Brilon. Der Lockdown trifft Thomas Hillebrand, Betreiber von Tommy’s in Brilon, mit voller Wucht. So ehrlich spricht er jetzt über die Corona-Krise.
Das Coronavirus hat die Gastronomie in eine tiefe Krise gestürzt. Zahlreiche Gastronomen stehen vor dem Nichts, bangen vor dem ungewissen Winter. Thomas „Tommy“ Hillebrand aus Brilon betreibt das „Tommy’s“ beim Kolpinghaus. Er spricht offen und ehrlich darüber, wie er die Krise erlebt hat, welche Ängste ihn umtreiben und wie er in die Zukunft schaut.
„Es darf kein zweiter Lockdown kommen, dann war’s das.“ Thomas Hillebrand sitzt an dem runden Tisch neben der Theke auf der Bank. Vor ihm schaumiger Cappuccino. Seine Stimme ist fest, wenn er spricht. Sein Gesicht ernst. Er rekapituliert seine persönliche Corona-Krise.
Gäste blieben schon vor Shutdown aus
Wochen vor dem Shutdown. Nach und nach werden die ersten Veranstaltungen abgesagt. Der Autosalon. Brilon blüht auf. Thomas Hillebrand hätte an diesen Tagen Getränke verkauft, eine Wurstbude geöffnet. Als Beisitzer im Gewerbeverein weiß er, dass diese Tage die umsatzstärksten für den Einzelhandel sind – und wichtig für die Gastronomen. Sie brechen ihm weg.
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Dann der Moment von Angela Merkels Ansprache im Fernsehen. Er sitzt mit Kollegen zusammen, starrt auf den Bildschirm. „Das kannte ich noch nicht. Das war mir völlig neu“, sagt Thomas Hillebrand kopfschüttelnd und lehnt sich zurück. Eine Woche hat er danach noch geöffnet. Aber die Gäste bleiben aus. Wegen der Angst. Irgendwann steht er in seinem Restaurant. Geschlossen, Lockdown. Alles still. Er fühlt „pure Angst“.
Er fühlt sich hilflos, hat keinen Fehler gemacht
„Wenn man wenigstens den Schwarzen Peter bei sich suchen könnte, wenn man einen Fehler gemacht hätte. Aber ich kann nichts dafür. Keine Idee könnte da noch helfen. Man fühlt sich hilflos.“ Er beginnt, die Zeit zu nutzen. Räumt die Ecken auf. Kauft sich einen Smoker, den er schon seit Jahren haben möchte. Mäht daheim im Garten den Rasen, pflanzt Blumen.
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Ausgiebige Hobbys hat er nicht – „Die Arbeit ist mein Hobby, da bleibt ja nebenbei nicht mehr so viel Zeit für etwas anderes“, sagt er und lacht. Wirkt sofort Feuer und Flamme, wenn er über das Kochen spricht. Einen Außer-Haus-Lieferdienst, wie viele ihn in der Krise anbieten, richtet er nicht ein. „Ich habe es durchgerechnet. Mein Steuerberater hat es durchgerechnet. Das hätte sich nicht gelohnt. Ich muss Lebensmittel kaufen, vorkochen. Und weiß dann nicht, wieviel Absatz ich überhaupt mache.“ Er spricht später mit anderen Kollegen, die dieses Angebot gemacht haben. Für kaum einen hat sich großer Gewinn ergeben. „Das war eher Zeitvertreib – am Ende“, sagt Thomas Hillebrand.
Dabei sei das Jahr so gut gestartet. „Wir hatten die Auftragsbücher voll. Normalerweise ist im Januar, Februar, März immer eine Flaute. Dieses Jahr war es voll. Und dann ist von heute auf morgen Ende.“ Von März bis heute fehlen im 10.000 Essen – im Vergleich zu einer normalen Rechnung ohne Krise. 1000 Essen pro Monat.
Gäste reagieren zuerst verhalten auf die Öffnung
Durch den ansonsten fehlenden Außenbetrieb ist für Thomas Hillebrand der Winter die Zeit, einen finanziellen Puffer für den Sommer anzusparen. „Wir werden nicht so puffern können, wie wir das sonst machen“, sagt er aber auch. Der Betrieb läuft nur langsam wieder an. Die Menschen haben anfangs noch Angst, vorbeizukommen. Viele rufen bis heute vorher an. Fragen, ob die Tische weit genug auseinanderstehen. Ob die Flächen desinfiziert sind. „Die Gäste waren verhalten, aber das hat sich jetzt gebessert. Besonders die vielen Touristen sind unser Vorteil. Mittags und abends läuft unser à la Carte-Geschäft sehr gut.“
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Nach langem Hin und Her mit der Stadt bekommt er die Genehmigung, drei Tische vor der Tür aufstellen zu dürfen. Ein kleiner Platz für Außengastronomie, die jetzt gut anläuft. Manchmal sitzen bis zu drei- oder viermal neue Gäste an einem Abend an den Tischen. Allerdings: Der Wegfall der Veranstaltungen, des Caterings für manchmal 300 oder 350 Menschen, tut weh. „Vielleicht werden kleine Weihnachtsfeiern stattfinden, mal ein Geburtstag. Viel ist das nicht“, sagt der Koch stirnrunzelnd.
Stamm-Personal ist zurück, der Betrieb läuft
Wenn es bleiben würde wie jetzt, wäre es „gut“. Das Stamm-Personal sei zurück. Die Leute wollen rausgehen, essen gehen. Maskenverweigerer und falsche Namen in den Listen seien eine Seltenheit. „Wir kämpfen. Nicht um das blanke Überleben, aber wir kämpfen“, sagt Thomas Hillebrand. „Drüber nachdenken darf man nicht, das macht einen sonst kaputt. Also freue ich mich, dass wir arbeiten können. Wir schauen voller Hoffnung in die Zukunft.“
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