Brilon. Es sind die ersten 4,9 Millionen Euro, die die Stadt Brilon für die Sanierung des Schulzentrums locker macht. Es gibt Kritik an derEile.
Die Stadt Brilon nimmt den Bau des MINT-Traktes am Gymnasium Petrinum in Angriff, ohne die Grundsatzentscheidung zum Abriss des Schulzentrums oder dessen Sanierung abzuwarten. Der Rat hat jetzt die ersten Aufträge für die 4,9 Millionen Euro teure Maßnahme vergeben; drei Millionen sind davon für das kommende Jahr verplant. Entscheidendes Argument: Der neue Trakt werde so an das Schulzentrum angedockt, dass er auch in einen kompletten Neubau integriert werden kann.
Sanierungsbedarf weiter erhöht
MINT bezeichnet die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Vor allem die Chemie- und Biologieräume des Petrinums befinden sich nach Lehrer- und Gutachtermeinung seit Jahren in einem technisch maroden und für modernen Unterricht nicht mehr zeitgemäßem Zustand. In jüngster Zeit, so die Verwaltung, habe sich „der Sanierungsbedarf weiter erhöht“.
Die Baugenehmigung für den neuen Trakt liegt bereits seit dem Frühjahr vor. Auf zwei Geschossen sind zehn Unterrichtsräume vorgesehen: vier Klassenräume sowie je zwei Fachräume für dem Biologie-, den Chemie- und den Physikunterricht. Hinzu kommen für jeden Fachbereich ein Vorbereitungs-/Sammlungsraum sowie sanitäre Anlagen.
Fertigstellung im Sommer 2022?
Die jetzt erfolgte Auftragsvergabe betrifft die Fachplanung des neuen naturwissenschaftlichen Traktes. Die Verwaltung geht davon aus, dass im Juni mit den Arbeiten begonnen werden kann. Zum Schuljahr 2022/2023 könnte der Trakt dann in Betrieb genommen werden.
Noch offen ist die grundsätzliche Entscheidung des Rates zum Neubau oder Sanierung des PCB-belasteten Schulzentrums . Wie berichtet, ist in weiten Teilen ein Rückbau bis auf Rohbau-Niveau nötig, um die Schadstoff-Quellen zu beseitigen. Bei einem derartigen Radikal-Umbau würde das Mitte der 70er Jahre gebaute und in die Jahre gekommene Betonkomplex auch eine komplett neue technische und energetische Ausstattung erhalten.
Ein Sanierungskonzept liegt bereits vor. Dazu hat, wie berichtet, das Gutachterbüro Dr. Sedat aus Essen, eine stufenweise Mustersanierung vorgenommen, um die ökonomischsten Maßnahmen zu ermitteln. Das Paderborner Architektenbüro Plan Bee hat der Stadt alternativ zur Sanierung drei Neu- und Teilbauvarianten ausgearbeitet.
Baukommission gebildet
Mit denen wird sich jetzt eine Baukommission näher befassen. Dieses Gremium soll Vor- und Nachteile dieser drei Varianten untersuchen und letztlich dem Rat daraus jene vorschlagen, die der Rat der bisher priorisierten Sanierung gegenüberstellen kann.
Die Baukommission besteht aus sechs Ratsmitgliedern, dem Leiter des städtischen Gebäude- und Liegenschaftsmanagements, einer Vertreterin der Schulabteilung, den Schulleitungen des Gymnasiums und der Sekundarschule, je einem ihrer Elternvertreter sowie dem Beigeordneten, der dem Gremium auch vorsteht.
Mitglieder
Die Baukommission ist gemäß der Mehrheitsverhältnisse im Rat besetzt:
CDU: Jürgen Kürmann, Wolfgang Diekmann und Lukas Wittmann.
SPD: Günter Wiese und Christoph Stein.
Grüne/BBL/FDP/Linke: Frauke Müthing (BBL).
Die Briloner Bürgerliste hatten vorgeschlagen, das Gremium um „zwei hoch qualifizierte Experten“, einen Fachmann für Schulbau und einen Mitarbeiter eines Büros für Baustatik bzw. Sachkundige Bürger zu ergänzen. Das lehnte der Rat allerdings mit den Stimmen von CDU und SPD ab. Es stehe, so Bürgermeister Dr. Bartsch, jeder Fraktion ja frei, sich um externen Sachverstand zu kümmern und den dann „via Ratsmitglied zu kommunizieren“. Allerdings ging der Rat auf den Vorschlag der BBL ein, bei Bedarf Stellvertreter für die Ratsmitglieder zu den Kommissions-Sitzungen zu schicken. Das hat einen ganz pragmatischen Grund: Könne doch „in Ausnahmefällen die Notwendigkeit“, sich auch tagsüber zu treffen.
BBL: Machbarkeitssudie abwarten
Kritik hatte die BBL daran geübt, dass die Verwaltung die Beschlussvorlage für den Anbau erst am Tag vor der Sitzung zugestellt hatte. Stadträtin Annette Loos sagte, dass sich der Rat nicht schon jetzt festlegen, sondern erst die Machbarkeitsstudie abwarten sollte. Das sah die Mehrheit anders. Letztlich stimmten lediglich die beiden BBL-Vertreterinnen gegen den Anbau.