Brilon. Der Weg von Syrien nach Brilon ist für Mohammed Hamkaro schwer. Es geht um mehr als überladene Schlauchboote und ein halbes Leben ohne Eltern.

Auf 17 Seiten steht das Leben eines 17-Jährigen, der von den Eltern in Syrien als Kind mit dem älteren Bruder in die Fremde geschickt wird, um die Chance auf ein besseres Leben zu haben. Mohammed Hamkaro`s Geschichte rührt zu Tränen.

Auch interessant

Es ist etwas anderes, ob man in den Medien von Flüchtlingsschicksalen erfährt, ober ob so ein junger Mensch vor einem sitzt. Der schon die Hälfte seines Lebens ohne Eltern verbringen musste, mit neun Jahren die Flucht in einem überladenen Schlauchboot über das stürmische Mittelmeer überlebte und dann schwerste Kinderarbeit in der Türkei, um Geld für die weitere Flucht zu verdienen.

Mohammed Hamkaro trägt sieben Hosen übereinander

Dabei trug er sieben Hosen übereinander. „Jedes Mal, wenn wir in einem anderen Land ankamen, habe ich die oberste, schmutzige Hose weggeworfen“, sagt Hamkaro. Mit dem Schiff, Zug, Bus und endlosen Fußmärschen schafften sie es über Mazedonien, Serbien und Ungarn bis vor die österreichische Grenze. „Jetzt waren wir in Sicherheit.“

Seit 2016 in Brilon

Broschüre zur bewegenden Geschichte ist in der Stadtbibliothek erhältlich

„Seine Geschichte wird uns allen die Augen noch einmal öffnen“, betonte Ute Hachmann.

Der Briloner Verleger, Walter Podzun, ließ anfragen, ob die ergreifende Geschichte von Mohammed Hamkaro im Band IV „800 Jahre Brilon“ veröffentlicht werden kann.

Mohammed Hamkaro wird in etwa vier Wochen zur Buch-Präsentation eingeladen.

I n der Stadtbibliothek soll eine Medienkiste zur Thematik „Flucht/ Migration“ angelegt werden.

Die Broschüre „Meine Geschichte“ kann für einen Unkostenbeitrag von 2 Euro in der Stadtbibliothek erworben werden.

Er sei beeindruckt von der Geschichte, die der seit 2016 in Brilon lebende Mohammed Hamkaro als Schul-Projektarbeit aufgeschrieben habe, erklärte Bürgermeister Dr. Christof Bartsch. Sie wurde von der Stadt Brilon als Broschüre gedruckt und jetzt im Bürgersaal vorgestellt. „Mohammed wurde am 3. Januar 2003 geboren, fünf Tage davor kam meine Tochter auf die Welt. Wenn ich einen Vergleich herstelle zum Leben meiner Tochter und dem, was in das Leben von Mohammed geflossen ist, dann kann ich nur meine Hochachtung aussprechen, für das, was wir hier sehen“, betonte Dr. Bartsch.

Ute Hachmann (Leiterin Stadtbibliothek) berichtete, dass Verena Wacker (Sozialarbeiterin Heinrich-Lübke-Sekundarschule) ihr das Konzept der Geschichte des Schülers vorlegte. „Mein erster Gedanke war, das müssen nicht nur wir lesen, das sollten viele Menschen kennen. Aber nicht nur als Computerausdruck, sondern als schöne Broschüre.“ Manuela Buchau (Mediengestalterin Stadtbibliothek) kümmerte sich um den Entwurf der Broschüre und Jahrespraktikantin Lucia Liebeton entwarf das Deckblatt mit dem Bild eines jungen Menschen, der lange Schatten hinterlässt.

Hilfe beim Schulprojekt an der Sekundarschule Brilon

Manuela Henke (Sonderpädagogin Sekundarschule) informierte, dass „Mohammed, der 2016 mit Null Sprachkenntnissen in das Schulzentrum in Brilon kam, sie um Rat gefragt habe, was er für das Schulprojekt schreiben soll. „Er war noch nicht so weit, seine Geschichte mündlich zu erzählen, also hat er sie mir diktiert. Er hat ganz lapidar, ohne Gefühle, seine Geschichte erzählt. Mir sind fast die Tränen gekommen. Ich hatte das Gefühl, das muss man auch anderen erzählen, dass man als Neunjähriger seine Familie und Heimat verlassen musste und als 10 -Jähriger in einer Textilfabrik der Türkei arbeitete, bis die Hände bluteten. Als ich das den anderen Schülern vorgelesen habe, waren alle mucksmäuschenstill.“

Auch interessant

Mohammed hat 2015 Deutschland erreicht und lebt seit 2016 mit seinem älteren Bruder und einem Cousin in Brilon. Hier begleitete ihn Sarah Gruß als Vormund. Hamkaro besuchte in Syrien nur drei Jahre lang die Schule und bekam hier die Chance, um wieder Unterricht erleben zu können.

Mit viel Disziplin die Deutsche Sprache gelernt

Auch interessant

Diese Gelegenheit ergriff er und mit großer Selbstdisziplin die deutsche Sprache erlernt. Gerade hat er seinen Hauptschulabschluss an der Sekundarschule Brilon gemacht. „Du hast in vier Jahren das geschafft, was andere in acht Jahren schaffen“, gab es ein großes Lob seiner Lehrerin. Jetzt will er das Berufskolleg besuchen und dann eine handwerkliche Ausbildung machen. „Ich werde meine Eltern nicht enttäuschen“, sind die letzten Worte seiner Projektarbeit.

Hauptschulabschluss gemeistert

Auch interessant

Der Jugendliche wird noch vom Jugendamt betreut. Aufgrund seines Alters musste sein Bruder aus der gemeinsamen kleinen Wohnung der Jugendhilfe ausziehen und Mohammed bewohnt sie jetzt allein. „Das klappt hervorragend“, bestätigte Vormund Sarah Gruß, „Ich habe noch keine Wohnung bei einem Jugendlichen gesehen, die so ordentlich ist.“

Auch interessant

„Wir drücken Dir die Daumen, dass alles so läuft, wie Du es Dir wünscht und Deine Familie wieder zusammenkommt“, wünschte Ute Hachmann dem jungen Mann.