Hochsauerlandkreis. Holger Hoppe leitet das Ressort Private-Banking bei der Sparkasse Hochsauerland. Er verrät exklusiv, was er Kunden in der Corona-Krise empfiehlt.

Kurzarbeit durch Corona. Geschäftsschließungen wegen der Pandemie. Verändertes Kaufverhalten wegen veränderter Umstände. Ein kleines Virus stellt die Welt auf den Kopf und hat auch das Verhältnis der Menschen zum Geld verändert.

„Der Sicherheitsaspekt steht im Vordergrund“, sagt Holger Hoppe. Er übernimmt ab Oktober die Leitung der Abteilung Private-Banking im Hause der Sparkasse Hochsauerland.

Hat sich das Spar-Verhalten der Kunden in Zeiten von Corona in irgendeiner Form verändert? Wenn ja, wie? Und sind die Menschen verunsichert was Geldanlage anbelangt?

Holger Hoppe: Unsere Kunden sind durch Corona etwas zurückhaltender geworden, da die Schwankungen an den Kapitalmärkten sehr ausgeprägt waren. Teilweise werden Geldanlagen zurückgestellt oder auf Geldmarktkonten geparkt.

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Der Sicherheitsaspekt steht oft im Vordergrund. Viele Kunden erkennen aber auch, dass insbesondere die Aktienmärkte günstige Chancen für Einstiege bieten. Das zeigt sich in deutlich gestiegenem Umsatzvolumen.

Gold hat im August einen Rekordpreis erreicht. Die Feinunze (rund 31 Gramm) kostete sowohl in US-Dollar als auch in Euro so viel wie noch nie zuvor, zwischenzeitlich wurden die Marken von 2000 Dollar beziehungsweise 1700 Euro überschritten. Fragen Kunden nach Gold oder würden Sie Kunden empfehlen, in Gold anzulegen?

Gold wurde tatsächlich „als sicherer Hafen“ nachgefragt, allerdings sind die Kunden aufgrund der gestiegenen Erwerbspreise vorsichtig.

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Außerdem bietet ein Investment in Gold keine Ausschüttungen und verursacht gegebenenfalls Kosten für eine sichere Aufbewahrung. Wir sehen Gold als Beimischung einer breit gestreuten Vermögensstruktur in einem überschaubaren Umfang als sinnvolle Ergänzung an.

Die Zinsen auf dem guten, alten Sparbuch sind schon lange nicht mehr lukrativ. Haben trotzdem noch viele Kunden Sparbücher oder wo legen die Privat-Kunden ihr Geld auf die hohe Kante?

Kunden bevorzugen aktuell Flexibilität bei ihren Geldanlagen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die jederzeitige Verfügbarkeit, daher sind viele Gelder nach wie vor als Spareinlagen oder auf Geldmarktkonten geparkt. Bei derartigen Anlagen gibt es aber leider keinerlei Verzinsung mehr.

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Gibt es heute überhaupt noch „sichere Geldanlagen“ oder ist Geld anlegen immer mit Risiken verbunden?

Sichere Geldanlagen bieten kaum noch bzw. keine Ertragsmöglichkeiten. Real verliert der Sparer aufgrund der Inflation sogar Teile seines Geldes. Das gilt es zu verhindern. Wir empfehlen eine ausgewogene Mischung über verschiedene Anlagenklassen, dies ist bereits mit kleinen Beträgen oder regelmäßigen Sparraten möglich. Risiken können so auf ein Minimum begrenzt werden, Ertragschancen der Aktien-, Renten- und Immobilienmärkte können entsprechend genutzt werden.

Kann man jetzt schon absehen, wie das Kreditwesen sich im Laufe des vergangenen Jahres entwickelt hat. Gab es vermehrt kleine Kredite (Stichwort: Corona), mit denen Menschen vorübergehende Engpässe überbücken mussten?

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind sicherlich in einzelnen Fällen sichtbar, aber bisher konnten wir immer eine beiderseitig zufriedenstellende Lösung finden. Wir haben bereits im März entschieden, die Möglichkeiten von Tilgungsaussetzungen bei Darlehen unserer Kunden, die von der Corona-Krise betroffen sind oder waren, auszuweiten – einfach und unbürokratisch. Langfristige Auswirkungen werden wir abwarten müssen. Wir stellen aber auch fest, dass einige Kunden aus Sicherheitsgründen etwas Liquidität für schwierige Zeiten zurückhalten.

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Was würden Sie einem Kunden raten, der monatlich 200 zum Sparen „übrig“ hat?

Wir empfehlen einen passenden Anlagemix im Hinblick auf die Wünsche und Bedürfnisse des Anlegers. Das kann eine Investition in Investmentfonds sein, um die Marktchancen bestmöglich für sich zu nutzen. Für konservative Anleger bieten sich als Beimischung Versicherungsprodukte mit individuellen Garantien an.

Was raten Sie Kunden, die Geld in Aktien angelegt haben, deren Wert gerade gesunken ist?

Grundsätzlich gilt es, Ruhe und Ausdauer zu bewahren. Dies haben unsere Kunden in der Corona-Hochphase bereits bewiesen. Langfristig gehen wir davon aus, dass die Aktienmärkte eine positive Entwicklung nehmen werden. Es kommt natürlich darauf an, in welche Aktien und Branchen investiert wurde. Die jeweiligen Berater bei den Geldinstituten bieten eine Überprüfung der bestehenden Depotwerte an und helfen dabei, das Wertpapierdepot ausgewogen zu strukturieren und zukunftsfähig zu machen.