Winterberg/Brilon. Die Filmbranche bangt um die Zukunft der Kinos, denn Blockbuster fehlen. So schätzen die Kinos in Brilon und Winterberg die Aussichten ein.
„Wir könnten das Ins-Kino-Gehen für immer verlieren“, sagte Regisseurin Patty Jenkins (Wonder Woman) vergangene Woche gegenüber Reuters in Bezug auf die Coronafolgen für die Filmindustrie. Entwarnung können die Kinobetreiber in Winterberg und Brilon dahingehend nicht geben. Das hat vor allem zwei Gründe.
Tenet erfüllt Erwartungen im Kino nicht
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Der erste heißt „Tenet“. Der Blockbuster wurde in diesem Jahr wie viele andere Filme auch mehrfach verschoben und wurde im Spätsommer dann veröffentlicht. Doch der aktuelle Streifen von Christopher Nolan, der unter anderem Inception und The Dark Knight inszenierte, brachte nicht das gewünschte Einspielergebnis ein. Im neuen Cineplex-Kino in Brilon wird der Film zu sehen sein.
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„Tenet war mal wieder ein Film, der Lust machte und Leben ins Kino brachte. Wenn so etwas angeboten wird, kommen die Leute auch zurück, aber das ist auch eher ein Film, der in den Großstädten viele Besucher lockt“, sagt Joachim Wahle, Betreiber des Kinos in Winterberg. Corona, die damit einhergehende Ansteckungsgefahr und die Sicherheitsbestimmungen machen aber genau das schwierig. In den USA spielte der Film magere 48 Millionen Dollar ein, weil dort viele Kinos geschlossen sind.
James Bond und Wonder Woman verschoben
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Das hat auch Folgen für anderen Streifen. Die Studios verschieben ihre Filmveröffentlichungen immer wieder. Der neue James Bond Film hat mittlerweile Starttermin Nummer Fünf erhalten, weil „Tenet“ nicht die erhoffte Wiederbelebung der Branche brachte, sondern plötzlich als abschreckendes Beispiel dient. Wahle hätte sich gewünscht, dass der Agent mit der Lizenz zum töten im November ins Kino kommt: „Wir hätten für James Bond mehr Platz gelassen und ihn in mehreren Sälen gespielt und auch über einen längeren Zeitraum, um die Kapazitäten an die Coronabedingungen anzupassen und das Besucherkontingent zu bekommen.“
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Jetzt fürchtet er, dass sich die Blockbuster im kommenden Jahr gegenseitig die Zuschauer wegnehmen könnten. Daher hätte er es begrüßt, wenn die Filme jetzt trotz Corona auf der Leinwand gezeigt werden.
Durch Corona befindet sich die Filmbranche in einer Abwärtsspirale. Die Filme erreichen weniger Zuschauer, also werden weniger Streifen veröffentlicht, was wiederum bedeutet, dass das Publikum wegbleibt.
Die Alternativen im Kinoprogramm
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Wahle, der das Kino in Winterberg zusammen mit seiner Frau betreibt, gibt sich dennoch optimistisch, dass sie die Krise als Familienunternehmen besser überstehen können, als große Unternehmen. „Wir brauchen Geduld und müssen Präsenz zeigen. Bei Filmen wie Jim Knopf merken wir, dass das Interesse der Kunden da ist, wenn ein entsprechender Inhalt geboten wird.“
Doch beim Inhalt fehlt die Auswahl. Laut Wahle ist in Deutschland und Europa nicht viel produziert worden, das Angebot ist daher nicht breit. Die erfolgreichen Filme aus dem vergangenen Jahr noch einmal zeigen, hält der Betreiber für sinnlos, da die Streifen noch in den Köpfen der Kinobesucher sind. Wahle entdeckt so aber auch manche Filmperle, die sonst nicht im Filmtheater zu sehen wäre. Nun versucht das Ehepaar den Platz des neuen Bond-Films anders zu nutzen und gegebenenfalls die Harry Potter Reihe zu zeigen oder die Herr der Ringe Trilogie. Wahle: „Wir versuchen ein alternatives Programm aufzustellen, um gegen die Totengräberstimmung anzugehen.“
Auf eine große Auswahl setzt auch Ute Schlinker, Betreiberin des Cineplex-Kinos in Brilon. „Wir wollen ein buntes Potpourris zeigen mit Jim Knopf, After Truth und auch anspruchsvollen Filmen.“ Fünf Säle hat das Kino zur Verfügung und dort sollen die Briloner in den Genuss kommen, der ihnen so lange verwehrt blieb. Daher ist sich Schlinker sicher, dass das Programm auch ohne die angekündigten Blockbuster für die Besucher reizvoll sein wird: „Es herrscht eine riesige Neugierde.“
Die Coronaregeln im Kino
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Seit Ende Mai dürfen Kinos in ganz Nordrhein-Westfalen ihre Türen wieder öffnen. Bei den Zuschauern muss allerdings ein Mindestabstand von 1,5 Metern gewahrt bleiben. Ein Zutritts- und Hygienekonzept müssen die Häuser ebenfalls umsetzen. Wahle: „Die Gäste sind einsichtig und tragen sich in die Listen ein. Das funktioniert sehr gut.“
Kleine Kinos haben es einfacher: Sie müssen den vorgeschriebenen Abstand nicht einhalten und können alle Sitzplätze besetzen.