, sagt sie. „Immer wieder wird gesagt, dass das Internet nichts Echtes bietet.“ Sie schweigt einen Moment. Sucht nach den richtigen Worten. „Aber zu manchen Menschen fühle ich tatsächlich schon Verbundenheit. Echte Verbundenheit. Die entsteht.“
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