Bigge/Heubach/Curaçao. Menschen aus Brilon und Umgebung haben gespendet. Die schwer kranke Julia und ihr Mann Christopher aus Bigge sind zur Delfintherapie auf Curaçao.

Angekommen. Geschafft. Blauer Himmel. Noch blaueres Meer. Palmen. Durchatmen. Hoffen und sich ganz der Therapeutin mit der Rückenflosse hingeben. Julia und Christopher Sauerwald sind auf einer Trauminsel. Und auch wenn die vergangenen drei Jahre ihnen viele Alpträume beschert haben, geht für sie gerade ein Wunschtraum in Erfüllung. Die schwer kranke Julia macht zusammen mit ihrem Mann eine Delfin-Therapie in der Karibik. Und die Sauerwalds würden sich schon über ganz kleine Heilungserfolge freuen. Denn es geht nur in gaaaanz kleinen Schritten zurück in Richtung Normalität.

Überwältigend

„Bitte sagen Sie den vielen lieben Menschen im Sauerland, dass wir Ihnen aus tiefstem Herzen danken. Wenn sie nicht gespendet hätten, dürften wir diese Zeit hier nicht erleben.“ Christopher Sauerwald gerät beim Telefonieren ins Stocken. Er ist immer noch überwältigt. Überwältigt von Curaçao und den Eindrücken. Aber auch überwältigt, dass sein und das Schicksal seiner Frau so viele berührt hat. Mehrfach hat unsere Zeitung über das Paar berichtet. Hat erzählt, wie sich der Lagerist aus Bigge in die gleichaltrige Studentin aus der Ukraine verliebt hat. Wie sie in Schwaben zueinander gefunden haben und wie die heute 30-Jährige vor drei Jahren an einem Hirntumor erkrankte.

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Die OP und die Folgen haben das Leben der beiden völlig auf links gedreht – aber nicht ihre Liebe zueinander erschüttert. Um ihnen eine Delfin-Therapie zu ermöglichen, spendeten allein 173 Sauerländer mehr als 10.000 Euro an den Hilfsverein Delfin Nogli, der sich um die beiden kümmert. Seit Ende August sind die Sauerwalds nun an einem ihrer vielen Ziele, die da noch kommen werden. Sie sind bei den schwimmenden Therapeuten in der Karibik.

Julia Sauerwald macht zurzeit eine Delfintherapie auf Curaçao
Julia Sauerwald macht zurzeit eine Delfintherapie auf Curaçao © wp | Privat

„Es war alles etwas aufregend. Erst wollten uns meine Eltern bzw. die Schwiegereltern begleiten. Aber das ging nicht wegen Corona. Jetzt ist noch eine gute Freundin mit dabei; die Frau eines unserer Therapeuten zu Hause“, berichtet Christopher Sauerwald. Es ist wichtig, dass Menschen aus dem Umfeld die Patienten begleiten.

Schon erste kleine Erfolge

31 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschen zurzeit auf Curaçao. Morgens von 8 bis 10 Uhr sind die einzelnen Therapie-Sessions, die immer erst mit Übungen an Land beginnen, bevor Julia zur Delfin-Dame „Nubia“ ins Wasser darf. Die stupst und „küsst“ die Patientin genau an den Stellen, die am schlimmsten betroffen sind: am Bein und im Gesicht. Neben den Behandlungen bleibt aber für die Eheleute auch noch etwas Zeit, um einfach mal auf andere Gedanken zu kommen. Um einen Hauch von Unbeschwertheit zu verspüren – das kennt das Ehepaar seit Jahren nicht mehr. „Ich war schon so lange nicht mehr schwimmen. Das Wasser ist total salzhaltig. Man kommt sich vor, als würde man in einem Spaghetti-Topf liegen.“

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Die ersten Ängste genommen

In wissenschaftlichen Kreisen ist die Wirkung von Delfin-Therapien nicht unumstritten. Aber zahlreiche Beispiele belegen, dass der enge Umgang mit den Tieren bei Menschen sehr wohl etwas bewirkt, Ängste löst und die Koordinationsfähigkeit spürbar bessert. Wer heilt, hat Recht.

Schwimmen mit Delfinen

Seinen 31. Geburtstag kann Christopher Sauerwald nächste Woche mit seiner Frau im Zentrum für Delfintherapie und -forschung in Curacao (CDTC) feiern. Das weltweit führende Zentrum für delfingestützte Therapie, das coronabedingt erst seit 6. Juli wieder geöffnet hat, hat ihn eingeladen, mit den Tümmlern zu schwimmen. Sauerwald: „Das kann man nicht mehr toppen. Das ist das schönste Geschenk, das man bekommen kann.“

„Wir haben schon den ersten Erfolg. Als wir bei unserer Ankunft eine enge Brücke, deren Geländer nur aus einer Kette besteht, passieren mussten, kam ein Auto auf uns zu. Wir mussten ausweichen und Julia hatte Angst und war ganz verkrampft. Dieselbe Situation hatten wir drei Tage später wieder. Sie war ganz locker und sagte: Komisch, die Angst ist weg.“

Therapeutin „Nubia“

Auf Curaçao haben sich die Sauerwalds mit einer anderen Familie angefreundet, die auch eine Delfin-Therapie macht. „Es tröstet etwas, auch mal von anderen Schicksalen zu erfahren. Das Mädchen hat einen Gendefekt, ist von Geburt an gelähmt und die ganze Familie ist mit hier und blüht auf“, sagt Christopher Sauerwald. Er sei von vielen gefragt worden, mit welchen Erwartungen er denn eigentlich nach Curaçao fliege. „Ich hoffe einfach, dass sich irgendetwas verbessert. Egal was. Da sind unsere Wünsche sehr bescheiden.“

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Julia Sauerwald hat noch mehrere OPs vor sich: am Kiefer, an den Augen. Aber daran möchte sie jetzt ausnahmsweise einmal gar nicht denken. Wenn sie sich an Nubias Rückenflosse festhält und von ihr durchs Meerwasser ziehen lässt.