Altkreis Brilon. Manuel Kröger ist Ausbilder beim DRK in Brilon. Er erklärt, wie Corona Erste-Hilfe-Kurse verändert und warum Ersthelfer Defizite haben können.

Wer bei einem Unfall oder einem Notfall helfen möchte, verfügt im Idealfall auch über nötige Kenntnisse, was überhaupt zu tun ist. Erste-Hilfe-Kurse beispielsweise für den Erhalt des Führerscheins geben dieses Fachwissen weiter. Doch Corona macht die Ausbildung schwer und sorgt für Veränderungen in den Kursen. Manuel Kröger ist Ausbilder beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) Brilon und weiß, wie sich die Kurse verändert haben, wo Defizite und Hemmschwellen existieren.

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Durch die Corona-Schutzverordnung ist die Teilnehmeranzahl bei den Kursen reduziert. „Praktische Übungen fallen zum Teil auch weg. Was man an sich machen kann, wie Verbände anlegen, geht noch, aber Partnerarbeit ist verboten“, sagt Kröger. Wichtige Grundlagen, sei es die stabile Seitenlage, die Reanimation mit der Herzdruck-Massage oder die Helmabnahme fallen auf praktischer Ebene weg.

Lehrvideos mit Fehlerpotenzial

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Stattdessen gibt es Lehrvideos und Hausaufgaben, wo die Kursteilnehmer in einem Buch die Informationen nachlesen können. Ein Nachteil wie Kröger weiß: „Es lässt sich nicht nachprüfen, ob sich die Teilnehmer die Materialien auch angucken und ob sie die Schritte richtig anwenden. Wenn sie beim Üben einen Fehler machen, dann ist er drin.“

Erste-Hilfe-Schüler sind vorsichtiger im Unterricht

Aber die Erste-Hilfe-Schüler sind auch vorsichtiger im Unterricht geworden, seit Corona den Alltag bestimmt. Es gibt mehr Nachfragen, Teilnehmer erzählen, dass sie unsicher sind, wie sie sich zu verhalten haben, und sich nicht trauen jemanden anzusprechen, wenn sie beispielsweise keine Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Der Tipp vom Ausbilder: immer eine Bedeckung dabei haben. Gleiches gilt für Handschuhe. „Einfach zwei Ü-Eier kaufen, die Handschuhe in der gelben Packung verstauen und dann in der Hosentasche tragen. Darauf kann man auch direkt 30:2 schreiben. Dann ist das Verhältnis für die Herz-Lungen-Wiederbelebung direkt sichtbar“, erklärt Kröger.

In Kursen merkt er aber auch, dass die Mund-zu-Mund-Beatmung für Hemmungen sorgt, weil sie als ekelig empfunden wird. An der Puppe im Training kein Problem. Das Gesicht würde normalerweise ausgetauscht werden. Am lebenden Objekt geht das natürlich nicht. Kröger empfiehlt daher, ein Beatmungstuch oder eine Beatmungsmaske bei sich zu führen. Die hatte er bereits einmal gebraucht, als er beim Einkaufen bemerkte, dass eine Frau umkippte und reanimiert werden musste.

Auffrischungskurse sind wichtig

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Vor zwei Jahren machte das DRK zum Erste-Hilfe-Tag noch auf Auffrischungskurse aufmerksam, die zu selten gemacht werden. Das Thema ist für den Ausbilder noch immer aktuell und ein Problem im Ernstfall. Seiner Erfahrung nach frischen Teilnehmer den Kurs nach mehreren Jahrzehnten auf, wenn sie es für den Betrieb brauchen, aber „Studien sagen, dass Verkehrsteilnehmer spätestens alle fünf Jahre eine Auffrischung brauchen, weil sie die Hälfte der Informationen vergessen haben.“ Ein Umstand, den er gut nachvollziehen kann, da das Wissen im Regelfall nur selten zum Einsatz kommt.

Hilfsgriffe verändern sich mit der Zeit

Richtig reagieren

Auch für Kinder ist das Thema „Erste Hilfe“ wichtig.

Daher bietet das DRK auch Schulungen in Schulen und Kindergärten an, damit die Kleinen im Ernstfall richtig reagieren und Hilfe holen können.

Aber nicht nur die Vergesslichkeit macht einen Auffrischungskurs notwendig, sondern auch Veränderungen bei den Handgriffen. Dass bei einer Wiederbelebung 30 Mal der Brustkorb nach unten gedrückt und dann zwei Mal Luft in die Lungen gepustet wird, war nicht immer so. Auch die stabile Seitenlage ist laut Kröger über die Jahre vereinfacht worden. Gleiches gilt für die Helmabnahme nach einem Unfall. Mittlerweile soll der Kopfschutz entfernt werden. „Viele haben Angst, dass sie dabei das Genick verletzen könnten, aber wenn das Bewusstsein weg ist, muss der Helm verschwinden, damit adäquat geholfen werden kann. Die Symptome bestimmen die Arbeitsweise“, so der 24-Jährige.

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Für Ersthelfer hat er noch folgende Tipps: „Man kann nichts verkehrt machen. Wichtig ist der Eigenschutz, damit kein Ersthelfer sich selbst in Gefahr bringt. Und die 110 wählen ist auch schon eine große Hilfe.“