Brilon. Am Welt-Erste-Hilfe-Tag rückt das Deutsche Rote Kreuz das richtige Verhalten von Schülern in den Fokus. Auch Kindergärten bekommen Einblicke.

Der Gong zur Fünf-Minuten-Pause ertönt, die Schüler machen sich auf den Weg in den nächsten Klassenraum und kein Lehrer befindet sich in unmittelbarer Nähe. Kommt es jetzt zu gesundheitlichen Problemen bei einem der Schüler, ist schnelles Handeln gefragt.

Um auf diese Problematik aufmerksam zu machen, nutzt das Deutsche Rote Kreuz den heutigen Welt-Erste-Hilfe-Tag, um das Thema „Erste Hilfe an Schulen“ in den Fokus zu rücken. „Solche Situationen, in denen Schüler reagieren müssen, sei es im Schulgebäude oder auf dem Schulhof, existieren. Da ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist, und vorher ein Bewusstsein für die Hilfe bei den Schülern zu schaffen“, erklärt Martin Wieseler, Lehrer an der Marienschule und Erste-Hilfe-Ausbilder beim Deutschen Roten Kreuz in Brilon.

Schüler übernehmen Dienst in Sanitäter-AG

Aus diesem Grund werden Schüler vor Ort freiwillig zu Ersthelfern ausgebildet. Das bedeutet aber nicht, dass der Fünftklässler plötzlich eine Reanimation an einem Oberstufenschüler vornimmt. Vielmehr können sich Zehntklässler im Rahmen einer Schulsanitätsdienst-AG engagieren und so bei Problemen behilflich sein. Das nötige Grundwissen dafür erarbeiten sie gemeinsam mit einer Lehrkraft ein Jahr zuvor in der Mofa-AG.

Neben dem Führen eines motorisierten Zweirades erlernen die Heranwachsenden dort gezielt in 16 bis 18 Doppelstunden, wie sie sich in einer Notfallsituation zu verhalten haben. Dass sich die Stunden über ein Schulhalbjahr erstrecken, sieht Wieseler weniger als Problem, sondern mehr als eine Chance: „Ich finde es gut, dass ich so viel Zeit mit den Schülern habe. So kann ich auch Dinge wiederholen, wie die stabile Seitenlage, die eben sehr wichtig ist.“

Die Verantwortung passt sich dem Alter an

Während circa 20 Schüler derzeit den Führerschein in der neunten Klasse erwerben wollen, sind im Moment sieben Schüler der zehnten Klassen bereit, den Sanitätsdienst zu übernehmen. Die Zahl variiert laut Wieseler, jedoch ist es bisher nicht nötig, die Werbetrommel für die AG zu schlagen, um die Posten zu besetzen.

Mehr Schulunfälle

Laut DRK liegt die Zahl der Schulunfälle deutlich über jener der Arbeitsunfälle.

Im Jahr 2018 standen rund 877.000 meldepflichtige Arbeitsunfälle knapp 1.134.000 meldepflichtigen Unfällen an Schulen in Deutschland gegenüber.

Die Teilnehmer der Schulsanitätsdienst AG sollen aber nicht für die ganz großen Unfälle zuständig sein und beispielsweise Herzrhythmus-Massagen durchführen, wenn es nötig ist. Auch wenn die Schule über mehrere Defibrillatoren verfügt, die Sprachanweisungen geben. In größeren Krisenfällen soll dennoch eine Lehrkraft geholt werden, die sich der Sache annehmen kann. „Die Schüler sind eher für die kleinen Unfälle zuständig, wenn beispielsweise ein Verband nötig ist. Man darf nicht vergessen, dass sie erst 15 sind“, stellt Wieseler klar. Die Verantwortung müsse auch dementsprechend ausfallen. Dennoch wird das Angebot mit durchschnittlich circa einem Einsatz pro Tag oft genutzt.

Ausrüstung wie im Verbandskasten

Den Aufgaben angepasst ist auch die Ausrüstung im Sanitätszimmer. Dort finden sich Materialien, die auch in einem Verbandskasten zu finden sind, und nichts Zusätzliches. Zwar befinden sich untern den Schülern der auch Mädchen und Jungen, die an Diabetes leiden, aber deswegen gibt es nicht extra ein Blutzuckermessgerät. Die Schüler würden über das nötige Equipment verfügen, um das selbst machen zu können. Wieseler lacht und sagt: „Oft reicht bei den Schülern schon ein Kühlpack für die Beule am Kopf aus.“

Ausbildung startet schon im Kindergarten

Doch wenn Schüler stellenweise ohne Aufsicht in direkter Nähe sind, könnten und sollten sie dann nicht schon früher Kenntnisse über Erste Hilfe erwerben? „In Grundschulen gibt es ein paar Stunden im Jahr, in denen die Kinder lernen, einen Notruf abzusetzen und Hilfe zu holen. Das machen wir auch im Kindergarten, und die Kleinen verstehen das sehr gut“, sagt Manuel Kröger vom Deutschen Roten Kreuz Brilon.

Das DRK bot im letzten Jahr erstmals in fast allen Kindergärten im Stadtgebiet Brilon Erste Hilfe-Kurse für die angehenden Schulkinder an. Dieses Projekt wird es aufgrund der großen Nachfrage in diesem Jahr wieder geben. Auch einige Grundschulen nehmen das Angebot gerne an.

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Wieseler geht mit seiner Sanitätergruppe in die Engelbertschule, um dort Schülern der dritten Klasse an drei bis vier Tagen zu zeigen, wie die stabile Seitenlage funktioniert und wie richtig Hilfe geholt wird. Der Lehrer schwärmt: „Das wird sehr gut nachgefragt und klappt wunderbar.“