Brilon. Der Briloner Bürgerwald hat einen neuen Blickfang. Neben dem Kyrill-Tor steht ein mächtiger Adler. Eine Geschichte von Glück und Engagement.

Der Briloner Bürgerwald hat seit einer Woche einen majestätischen Bewacher. Ein mächtiger Adler verharrt direkt neben dem Kyrill-Tor. Weit geht sein Blick in die sich im Westen senkende Sonne.

ürDer Bürgerwaldverein hat die Statue beschafft, hergestellt hat sie der Holzbildhauer Andrzej Waligora aus Warstein.

Andrzej Waligora, Holzbildhauer aus Warstein, hat aus einem entwurzelten Ahorn diese über zwei Meter hohe Adler-Figur erstellt.
Andrzej Waligora, Holzbildhauer aus Warstein, hat aus einem entwurzelten Ahorn diese über zwei Meter hohe Adler-Figur erstellt. © Jürgen Hendrichs

Es sieht so aus, als sei der Stamm, aus dem der Pole den Adler geschnitzt hat, dort gewachsen. Ist er aber nicht. Der Baum stammt vom Schönschede. Dort, in Nähe des Krankenhauses, hatte ihn im vergangenen Jahr der ehemalige Petersborner Ortsheimatpfleger Bernhard Mause entdeckt. Eine der zahlreichen Orkanböen des vergangenen Jahres hatte den alten Ahorn mitsamt des Wurzeltellers auf die Seite gelegt.

Stamm durch Zufall entdeckt

Bernhard Mause schaltete sofort. Schließlich hatte der Bürgerwaldverein schon seit längerem nach geeignetem Rohmaterial für eine Holzskulptur gesucht. „Manchmal war die Wurzel rotfaul, manchmal der Stamm zu kurz.“ Oder nicht mächtig genug. Dieser hier schien jedoch zu passen: „Dann habe ich das mit Herbert eingestielt.“ Damit gemeint ist Herbert Gruß vom Briloner Bauhof, eine Zeitlang als Nachfolger von Willi Kitzhöfer (†), dem Vater des Bürgerwaldes, Ortsvorsteher von Petersborn. Der hatte, davon ging Bernhard Mause jedenfalls aus, den Stamm sozusagen zurücklegen lassen.

Unterstützung von Bauhof und Baufirma

Als der ehemalige Ortsheimatpfleger zwei Wochen später zum Krankenhaus fuhr, traute er seinen Augen nicht. Eine Bauhof-Kolonne war gerade dabei, den Ahorn zu zerlegen. Mause: „Drei Meter waren noch übrig. Eine halbe Stunde später hätten die ihn klein gehabt.“

Briloner Bürgerwald

Der Briloner Bürgerwald liegt am Petersborner Poppenberg.

Dort hatte der Orkan „Kyrill“ im Januar 2007 die Kuppe komplett kahlgeschlagen.

Der damalige Ortsvorsteher Willy Kitzhöfer (†) initiierte gemeinsam mit dem Briloner Stadtforstbetrieb den Bürgerwald.

Ziel war, durch persönliches Engagement vieler Menschen dort neue Bäume zu pflanzen und dies als symbolischen Beitrag zum Naturschutz in Zeiten des Klimawandels zu sehen.

Bisher wurden dort von Menschen aus neun Nationen - Schulklassen, Vereinen, Firmen, Gruppen aus Partnerstädten - organisiert über 50.000 Setzlinge von 30 Baumarten gepflanzt.

Das „Kyrill-Tor“ ist bereits das zweite. Das erste war 2008 aus Fichtenstämmen errichtet und nach Bruch einer morsch gewordenen Stammes 2016 aus Sicherheitsgründen demontiert worden.

Sein 2017 aufgebauter Nachfolger besteht aus 14 rund 100 Jahre alten und rund 25 Meter hohen Douglasienstämmen.

Infos: www.briloner-buergerwald.com

Mause grätschte dazwischen, der Trupp vom Bauhof stellte die Arbeit ein und brachte den Stamm samt Wurzelteller zum Bürgerwald.

Was Bernhard Mause an den frischen Schnittstellen sofort ins Auge gefallen war: „Das Kernholz war gesund.“

Tja, und dann lag der Ahorn erst einmal lange auf der Seite. Bis in diesem Sommer eine Baufirma in der Nähe zu tun hatte. Und wieder trat Bernhard Mause in Aktion. Ob sie „für ’ne Kiste Bier“ mal zwischendurch am Kyrill-Tor - ein Video vom Aufbau 2018 gibt es hier - eine Grube ausheben und dort den Ahorn samt Wurzelwerk reinstellen könnten. Taten sie.

Selbstständiger Forstunternehmer und Schnitzkünstler

Und dann kam die nächste Generation ins Spiel. Christoph Mause, wie sein Vater natürlich Mitglied im Bürgerwaldverein, stellte den Kontakt zu Andrzej Waligora aus Warstein her.

Das neue Kyrill-Tor am Briloner Bürgerwald besteht aus 14 rund 100 Jahre alten Douglasien aus dem Briloner Stadtwald. Im Vordergrund ein Skultpur des Dortmunder Bildhauers Bernd Moenikes.
Das neue Kyrill-Tor am Briloner Bürgerwald besteht aus 14 rund 100 Jahre alten Douglasien aus dem Briloner Stadtwald. Im Vordergrund ein Skultpur des Dortmunder Bildhauers Bernd Moenikes. © WP

Der gebürtige Pole ist ein Meister an der Motorsäge. Von Hause aus ist er ein Mann fürs Grobe. Problembaumfällung und so. Seit gut 25 Jahren ist er selbstständiger Forstunternehmer. Christoph Mause hat Andrzej Waligora aber auch schon als Baumschnitzer und Holzkünstler kennengelernt.

Charlie Chaplin aus Holz für eine Bar

Batterien von Bären, Eulen und anderen Tieren hat er schon angefertigt, auch einen Charlie Chaplin für eine Bar gibt es von ihm. Und dazu rustikale Bänke, wie etwa die mit dem Akkordeon und der Gitarre als Armlehnen, oder Tischplatten, bei denen er Wuchsform und Maserung der Stämme aufgreift und ästhetisch besonders betont.

Zwei Tage hat Andrzej Waligora Ende vergangenen Woche gebraucht, um aus dem Ahorn den Adler zu schnitzen. Sein Werkzeug: drei unterschiedliche große Kettensägen und ein sogenanntes Carving-Schwert für die filigraneren Stellen. Waligora arbeitet frei Hand, er hat sich die Kunst mit der Kettensäge selbst beigebracht und dabei natürlich bei den Meistern des Fachs gekiebitzt. Mit Abflämmen hebt der Holzschnitzer Konturen hervor, wie bei dem Adler das Gefieder und die Fänge, eine Imprägnierung gibt dem Werk nicht nur Schutz sondern auch Glanz.

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Bernhard Mause hofft, dass es Besuchern geht wie ihm: „Das sieht doch so aus, als hätte der Baum hier immer gestanden.“

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