Brilon. . PCB-Belastung in der Raumluft am Gymnasium Petrinum nachgewiesen. Stadt muss Sanierung einleiten. Erste Beschwerden über Geruch gab es 2015.
Im Gymnasium Petrinum sind bei Messungen in den Sommerferien krebserregende Stoffe in der Raumluft festgestellt worden. Es handelt sich unter anderem um sogenanntes PCB.
Das sind giftige Chlorverbindungen, die bis in die 80er Jahre u.a. in Lacken und Dichtungsmassen verwendet wurden. Die Stadt muss eine Sanierung einleiten. Drei Räume im Obergeschoss wurden vorsichtshalber sofort durch die Schulleitung gesperrt.
Schulbetrieb läuft ganz regulär weiter
Schulleiter Johannes Droste sagte zur Westfalenpost: „Der Schulbetrieb läuft ganz regulär weiter – bis auf intensives Lüften und häufigeres Putzen. Oberster Grundsatz ist für uns: In die Schule käme niemand mehr rein, wenn wir das nicht guten Gewissens verantworten könnten.“ In den Herbstferien wird erneut gemessen.
Geruch seit 2015 von Lehrern bemängelt
Den Schadstoffen auf die Spur gekommen war die Stadt, nachdem es Klagen wegen schlechter Luft in Räumen, Fluren und in Treppenhäusern gegeben hatte. Von Teilen der Lehrerschaft sei schlechter Geruch in den zwei Treppenhäusern des Petrinums erstmals 2015 bemängelt worden, teilte die Stadt auf Nachfrage mit. Durch die Untersuchung sei jetzt als Quelle Schimmel in Kellerräumen und die Lagerung von Lösemitteln im sogenannten Druckraum ausgemacht worden.
Schulbegehung mit Sachverständigen für Baubiologie
Nach einer Schulbegehung mit einer Sachverständigen für Baubiologie habe man entschieden, die Überprüfungen auf Materialproben auszuweiten, da es sich um ein Gebäude aus den 70er Jahren handelt, heißt es in einer Mitteilung der Stadt vom Donnerstag. Lehrern sowie Vertretern von Eltern- und Schülerschaft waren die Ergebnisse am Montag vorgestellt worden. Eine „gewisse Besorgnis“ sei vorhanden gewesen. Insgesamt sei die Informationen aber „ruhig und besonnen“ aufgenommen worden, so die Stadt Brilon gegenüber der WP.
Eltern reagieren weitgehend gelassen
Eine telefonische Blitzumfrage der WP-Redaktion bestätigte diese Einschätzung. Man vertraue, dass Schule und Behörden die Räume schließen würden, wenn die Belastung gesundheitsgefährdend sei. „Bei so einem Thema ist niemand frei von Sorgen. Aber alle haben sehr besonnen reagiert und sehen das Ganze mit großer Rationalität. Von einer Panik kann nicht mal im Ansatz die Rede sein. Sie wäre auch unbegründet“, betonte Schulleiter Droste. Die Schadstoffbelastung bewege sich in einem Rahmen, in dem ein Schulbetrieb ohne Risiko für alle Beteiligten weiter laufen könne.
Bis in die 1980er Jahre verwendet
PCB steht für Polychlorierte Biphenyle, die krebsauslösend sein können. Am 22. Mai 2001 wurden sie weltweit verboten.
Die PCB-Richtlinie nennt als Zielwert eine Raumluftkonzentration von unter 300 Nanogramm pro Kubikmeter.
Zwischen 300 und 3000 Nanogramm soll die Quelle unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit eingedämmt oder beseitigt werden.
Als problematischer gilt eine Konzentration oberhalb von 3000 Nanogramm, wenn man sich jeden Tag dauerhaft im Raum aufhält. Bei kürzerer Aufenthaltsdauer kann sogar eine höhere Konzentration zeitweilig toleriert werden.
Messungen haben eine PCB-Belastung von bis zu 3000 Nanogramm pro Kubikmeter ergeben. Das bedeutet, dass die PCB-Quellen binnen eines Jahres beseitigt werden müssen. „Konzentrationen unter 300 Nanogramm pro Kubikmeter sind als langfristig tolerabel anzusehen“, so die Stadt.
Einsatz von Luftwäschern Sofortmaßnahme
Untersucht wurde auch eine mögliche Belastung durch andere Stoffe: darunter Asbest, Schimmelpilze und VOC (das sind flüchtige organische Verbindungen wie Kohlenwasserstoffe, Alkohole oder organische Säuren). Sie wurden in Konzentrationen festgestellt, die „kurz-, mittel- oder langfristige Maßnahmen notwendig machen“.
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Die Erdgeschoss-Räume liegen laut Stadt überwiegend unterhalb eines Wertes, der einen Sanierungszeitraum vorschreibt. Im Obergeschoss wurden höhere Werte ermittelt. Als Hauptquelle für das PCB glauben die Fachleute, dauerelastisches Fugenmaterial an den Türzargen ausgemacht zu haben. Da eine erhöhte PCB-Belastung in der Luft vor allem bei höheren Temperaturen nicht auszuschließen ist, sollen diese Räume kurzfristig nicht genutzt werden. Der Einsatz von Luftwäschern ist als Sofortmaßnahme in den PCB-belasteten Räumen vorgesehen.
Maßnahmen wegen Asbest
In puncto Asbestbelastung besteht angeblich keine Sanierungsdringlichkeit. Die Stadt will aber Fensterbänke in sechs Räumen durch Holzbauplatten ersetzen lassen. Im Druckraum sind Lösungsmittel die Auslöser für die VOC-Belastung. Für die Mittel sollen Aufbewahrungsschränke angeschafft werden; außerdem soll der Raum eine Entlüftungsanlage bekommen und zunächst vorsorglich geschlossen werden. Dem Schimmel in den beiden Aktenräumen des Kellers wird ebenfalls zu Leibe gerückt.
In den Herbst-, Winter-, Oster- und weiteren Ferien sind weitere Arbeiten zur Beseitigung der Schadstoffquellen geplant. Das Ganze soll unter Kontrollmessungen der Baubiologen und nach Abstimmung mit dem Kreisgesundheitsamt laufen, damit es zu keinen gesundheitlichen Gefährdungen kommen kann. Auch die Räume der Sekundarschule am Schulzentrum werden in den Herbstferien in die Messungen einbezogen.
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