Hallenberg. „Hopfen im Sauerland – das wird nie was!“, waren sich die Experten aus Bayern sicher. Jetzt wurde die zweite Ernte in Hallenberg eingefahren.
„Hopfen im Sauerland – das wird doch nie was!“, waren sich die Experten in der bayrischen Hallertau, Deutschlands größtem Hopfenanbaugebiet, ganz sicher, als Michael und Sandra Wismer im Frühjahr 2019 ein Pilotprojekt starteten und Hopfen für den Brauhof Hallenberg anbauten.
Die erste Ernte ein halbes Jahr später war bereits ein Achtungserfolg. Und spätestens nach diesem Sommer dürften die Bedenkenträger verstummt sein. Am vergangenen Mittwoch stand die zweite Ernte an, bei der das Vorjahres-Ergebnis um 25 Prozent gesteigert werden konnte.
Diese Verbesserung liegt einerseits daran, dass die Pflanzen bei guter Pflege von Jahr zu Jahr mehr Ertrag bringen. Außerdem wurde im Garten hinter dem Brauhof mitten in der Hallenberger Altstadt zusätzlicher Hopfen gepflanzt, der eigentlich mehr als Zierde und zur Anschauung für die Brauereibesichtigungen gedacht war.
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Doch auch diese Hopfensorte ging sehr gut an und soll bald in einem eigenen Sud verarbeitet werden. Im zweiten Jahr war schon sichtlich mehr Routine bei der Ernte zu spüren.
Keine Pflanzenschutzmittel
Obwohl die Menge größer war, ging die Arbeit wesentlich schneller von der Hand. „Hand“ ist dabei wörtlich zu nehmen, denn das Zupfen der Dolden erfolgt komplett manuell. Und auch beim Wachsen war unendlich viel Hand- und Muskelarbeit gefordert. Michael und Sandra Wismer mussten die Pflanzen ein halbes Jahr lang fast täglich gießen. Läuse und Mehltau haben ihnen zwischenzeitlich viel Kopfzerbrechen bereitet, doch beides konnte ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eingedämmt werden.
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Durch die Trockenheit und die ungewöhnlich warmen Septembertage musste die Ernte sogar spontan vorgezogen werden. Die Hopfendolden werden jetzt 14 Tage lang auf selbstgezimmerten Darren aus Holz und Draht luftgetrocknet. Die meisten Brauereien verwenden zu Pellets gepressten Hopfen, wie Brauhof-Inhaber Jörg Schütte berichtet.
In Hallenberg dagegen werden dem Bier die getrockneten Dolden zugesetzt. Das bedeute zwar mehr Arbeit, aber auch einen intensiveren Bier-Geschmack. Auch in diesem Herbst wird Braumeister Peter Mester wieder eine limitierte Auflage „Hallenberger Urtyp“ brauen, die pünktlich zur Vorweihnachtssaison fertig wird – ein Bier, bei dem alle drei Zutaten laut dem deutschen Reinheitsgebot von 1516 aus einem Umkreis von wenigen Kilometern rund um den Braukessel stammen: Das Wasser aus dem Tiefenbrunnen in der Struth, das Malz aus Gerste, die von sechs Partnerlandwirten rund um Hallenberg angebaut wurde, und eben der hauseigene Hopfen.
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Die aktuelle Hopfenernte gehört zu den positiven Dingen in einem Jahr, das stark von Höhen und Tiefen geprägt ist. Zu Beginn war die Freude groß über die neue helle Sorte „Winterberger Landbier“ mit eigenem Sprungschanzen-Logo, das beim Winterberger Winterdorf auf solche Begeisterung stieß, dass es dort innerhalb von drei Tagen ausverkauft war. Ausgeschenkt wird es nun im Bistorant Uppu und im Schneewittchenhaus.
Zusätzliche Tanks angeschafft
Im März folgte dann der Schock: Corona-Lockdown! Die Gastronomie musste wochenlang schließen, private Feiern waren verboten. Es wurde also kaum noch Bier getrunken, der Betrieb kam fast zum Erliegen. In dieser schwierigsten Phase der noch jungen Firmengeschichte bekam der 2018 in einem ehemaligen Kuhstall eröffnete Brauhof mit Matthias Maurer einen hauptamtlichen Brauerei-Chef. Matthias Maurer war schon in die Planungsphase des Betriebs mit eingebunden und von Anfang an verantwortlich für den Anbau der Braugerste. Im April hat er nun die Gesamtleitung übernommen.
Mittlerweile ist die Nachfrage nach Bier made in Hallenberg aber wieder gut – so gut sogar, dass kürzlich zusätzliche Tanks angeschafft wurden, die die Kapazität um 40 Prozent steigern. Auch Brauereibesichtigungen werden wieder rege gebucht. Jörg Schütte ist optimistisch: „Wir investieren in die Zukunft!“
Heimatverbunden
Nicht nur bei den Zutaten fürs Bier achtet der Brauhof Hallenberg auf Regionalität: Die schmucken Holzkisten und die Geschenkverpackungen werden von den Lennewerkstätten des Sozialwerks St. Georg in Schmallenberg gebaut. Die Gläser mit dem markanten Hallenberger-Logo und der Stadtsilhouette werden bei der Firma Ritzenhoff in Marsberg-Westheim gefertigt.
Weitere Informationen und die Buchungsmöglichkeit für Brauereibesichtigungen gibt es im Netz unter der Adresse hallenberger-landbier.de .