Bigge. Die Josefs-Brauerei in Bigge ist in Existenznot. Ende Mai wird der Betrieb eingestellt. Über die Gründe für die Lage und einen Hoffnungsschimmer.
Noch im letzten Jahr sprach die Josefs-Brauerei in Olsberg-Bigge von einer Erweiterung und Neuaufstellung des Unternehmens, heute ist das nur noch ein unerfüllter Wunsch. Die Auswirkungen der Corona-Krise gehen auch dort nicht spurlos vorbei und zwingen die Brauerei in die Knie – der einstige Plan geht zunichte. Und das nicht nur insofern, dass dieser nicht weiter umgesetzt wird, sondern, dass die Produktion vorläufig eingestellt werden muss.
Ende Mai soll zunächst Schluss sein mit dem Brauen. Ob und wann es für die Inklusionsbrauerei weitergeht, ist aktuell noch nicht sicher.
Einnahmen brechen ein – Lösung wird gesucht
„Fakt ist, die aktuelle Lage brachte uns wirtschaftliche Probleme. Wir führen gerade viele Gespräche und arbeiten intensiv an einer Lösung, um eine Weiterführung zu ermöglichen“, berichtet Josefsheim Geschäftsführer Gerhard Freund. Durch die coronabedingten Ausfälle von Veranstaltungen seien die Umsätze massiv weggebrochen. Gerade dafür waren immer viele Fässer gekauft worden, die jetzt einfach nicht gebraucht werden. Auch das Geschäft mit der Befüllung von Getränkeautomaten ist zurückgegangen, da die Einrichtungen, in dem die Automaten stehen, geschlossen sind.
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Die Produktion ist darum bereits jetzt auf Sparflamme gesetzt. Alle Mitarbeiter arbeiten unter strengen Hygienemaßnahmen, besonders, um die Mitarbeiter mit Handicap zu schützen. Einen arbeitsbedingten Ausfall wegen einer Corona-Erkrankung habe es nicht gegeben, sagt die Geschäftsleitung. Und bis jetzt sei noch kein neuer Käufer oder Investor gefunden, um den Betrieb ohne Unterbrechung weiterzuführen.
Eigentlich war ein Ausbau angestrebt
Dabei sah es im vergangenen Jahr noch so gut aus für die Josefs-Brauerei: gemeinsam mit dem Unternehmen „Business Clinic“ wurde ein Konzept auf die Beine gestellt, dass den Ausbau der Brauerei berücksichtigt und die Getränke deutschlandweit auf den Markt bringen sollte.
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Bis 2023 sollte der Umsatz von 1,7 Mio Euro (2019) auf 8 Mio Euro steigen. Neben den bis dahin treuen Bestandskunden sollten Fachgroßhändler und Lebensmittelketten einbezogen und das Sortiment um neue, besondere Produkte erweitert werden. Kurzum wurde sich für die Zukunft aufgestellt. Doch dann kam Corona. „Wir waren sehr zuversichtlich, doch bevor wir richtig starten konnten, haben die aktuellen Verhältnisse uns eingeholt“, so Gerhard Freund.
Von einer kompletten Schließung ist jedoch nicht die Rede, die Geschäftsleitung tue alles für eine Weiterführung des Brauereibetriebs unter neuer Leitung. „Wir stehen am Rand des Abgrunds und bevor wir abstürzen ist das der bessere Weg.“
Wie die Chancen für einen Verkauf sind, wie und wann es weiter geht, stehe jetzt, so sagt die Geschäftsleitung, noch in den Sternen. Schließlich muss eine Einigung mit eventuellen Interessenten gefunden werden, mit denen alle einverstanden sind. Wichtig dabei ist, dass die Idee der Inklusion weiterhin umgesetzt wird.
Inklusionsidee ist das Besondere
Die Josefs Brauerei ist die erste behindertengerechte Brauerei in Europa und stellt Menschen mit Handicap sozialversicherungspflichtig ein. „Diese Idee ist gut und richtig.
Die Inklusionsbrauerei
Die Josefs-Gesellschaft wurde 1904 von Priester Heinrich Sommer mit dem Gedanken, die Lebensbedingungen junger Menschen mit Körperbehinderungen zu verbessern, gegründet.
Im Jahr 2000 wurde die Josefs Brauerei eröffnet und damit Vorreiter in ganz Europa.
2014 wurden zwei der Josefs Biere auf einer Fachmesse in Dublin ausgezeichnet.
Es ist das, was uns besonders macht“, sagt Gerhard Freund. Die positive Resonanz, die die Brauerei aufgrund dieser Arbeit stets erhält, soll mit einer Übernahme nicht verloren gehen. Bis jetzt arbeiten circa 20 Mitarbeiter, davon die Hälfte mit Behinderung, in der Brauerei. Die Mitarbeiter seien bereits über die Probleme aufgeklärt worden. Für die Mitarbeiter mit Handicap soll eine andere Arbeit gefunden werden, sobald die Produktion eingestellt wird. Knapp zehn Mitarbeiter müssen gekündigt werden. Bei einer Übernahme erhalten sie vielleicht eine neue Chance zur Mitarbeit, so der Geschäftsführer.
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Wenn die Produktion Ende Mai eingestellt wird, bedeutet das für alle Liebhaber des Josefs-Bier nicht direkt, dass nichts mehr zu erhalten ist. „Unsere Türen sind nicht sofort dicht und es passiert nicht nichts. Wir werden das verkaufen, was noch da ist“, sagt Gerhard Freund. Die Zeit des Produktionsstopps wird dann sinnvoll genutzt, um die beste Anschlusslösung zu finden.