Brilon. Vom Gymnasium Petrinum bleibt nur noch ein Torso. Die Lübke-Schule ist nicht so stark PCB-belastet. Dort war eine andere Baufirma am Werk

Die Stadt Brilon will das Schulzentrum an der Jakobuslinde zum großen Teil abreißen und durch Anbauten ergänzen. Die am stärksten mit PCB belastete obere Etage soll komplett entfernt werden. Am stärksten trifft es das Gymnasium Petrinum: Dessen Verwaltungstrakt mit dem Lehrerzimmer sowie das westliche, zum Sportplatz hin gelegene Segment ab der Pausenhalle sollen ebenfalls verschwinden. Bei zwei Gegenstimmen hat sich der Bau- und Planungsausschuss - wie auch zuvor schon die Baukommission - für diese Lösung CDU-Stadtrat Lukas Wittmann: „Die Aula und die Mensa bleiben Mittelpunkt für beide Schulen. Alles andere rundherum wird neugestaltet.“

MINT-Start im Frühjahr möglich

Drei neue Baukörper sollen den verloren gehenden Platz auffangen: einer an der Heinrich-Lübke-Schule, zwei am Gymnasium. Davon wiederum ist einer der bereits beschlossene sogenannte MINT-Anbau für die naturwissenschaftlichen Fächer.

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Der war schon vor Bekanntwerden des PCB-Problems im Jahr 2018 wegen des desolaten Zustands der aktuell für Chemie, Biologie und Physik genutzten Fachräume in Angriff genommen worden. Es liegen schon fortgeschrittene Planungen für den Neubau vor. Wie Marcus Bange, Leiter des kommunalen Gebäudemanagements, sagte, sei bereits ein Baubeginn im Juli nächsten Jahres möglich; die Fertigstellung wäre im dritten Quartal 2022 realistisch.

Horrende Container-Miete

Das dort entstehende Dutzend Räume könnte anfangs jene Klassen auffangen, die bei der PCB-Sanierung wegfallen. Angesichts der erforderlichen europaweiten Ausschreibung - selbst die Planungsleistungen überschreiten mit kalkulierten 215.000 Euro netto die Grenzwerte - sei nicht mit einem Baubeginn vor Frühjahr 2023 zu rechnen, meinte Bange.

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Mit dieser Variante könnte die Stadt auch die Kosten für die Miete von Klassen-Containern reduzieren. Die liegen - je nach Neubau- bzw. Sanierungsumfang - bei bis zu neun Millionen Euro. Überraschende Mitteilung im Ausschuss: Dass die PCB-Belastung in der Heinrich-Lübke--Schule geringer ist als im Gymnasium, liege daran, dass dieser Teil des Schulzentrums von einem anderen Bauunternehmen erstellt worden sei.

BBL: Chance auf „Schule der Zukunft“ nutzen

CDU-Ratsherr Wolfgang Diekmann und BBL-Stadtverordnete Frauke Müthing plädierten für einen kompletten Neubau des Schulzentrums. Diekmann wies darauf hin, dass bei der Sanierung zwar die Höchstbelastungen beseitigt werden, es aber noch zahlreiche Räume gibt, in denen die PCB-Belastung mehr oder weniger hart an dem derzeit noch geltenden Grenzwert liege. Frauke Müthing sah in einem Neubau die Chance, für Brilon eine „Schule der Zukunft“ zu konzipieren. Mit den Anbauten würden die Wege weiter und mehr Fläche würde versiegelt.

Elternschaft wünscht Neubau

Für den Leiter der am stärksten betroffenen Schule, Johannes Droste, Direktor des Gymnasiums, ist der sich jetzt abzeichnende Sanierungsumfang „eine echte Herausforderung “. Rund 680 Schüler besuchen derzeit das Petrinum, das Kollegium besteht aus 58 Lehrkräften.

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Davon unterrichten etliche jedoch lediglich in Teilzeit, zudem fallen derzeit acht wegen Mutterschutz, Elternzeit oder Krankheit aus. Droste ist zuversichtlich, das Raum-Provisorium während der Umbauphase meistern zu können. Dabei spielt ihm organisatorisch in die Karten, dass wegen rückläufiger Schülerzahlen die Eingangsklassen auf zwei reduziert wurden; die Klassen sieben und acht laufen noch drei- und die neunte sogar vierzügig.

Die Schulen sind in die Beratungen eingebunden. Er sei „voll auf der Linie der Stadt“, so Droste zur WP. Wobei er aber auch zugibt, dass sich die Elternschaft „selbstverständlich einen Neubau“ wünsche.

Breite Kostenspanne

Die von dem Paderborner Planungsbüro Plan Bee ausgearbeiteten Varianten bewegen sich - je nach Umfang des erforderlichen (Teil-)Neubaus - etwa zwischen 18 und 53 Millionen Euro. Die bisher skizzierten Anbauten sind lediglich „Volumenmodelle“ für den Raumbedarf.

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Marcus Bange sagte, dass der zentrale Trakt von der Aula auch auf die durch den Abriss frei werdende Westseite verlegt werden könne. Als nächstes befasst sich der Rat mit der Machbarkeitsstudie.