Brilon. Der Sechs-Parteien-Rat in Brilon ist bunter: CDU, SPD, Grüne, BBL, FDP und Linke: Es gibt die ersten Aussagen, wie es künftig Mehrheiten gibt.

Gerade einmal eine Stimme trennten die beiden Bewerberinnen um das Bürgermeister-Amt in Brilon.629 Stimmen erhielt die Kandidatin der Briloner Bürgerliste (BBL), Frauke Müthing, eine mehr als die als Unabhängige angetretene Karin Schreckenberg.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Newcomer auf der lokalpolitischen Bühne ist dabei weniger bemerkenswert als die Höhe des Ergebnisses als solches. Denn 2014 hatte die BBL-Kandidatin Christiane Kretzschmar, die in den 80er Jahren die grüne Bewegung mit Brilon miterlebte und seit 30 Jahren dem Rat Brilon angehörte, lediglich 457 Stimmen erhalten. „Das Interesse an der lokalen Politik ist gestiegen“, sagt Frauke Müthing. So ist sie auch selbst dazu gestoßen.

BBL und Grüne: Solide Öko-Allianz im Rat

„Am meisten“, hat sie in ihrer Wahl-Präsentation formuliert, „schätze ich in der Briloner Politik die kleinen Oppositionsparteien, die unermüdlich ihrer Aufgabe nachgehen, einen kritischen Blick auf Entscheidungen zu werfen, obwohl es ihnen verdammt schwer gemacht wird.“

Freie Wähler: „Wir haben es zumindest versucht.“

Mit „wenig Erwartungen“, nur fünf Kandidaten und quasi aus der kalten Hose heraus waren die Freien Wähler angetreten.

Dafür, so Ortsvereinssprecher Jörg Hunold, sei das Ergebnis doch gar nicht so schlecht.

74 Stimmen erhielt die FWG, das ergab 0,61 Prozent. Auf alle 19 Wahlbezirke hochgerechnet, sagt Hunold, „wären wir bei 400 Stimmen. Das ist doch positiv.“

Die politische Arbeit und Organisation sei noch im Aufbau, wobei man im östlichen Hochsauerland doch schon gut vernetzt sei.

Hunold zu der Premiere: „Wir haben es zumindest versucht.“

Da sieht sie in den Grünen, die bei ihrer ersten Wahl nach Gründung des Ortsvereins gleich drei Sitze ergattern können, einen potentiellen Partner für eine solide Öko-Allianz im Rat. 805 Stimmen erhielten die Grünen, die BBL kam auf 777 - das sind gerade einmal sieben weniger als bei der Wahl von 2014. Frauke Müthing: „Wir haben uns gut gehalten.“ Bekanntlich war die BBL zu dieser Wahl mit einem neuen Spitzen-Trio angetreten. Neben Christiana Kretzschmar hatte auch das langjährige Ratsmitglied Reinhard Loos die ziemlich sicheren Top-Listenplätze frei gemacht.

Müthing: Es geht nicht darum, wer am nettesten rüberkommt.

Bei ihrem Wahlkampf-Debüt will Frauke Müthing festgestellt haben, dass sich die Menschen mehr informieren, es gehe nicht darum, „wer am nettesten rüberkommt“. Bei ihren Gesprächen und Begegnungen habe sie den Eindruck gehabt, dass viele verstehen, „wofür ich stehe“. Erstaunlich viele Frauen seien darunter gewesen. Etliche Männer, und da muss Frauke Müthing schmunzeln, hätten wissen wollen, wie sie als etwaige Bürgermeisterin es mit der Schnade halten würde: „Die hatten Angst, dass ich mitmarschiere.“

FDP: Die Zeit der Schwarzen Tonnen ist vorbei

Für den Vorsitzenden des Briloner FDP-Ortsverbandes, Dr. Alexander Prange, ist wichtig, dass keine der beiden großen Partei eine absolute Mehrheit erreicht und die kleinen durch ihre stabil gehaltenen Sitze und die drei hinzukommenden Grünen „in Summe gestärkt“ worden seien. Dr. Prange: „Das wird die politische Arbeit sicher beleben.“ Geradezu sensationell sei das Abschneiden der FDP in Hallenberg und der Wahl eines Liberalen zum Bürgermeister. Dr. Prange süffisant: „Die Zeiten, wo es im Sauerland reichte, eine schwarze Tonne von Stratmann aufzustellen, sind vorbei.“

SPD: Mit Ergebnis „in einem schwierigen Umfeld zufrieden“

„Durchaus zufrieden“ ist SPD-Fraktionssprecher Hubertus Weber mit der Ergebnis, das „in einem schwierigen Umfeld“ zustande gekommen sei. Mit den Grünen kommen „vernünftige Leute“ in den Rat, eine feste Zusammenarbeit komme aber nicht in Frage.

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Weber: „Unser erster Ansprechpartner ist die CDU.“ Sein persönliches stadtweites Top-Ergebnis mit 69 Prozent in Hoppecke sei „ein reiner Vertrauensvorschuss. Daran müssen wir arbeiten.“