Brilon. Der Rat Brilon steht am Donnerstag vor einer 55-Millionen-Euro-Entscheidung. Soll das Schulzentrum saniert oder neu gebaut werden?

Bekommt die Stadt Brilon eine neues Schulzentrum oder ein (g)runderneuertes? Zum Ausklang der sechsjährigen Wahlperiode liegt dem Rat zu seiner Sitzung am Donnerstag, 24. Septmber, die größte Einzel-Investition des Jahrtausends auf dem Tisch. Die Frage: Soll sich die Stadt rund 55 Millionen Euro ans Bein binden oder mit einem Betrag von 15 bis 18 Millionen Euro begnügen?

Für ersteres erhält sie an der Jakobuslinde ein komplett neues Schulgebäude. Bei einer Sanierung des PCB-belasteten Stahlbetonbaus aus den 70er Jahren blieben „nur die Pfosten stehen“, wie der Leiter des Stadt-Gebäudemanagements, Marcus Bange, jüngst in der August-Sitzung des Rates sagte.

Vier Millionen Euro für neuen MINT-Trakt

Allerdings kämen da noch die rund vier Millionen Euro für den neuen MINT-Trakt mit seinen insgesamt 13 Fach- und Klassenräumen hinzu.

Vorweg: Die Briloner Bürgerliste (BBL) hat am Dienstag den Antrag eingereicht, das Thema bis zur allerletzten Sitzung des bisherigen Rates am 4. Oktober zu vertagen. Grund: Die beiden für die Sanierung und den Neubau jeweils vorgelegten Gutachten „reichen als Entscheidungsgrundlage nicht aus“.

Gratwanderung am Grenzwert

Dabei hat sich die BBL selbst längst positioniert und in der August-Sitzung des Rates einen Neubau bereits, so BBL-Stadtvertreter Reinhard Loos, als „sinnvoll“ bezeichnet, da dessen Kosten nicht wesentlich mehr als das Doppelte der Sanierung betragen würden. Und BBL-Fraktionssprecherin Christiana Kretzschmar bezeichnete die geplante Sanierung gegenüber der WP als „Gemurkse“

Zwei Gutachter im Rat

In der öffentlichen Sitzung stellen Bausachverständiger Dr. Sedat (Essen), der die Mustersanierung vorgenommen hat, und das Architekturbüro Plan Bee (Paderborn), das die Wirtschaftlichkeit von Sanierung und Neubau gegenübergestellt hat, ihre Studien vor.

Die Sitzung findet in der Gemeindehalle Alme statt; Beginn ist um 17.30 Uhr.

Die BBL hat in ihrem Vertagungs-Antrag 18 Fragen beigefügt, aus denen ihre Präferenz für die Neubau-Variante ebenfalls deutlich wird. Zum Beispiel möchte die BBL wissen, wie hoch das Risiko ist, dass „weiterer Aufwand“ nötig ist, da bei der Mustersanierung in etlichen Bereichen der Zielwert von 300 ng/cbm Raumluft nicht unterschritten werden konnte.

Oder: Wie wirken sich die Energiekosten bei einer auf 80 Jahre kalkulierten Nutzungsdauer aus? Die Restnutzung des jetzigen Schulzentrums beziffert die Stadt bei einer Rundum-Sanierung auf etwa 30 Jahre. Deshalb, so die Stadt, läge der Sanierungsaufwand mit etwa 30 Prozent im Vergleich zum Neubau „im hinnehmbaren Bereich“.

Beispiel nehmen am HSK-Berufskolleg in Hüsten

Oder: Welche Einsparmöglichkeiten ergäben sich bei einem Neubau durch den Bau von mehreren Stockwerken oder einer Änderung der Dachform?

Beim Neubau des HSK-Berufskollegs am Berliner Platz in Hüsten konnte bei gleichbleibender Anzahl der Klassenräume der Flächenbedarf reduziert werden; dort werden laut BBL für 43 Millionen Euro rund 80 Räume erstellt.

Oder: Wäre es möglich, das bisherige Schulzentrum bis auf Aula und Mensa abzureißen und neu zu bauen?

Neubau auf dem Aschenplatz?

Bei einem Neubau, so die BBL, würde die neun Millionen Euro, die bei einer Sanierung für die Anmietung von Containern für den provisorischen Unterricht auf Jahre angemietet werden müssen, gespart.

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Zudem vermisst die BBL die Berücksichtigung von Zuschüssen bei einem Neubau. Flächen für ein neues Schulzentrum sieht die BBL oberhalb des jetzigen Standorts - das wäre der Schulhof und der Hang zur Wohnbebauung am Mühlenweg oder aber südlich der Kreissporthalle auf dem Aschenplatz.

Die Schadstoff-Belastung war 2018 festgestellt worden. Seit 2015 hatte es Klagen über schlechte Luft in dem Gebäude gegeben. Betroffen war vor allem das Obergeschoss.