Brilon. Der Briloner Stadtwald steckt tief in der Krise. Auch im kommenden Jahr klafft ein Millionen-Loch im Haushalt. Immer mehr Fläche ist geschädigt.

Für jeden verloren gehenden Festmeter zwei neue Pflänzchen: Mehr als eine halbe Million Setzlinge will der Briloner Stadtforst im kommenden Jahr auf den riesigen Wundflächen im Wald ausbringen. Rund 1600 Hektar liegen blank. Das ist fast ein Viertel des Stadtwaldes. Dessen 7750 Hektar stehen längst nur noch als behördliche Festsetzung auf dem Papier. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Und ein Ende ist nicht in Sicht.

Defizit im Forst von 2,214 Millionen Euro

Der Forstwirtschaftsplan 2021 weist 3,047 Millionen Euro Einnahmen und 5,262 Millionen Euro Ausgaben aus.

Beim Holzverkauf kalkuliert der Stadtforst mit 2,56 Millionen Euro, die Jagdpacht steuert 270.000 Euro zum Etat bei.

Bei den Ausgaben schlagen die Sachkosten und die Kosten für Forstunternehmen mit rund 3,337 Millionen Euro zu Buche.

Darin sind rund 668.000 Euro für 537.400 Setzlingen enthalten.

Vor allem beim Brotbaum des Sauerlandes, der Fichte. „Wir müssen davon ausgehen, dass ein Großteil der Fichtenvorräte des Stadtwaldes der Borkenkäfer-Kalamität zum Opfer fallen wird.“ - so Forstamtsleiter Dr. Gerrit Bub. Mittwoch, 18. November, stellt er im Ausschuss für Forst, Umwelt und Landwirtschaft den tiefroten Forstwirtschaftsplan für das kommende Jahr vor. 2,21 Millionen Euro Miese stehen dort zu Buche.

Kein Einschlag bei Buche und Eiche

Auch 2021 werde durch „die anhaltende und sich verschärfende Borkenkäferkalamität geprägt“, heißt es in dem Bericht des Stadtforstes. Deshalb sei - wie bereits seit 2018 - „von einer soliden und verlässlichen Haushaltsplanung nicht auszugehen“. Wie sehr sich die Lage vor allem bei der Fichte verschärft hat, zeigt ein Blick auf den Einschlag pro Hektar. Etwa sechs Festmeter pro Hektar gelten als nachhaltige Ernte; das wächst im Wald natürlich nach.

Das ist als Neuanpflanzung in den Revieren des Stadtforstbetriebs Brilon für 2021 geplant
Das ist als Neuanpflanzung in den Revieren des Stadtforstbetriebs Brilon für 2021 geplant © Manuela Nossutta / Funkegrafik NRw

Für das nächste Jahr nimmt sich der Stadtforstbetrieb 40,54 Festmeter vor, es läuft - Stand heute - auf 250.000 und 300.000 Festmeter hinaus. Dabei, und das betont Dr. Bub, handelt es ausschließlich um Fichten-Kalamitätsholz; bei Buche, Eiche und anderen Baumarten werde, wie schon im laufenden Jahr, auf ein gezieltes Einschlagen verzichtet. Dort sollen lediglich „zwingende Verkehrssicherungsmaßnahmen“ vorgenommen werden. Ausnahme: Das Briloner Bürgerbrennholz soll den Bürgern der Stadt des Waldes weiterhin zur Verfügung gestellt werden.

Fichte als Brennholz forcieren

Absatzmöglichkeiten für die gewaltige Menge an Fichten sieht Dr. Bub angesichts des nur noch gering aufnahmefähigen regionalen Holzmarktes in Asien, Süddeutschland und bei der Nutzung als Brennholz. - da will der Stadtforst auch bei den Brilonern noch Überzeugungsarbeit leisten. Bisher gelinge dies erst „in einem sehr begrenzten Maß“.

https://www.wp.de/staedte/altkreis-brilon/neben-dem-kyrill-tor-neuer-blickfang-im-briloner-buergerwald-id230460710.html

Früher als Industrieholz übrig bleibende Teile des Baumes wie Äste - zum Beispiel als Zuschlagmaterial in der Zellstoff- oder Holzwerkstoffindustrie verwendet - sollen „möglichst nicht mehr ausgehalten“ werden, sprich: Dessen Aufbereitung lohnt sich nicht mehr, dieses Holz bleibt künftig auf der Fläche liegen und kann dort verrotten. Gut entwickelt haben sich nach Beobachtung des Forstbetriebs die in den vergangenen Jahren vor dem Hintergrund des Klimawandels angelegten Kulturen.

Bericht zur Borkenkäfer-Situation

Dazu gehört eine ausgewogene Mischung aus Laub- und Nadelholz . Für Dr. Bub und sein Team ist es Ziel, die Risiken im Stadtwald mit einem „zukunftsfähigen, stabilen, nadelholzdominierten, klimaplastischen Mischwald“ zu minimieren und so gleichzeitig den Ertrag aus dem Stadtwald zu steigern.

Der Ausschuss für Forst, Umwelt und Landwirtschaft tagt um 17.30 Uhr im Bürgerzentrum. Die Sitzung ist öffentlich. Es gibt u.a. auch einen Sachstandsbericht zur Borkenkäfer-Situation.