Hallenberg. Die Naturparkschule in Hallenberg setzt unter anderem auf Unterricht im Freien. Was die Kinder in der Nähe von Kühen lernen und ihnen gefällt.
Hätten Sie die Antwort gewusst: Kann man Tannenzapfen auf dem Waldboden finden? Nein, kann man nicht. Wenn man dort einen ganzen Zapfen entdeckt, handelt es sich um einen Fichtenzapfen, der am Baum übrigens nach unten hängt. Die aufrecht wachsenden Tannenzapfen dagegen fallen in kleinen Stückchen herab. Die Schüler von der Grundschule
Hallenberg wissen das - und zwar nicht nur theoretisch aus dem Schulbuch, sondern ganz praktisch, weil sie im Sachkundeunterricht gerade auf die Suche nach Naturmaterialien gegangen sind und ihre Funde jetzt untersuchen. Seit den Sommerferien geht das sogar draußen: in ihrem neuen „Grünen Klassenzimmer“!
Das Angebot in der Naturparkschule Hallenberg
Vier überdachte Sitzgruppen aus massivem Holz sind zwischen Niedrigseilgarten, Jahresbaum-Allee, Insektenhotel, Trockenmauer und Schulgarten errichtet worden und können im Freien für Unterricht genutzt werden. Bei der Planung hatte noch niemand an Corona gedacht, doch deshalb ist die Freiluftklasse jetzt besonders willkommen. Darin ist alles möglichst regional und nachhaltig: Der große Stein in der Mitte stammt aus dem Hallenberger Steinbruch, die rustikalen Holztische und Sitzklötze aus Käferfichten, die im Stadtforst am Heidekopf, dem Berg, an dem die Schule liegt, geschlagen wurden. Trauriger Beweis: Die
Borkenkäferspuren
sind im Holz noch deutlich zu erkennen.
Das grüne Klassenzimmer ist ein weiterer Baustein der schon seit Jahren sehr naturnah ausgerichteten
Grundschule
, die 2017 mit ihrem Konzept zur ersten
Naturparkschule
des Naturparks Sauerland-Rothaargebirge wurde: „Uns ist wichtig, dass die Kinder achtvoll mit der Natur umgehen. Unsere Lage am Waldrand ist dafür ideal“, erklärt Rektorin Bibiana Nissen. Bald sollen noch ein Feuchtbiotop und ein Wald-Wandel-Weg folgen.
Kartoffelernte in der nächsten Stunde
Dass Kühe lila sind, das glauben höchstens Großstadtkinder, zumal gerade zwei rotbunte Exemplare von der Nachbarweide neugierig über den Schulhofzaun gucken, ob es bei den Schülern nicht ein Pausenbrot abzustauben gibt. Aber dass Kartoffeln versteckt in der Erde wachsen und man das sichtbare Grünzeug nicht essen darf, weil es giftig ist - dieses Wissen ist heutzutage auch für Landkinder nicht mehr unbedingt selbstverständlich, weiß Waldpädagoge Markus Genster aus Erfahrung, der den Natur-Unterricht seitens der Stadt unterstützt. Deshalb sind im Schulgarten Kartoffeln gepflanzt worden, deren Ernte jetzt kurz bevorsteht.
Auf die nächste Stunde freuen sich die Kinder deshalb schon: Da werden die Kartoffeln gemeinsam ausgemacht, in einer großen Pfanne draußen zubereitet und anschließend gegessen. Im Hochbeet gedeihen normalerweise Salat, Kräuter und Radieschen für die monatliche Eltern-Schulaktion „Gesundes Frühstück“, doch wegen der monatelangen Schulschließungen im Frühjahr hat das Anpflanzen in dieser Saison nicht geklappt.
Der Unterricht gefällt den Kindern
Was gefällt den Kindern an dem etwas anderen Unterricht? „Dass es hier so schön aussieht und nach Holz riecht“, findet Carlotta. Elias freut sich ganz pragmatisch über die Holzdächer, Rebekka über die frische Luft, wo sie nicht von der Maske genervt wird. Und Edin: „Dass wir hier soviel grüne Natur und Blumen haben.“ Klassenziel erreicht!