Marsberg. Der LWL investiert in den kommenden zehn bis 15 Jahren 64 Millionen Euro in Neubauten in Marsberg. Das sind die Hintergründe des Programms:
Die Stadt Marsberg ist der traditionsreichste Psychiatrie-Standort des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Und der soll in den nächsten Jahren großlegend umstrukturiert und erneuert werden. Der LWL-Psychiatrieverbund hat eine umfassende Standortentwicklungsplanung (“StEP“) aufgestellt und wird hier kräftig investieren: mit einem Investitionsvolumen von fast 64 Millionen Euro über den Zeitraum der nächsten zehn bis 15 Jahre. Allerdings „nur“ am Standort Weist. Er wird mit dem Standort Bredelarer Straße zusammengelegt. Der LWL-Wohnverbund als weiterer Hauptnutzer am Standort Bredelarer Straße ist von der Standortentwicklungsplanung nicht betroffen.
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Wie der LWL Münster mitteilt, fällt der Startschuss für die Umsetzung der Planungen jetzt mit einem Architektenwettbewerb. Aus 113 eingegangen Bewerbungen wurden acht Architekturbüros ausgelost, sieben weitere hatten bereits im Vorfeld aufgrund der Kriterien „Regionalität“ und „krankenhausspezifische Erfahrungen“ eine so genannte „Wildcard“ bekommen. Die 15 Wettbewerbsteams, jeweils bestehend aus einem Architektur- und einem Landschaftsplanungsbüro, werden sich nun mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut machen, um dann bis Ende des Jahres ihre Entwürfe einzureichen.
Historische Struktur bleibt
Im Architektenwettbewerb sind für die Erwachsenenpsychiatrie und die Kinder- und Jugendpsychiatrie am Standort Weist 45 Planungsfelder ausgewiesen, die unmittelbar an die historische Struktur der Gebäude 06/07/08 grenzen, zum Teil mit dieser überlappen. In den Anbauten sollen vor allem die Stationsbereiche untergebracht werden.
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Für das für die Erwachsenenpsychiatrie avisierte Baufeld werden drei Häuser (Haus 01, 10 und 11) abgerissen. Der Anbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie soll an Haus 06 angrenzen, dessen äußerste Flügel abgerissen werden darf. Im denkmalwürdigen Mittelteil sollen Räumlichkeiten für therapeutische Angebote sowie Büros entstehen. Auch weitere denkmalwürdige Häuser (Haus 03 und 04) bleiben erhalten und werden einer neuen Nutzung zugeführt. Weitere Aufgaben sind der Neubau-Entwurf einer Sporthalle (Sport- und Bewegungstherapie) für beide Kliniken sowie die Gestaltung der umgebenden Freiflächen. Die LWL-Schule in der Klinik Marsberg wird auch an den Standort Weist 45 verlegt.
Voraussichtlich im März 2021 wird dann der Sieger des Wettbewerbs durch ein Preisgericht gekürt, an dem sowohl Architekten als auch sogenannte Fachpreisrichter und Vertreter der LWL-Klinik, aus Verwaltung, Politik und der Stadt Marsberg als Sachpreisrichterinnen beteiligt sind.
Bekenntnis zum Standort
Psychiatrie-Standort Marsberg
Der Psychiatrie-Standort Marsberg ist inzwischen 206 Jahre alt . Er geht auf das 1814 gegründete Landeshospital Marsberg zurück. Noch weiter zurück geht die Geschichte des Hauses selbst: In Marsberg wurde 1744 das Kapuzinerkloster Marsberg gegründet und errichtet, in dessen Räumen dann das Landeshospital 1814 einzog.
Es handelt sich bei der Fachklinik für Psychiatrie am Standort „Am Weist“ um die älteste westfälische psychiatrische Klinik und eine der ältesten im deutschsprachigen Raum überhaupt.
Zu dem Standort des LWL-Psychiatrie-Verbundes gehören heute die erwachsenenpsychiatrische LWL-Klinik Marsberg, die LWL-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, der LWL-Wohnverbund und das LWL-Pflegezentrum Marsberg, darüber hinaus betreibt die LWL-Maßregelvollzugsabteilung hier das LWL- Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Marsberg.
Zusammen bieten die Einrichtungen 769 stationäre, 66 teilstationäre Behandlungs- sowie Pflege- und Wohnheimplätze sowie ambulante Wohn- und Behandlungsangebote mit einem Umsatzvolumen von rund 105 Mio. Euro.
Damit bilden die LWL-Einrichtungen in Marsberg ein modernes Kompetenzzentrum für psychische Gesundheit und mit ihren etwa 1700 Beschäftigten sind sie der größte Arbeitgeber Marsbergs.
„Wir wollen mit diesem Entwicklungsplan ein eindeutiges Bekenntnis zu diesem Standort ablegen und ihn für die Zukunft sichern“, sagt LWL-Krankenhausdezernent Prof. Dr. Meinolf Noeker, „wir freuen uns, dass die Bürgerinnen und Bürger Marsbergs schon immer den Einrichtungen des LWL-Psychiatrieverbundes positiv gegenüberstanden.“ Diese große Akzeptanz in der Bevölkerung sei ein hohes Gut, auf das der LWL auch in Zukunft bauen wolle, so Noeker.
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Augenfälligste Veränderung: Die historisch auf zwei Standorte verteilten LWL-Einrichtungen in Marsberg wollen ihre Angebote im Wesentlichen an dem einen Standort „Am Weist“ zusammenführen. „Wir wollen am Weist einen Campus, der die komplette Bandbreite der psychiatrischen Behandlung bietet“, sagt Jan Hendrik Unger, der Kaufmännische Direktor der LWL-Einrichtungen Marsberg. „Am Klinikstandort Marsberg werden mit der Zusammenführung der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Erwachsenenpsychiatrie, einzigartig in Westfalen, beide Fachrichtungen gemeinsam für Patientinnen und Patienten ihre Kompetenzen bündeln“, so Unger weiter.
Die Konzentration auf einen Standort ermögliche es, dass Kliniken, Wohnverbund und Pflegezentrum größtmögliche Synergien erreichen, um auch in der Zukunft eine optimale Behandlung und Betreuung zu gewährleisten, und das sogar mit einer weiteren Nutzung der denkmalgeschützten Gebäude, erläutert Unger.
Gebäude für Stadtentwicklung
Teile des alten Klinikstandortes an der Bredelarer Straße könnten dann der Stadtentwicklung von Marsberg zur Verfügung gestellt werden, so Unger.