Hochsauerlandkreis. Gerhard Mohnke ist Leiter der Außenstelle des Weißen Ring im HSK. Er hat eine Vermutung wieso trotz Corona die Fallzahlen deutlich sinken.

„In der Corona-Krise wird es zu deutlich mehr Fällen von häuslicher Gewalt kommen als sonst“, davon ging im März der Weiße Ring, Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität aus. „Wir müssen leider mit dem Schlimmsten rechnen“, sagte Jörg Ziercke, Bundesvorsitzender des Weißen Rings. Gerhard Mohnke war als Polizeibeamter tätig und zuletzt als Hauptkommissar Leiter der Wache in Winterberg. Jetzt leitet der Pensionär die Außenstelle des Weißen Rings im Hochsauerlandkreis und blickt auf die Entwicklung der Zahlen.

Fallzahlen halbieren sich 2020

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„Gott sei Dank haben sich diese Befürchtungen nicht bewahrheitet. Insgesamt sind die Fallzahlen deutlich zurückgegangen und 50 Prozent niedriger als im vergangenen Jahr im gleichen Zeitraum.“ Am intensivsten beschäftigen Mohnke auch in diesem Jahr Straftaten, denen Sexualdelikte zugrunde liegen. 21 Fälle gab es bislang 2020, 30 waren es im vergangenen Jahr im HSK. Zum Vergleich: am zweithäufigsten sind Körperverletzungen ein Thema mit neun beziehungsweise 17 Taten, bei denen der Opferschutzbeauftragte der Polizei einen Kontakt zum Weißen Ring im Hochsauerlandkreis vermittelt hat.

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Eine Erklärung für diese unerwartete Entwicklung der Fallzahlen hat Mohnke nicht, aber zwei Deutungsvarianten. „Wenn ich es positiv sehen möchte, dann würde ich sagen, dass Corona und die häusliche Gemeinschaft dafür sorgten, dass die Leute wieder zueinander gefunden haben. Wenn ich negativ denke, dann kamen nicht mehr so viele Männer alkoholisiert und frustriert nach Hause und sahen ihre Partnerin nicht als Ventil.“

Corona beeinflusst ehrenamtliche Arbeit

Kontaktdaten

Wenn Sie Kontakt zum Weißen Ring im Hochsauerlandkreis haben möchten, um beispielsweise über eine Erfahrung sprechen
zu können oder um sich ebenfalls ehrenamtlich zu engagieren, dann können Sie sich direkt
bei Gerhard Mohnke melden.

Entweder per Telefon unter 0151/55164805 oder auch unter der E-Mail-Adresse
wr-hochsauerlandkreis@unity-mail.de

Corona wirkt sich aber auch auf die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer aus. Kontakt gab es so beispielsweise zu Beginn der Coronakrise bis Juli nur telefonisch. Jetzt gelten die üblichen Hygienemaßnahmen, sprich Mund-Nasen-Bedeckung und Mindestabstand. Nicht ganz einfach für die Helfer, denn es sind nur die Augen sichtbar, Gesichtszüge nicht mehr. „Das ist etwas befremdend, aber dennoch leistbar“, sagt Mohnke. Die Vermittlungen zu Rechtsberatungen beispielsweise funktionierte während des Lockdowns aber weiterhin.

Gelitten hat aber vor allem die Präventivarbeit – dadurch, dass viele Institutionen geschlossen waren und Kontakte zu anderen Gruppen nicht möglich waren. „Da ist der HSK noch im Hintertreffen, weil es nur wenig Gelegenheiten gibt, um die Arbeit vorzustellen.“ Vor allem in Schulen sieht er noch einen erhöhten Nachholbedarf.

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Personalmangel beim Weißen Ring

Das liegt auch am Personalmangel. Die Zahl der Ehrenamtlichen ist begrenzt, die Zahl derjenigen, die tagsüber Zeit haben, um beispielsweise in Schulen zu gehen, ist gering. „Es ist richtig schwierig, Leute zu finden. Im Sauerland haben die Menschen viele Hobbys und sind in vielen Vereinen. Da ist oft kein Platz mehr für Hilfsorganisationen wie den Weißen Ring.“ Seit 2017 leitet Mohnke die Außenstelle im HSK, vier neue ehrenamtliche Helfer hat er seitdem gewonnen. Gerne dürften es mehr sein. „Wer offen ist und weiß, dass er oder sie seine Zeit Menschen zur Verfügung stellen muss und selbst gefestigt ist, kann die Aufgaben übernehmen.“