Brilon. Immer mehr Menschen möchten nachhaltige Waren kaufen. Auch der Einzelhandel in Brilon bietet Alternativen. Einige Beispiele aus der Bahnhofstraße.
Immer mehr rückt das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus – auch beim Shopping. Natürlich gibt es nachhaltige Label, die ihre Waren im Netz verkaufen, seien es Jeans oder sogar Möbel. Doch wie nachhaltig ist eigentlich der Einzelhandel in Brilon ? Wo können Kunden nachhaltige Produkte kaufen, ohne im Internet lange suchen zu müssen? Einige Beispiele aus der Bahnhofstraße und co.:
Sport Schettel – Merinowolle aus nachhaltiger Herkunft
„Wir achten darauf, dass die Ware, die wir anbieten, aus nachhaltigen Stoffen sind, danach fragen unsere Kunden auch explizit“, sagt Claudia Schettel von Sport Schettel in der Bahnhofstraße. So kooperiere sie nur mit Anbietern, die nachhaltige Konzepte verfolgen.
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Faire und nachhaltige Ware seien ihr besonders wichtig, sie wolle nicht um jeden Preis verkaufen wie es in der Fast Fashion-Industrie üblich sei, sondern wertige Kleidung anbieten. „Unsere Kunden fragen oft nach, woher die Kleidung oder die Stoffe stammen. Wir haben zum Beispiel Merinowolle hie und organische Baumwolle.“ Darin sei kein giftiger oder langwirkender Synthetikdünger enthalten. Zudem sei die Merinowolle zum einen der beste Stoff für Isolation von Sportkleidung, zum anderen sei ökologisch unbedenklich gewonnen worden. Auch bei Daunenjacken achte sie darauf, dass die Herkunft nachhaltig sei. „Man weiß ja, dass es Unternehmen gibt, die Enten extra züchten und sie lebendig rupfen – für Jacken. Und sowas wird getragen“, zeigt sich Claudia Schettel besorgt. Sie achte in ihrem Geschäft darauf, dass die Waren eine unbedenkliche Herkunft aufweisen können.
Der Bioladen – regionales Gemüse, unverpackt
Bio ist Programm, das sagt schon der Name des Ladens von Lisa Brohm. Allerdings: neben biologisch angebautem Gemüse und Obst werden auch weitere nachhaltige Produkte verkauft. Und sowieso: Bio ist nicht immer gleich nachhaltig, wie auch Lisa Brohm weiß. „Wir kaufen ausschließlich regionales Gemüse und Obst wo immer es auch geht“, sagt die Inhaberin. Sie will ihre Waren aus Deutschland beziehen und verzichtet lieber auf Gemüse außerhalb der Saison, wenn sich dadurch ein langer Lieferweg vermeiden lässt. „Wenn ich den Kürbis nur aus Argentinien bekomme, dann verzichte ich. Wir kaufen lieber so regional wie es eben geht. Eier aus Oberschledorn, Seifen aus Büren oder Kaffee aus Arnsberg.“ Zwölf bis 15 Anbieter hat sie in der Pipeline, mit denen sie zusammenarbeitet. „Das ist natürlich ein Mehraufwand, aber es lohnt sich“, sagt Lisa Brohm. So bekommt sie zwar Milch vom Upländer Milchbetrieb, wird aber von dem großen LKW angefahren, der die Märkte in der Umgebung beliefert. „Viele fragen mich, wieso ich nicht extra beliefert werde – aber das wäre doch total unökologisch, wenn ein Fahrer nur für uns Milch anliefert.“ Jeder kleinste Weg soll so nachhaltig wie möglich gestaltet sein, das ist Lisa Brohm wichtig.
In ihrem Laden lässt sich der Nachhaltigkeitsgedanke schon bei den Verpackungen finden. So verzichtet sie weitestgehend auf Plastik und nutzt nur Papierverpackungen. Nur der Käse ist Folie und das Fleisch in Plastik eingeschlagen, eine Hygienevorgabe. Kunden können allerdings auch eigene Tupperware für Lebensmittel mitbringen. Antipasti gibt Lisa Brohm in kleinen Pfandgläsern mit. An Obst und Gemüse bestellt sie nur die Menge die sie wirklich verkaufen kann.
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„Da habe ich lieber leerere Regale, als zuviel Lebensmittel, die ich dann wegwerfen muss. Das wäre total unwirtschaftlich.“ Neben Lebensmitteln bietet sie auch nachhaltige Hygieneprodukte an. Zahnseide aus echter Seide, festes Shampoo ohne Plastikverpackung und aus Naturstoffen, natürliches Duschgel und co. Auch Zahnbürsten aus Bambus liegen im Regal des Bioladens. Für die Küche bietet sie Bienenwachstücher an, als Ersatz für Frischhaltefolie. Die Tücher sind mehrfach verwendbar und halten Lebensmittel frischer als die herkömmliche Folie.
M-Zwo – Weniger Plastikverpackungen um das Hemd
Manfred Gerkens, der Inhaber des Herrenausstatters „M-Zwo“, achtet immer mehr auf nachhaltige Umverpackungen. „Wir müssen in diese Richtung gehen und Plastik so weit es geht vermeiden. Jedes Hemd kommt vom Anbieter mit Plastik im Kragen und Plastikfolie. Das braucht der Kunde doch gar nicht, denn ich packe das Hemd ohnehin für ihn zur Anprobe aus“, sagt Manfred Gerkens. Er hat sich bei vielen seiner Kooperationspartnern dafür eingesetzt, nun weniger Plastikverpackungen geliefert zu bekommen. So wird bei einer Marke das Hemd mit einem kleinen Kissen als Polsterung geliefert – „das man ohne weiteres auch auf die Couch drapieren kann“, sagt Manfred Gerkens. Zudem verkauft er Pullover, die in einem neuen Webverfahren in Italien hergestellt werden. „Der Webstuhl wird per Computer gesteuert und läuft um die Hälfte langsamer. So gelangen keine kleinen Knötchen in den Pullover, weil der Webstuhl zu schnell gearbeitet hat. Weniger Fehler bedeuten auch, weniger bis gar keine Abfallwahre bei der Herstellung“, erklärt Manfred Gerkens. Nachhaltigkeit ist für ihn unerlässlich.
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„Wenn ich vor meinem Laden die Kinder sehe, die auf einem Kindergartenausflug sind, dann weiß ich, dass sie ein schwereres Leben haben werden, wenn wir so weitermachen und sich nichts an unserem Plastikkonsum ändert.“
Alexander Otto – Daunen aus recyceltem Plastik
Recycelte Baumwolle gibt es im Modeladen Alexander Otto schon zu finden. Statt Daunenjacken werden zudem im Frühjahr Alternativen aus recyceltem Plastik angeboten. Bisher wirbt die Boutique noch nicht mit den nachhaltigen Alternativen, allerdings würden die Firmen immer mehr auf alternative Stoffe setzen und auch die Kunden würden die nachhaltigen Kleidungsstücke akzeptieren, wie eine Mitarbeiterin erklärt.
Kleinkariert – Ein fast gescheiterter Versuch
„Ich habe vor einigen Jahren sehr viel nachhaltige Produkte auf den Messen gesucht, um sie in meinem Laden anzubieten“, sagt Astrid von Rüden, Inhaberin von Kleinkariert. Mittlerweile bietet sie zwar Decken aus Bambus oder recycelten Stoffen an, sagt aber auch, dass die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten in Brilon nicht sehr hoch sei. „Ich denke, es liegt am Preis. Nachhaltigkeit ist natürlich teurer – und viele wollen oder können das nicht bezahlen“, mutmaßt sie.
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