Bigge/Heubach. Geschafft: Trotz Corona und dank vieler Spenden aus dem Sauerland kann Julia Sauerwald ihre Delfintherapie auf Curaçao antreten.

Der 29. August ist im Kalender von Christopher und Julia Sauerwald rot umkringelt. Dieser Samstag ist für das Ehepaar ein besonderer Tag. An ihn und die folgenden zwei Wochen sind große Erwartungen und Hoffnungen geknüpft. Dass es Julia bald wieder besser geht. Dass ihre Genesung große Fortschritte macht, dass die schwimmenden Heiler helfen. Das Paar fliegt dann auf die Insel Curaçao, um eine Delfin-Therapie zu machen. Ermöglicht haben das auch zahlreiche Spender aus dem Hochsauerland.

Welle der Hilfsbereitschaft

Unsere Zeitung hat die Geschichte der beiden 30-Jährigen vor knapp einem Jahr erzählt und eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst. Die traurige, aber auch Mut machende Story der beiden beginnt 2016, als Christopher Sauerwald aus Bigge über das Internet seine Julia in der Nähe von Schwäbisch Gmünd in Baden Württemberg kennenlernt. Es funkt schnell zwischen dem Fachlageristen und der hübschen Studentin aus der Ukraine. Im Juli 2017 heiraten die beiden ganz romantisch auf einem Schloss, nisten sich in dem kleinen Dorf Heubach ein und sind glücklich. Aber schon im Oktober ändert sich alles. Julia klagt über Kopfschmerzen, Übelkeit und ein Flimmern vor den Augen. Schnell steht die ärztliche Diagnose fest: ein hühnereigroßer Tumor im Gehirn.

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Operation, halbseitige Lähmung, kein eigenständiges Atmen. Das Leben der jungen Frau ändert sich von heute auf morgen. Und auch das ihres Ehemannes. Aber beide kämpfen sich zurück in den Alltag, der fortan ein völlig anderer ist. Schritt für Schritt geht es bergauf und auch mal wieder bergab. Therapeuten raten der Frau zu einer Delfin-Therapie. Damit die Koordinationsfähigkeit besser wird, damit die Ängste weggehen, damit Julia wieder ganz Julia wird.

Mehr als 10.000 Euro

Der Hilfsverein „Delfin Nogli“ wird auf das Schicksal der beiden aufmerksam und sammelt Spenden, um diese Therapie zu ermöglichen. Binnen weniger Wochen kommen damals allein rund 10.000 Euro von 173 Spendern nur aus dem Sauerland zusammen. Weitere folgen. „Ihr seid verrückt“, ist Delfin-Nogli-Gründer Norbert Ilg damals überwältigt. Und jetzt?

Im August geht es los

In wenigen Wochen soll die Reise starten: „Wir haben noch keine Absage vom Reiseveranstalter, und bis vor wenigen Tagen aber auch noch keine Genehmigung von der Therapie-Einrichtung auf Curaçao. Das lag an Corona. Aber mittlerweile haben wir Post bekommen. Wir können starten“, freut sich Christopher Sauerwald.

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Optimismus ist die Stärke der beiden. Körperlich gehe es seiner Frau langsam etwas besser, aber psychisch sei die Situation eher bescheiden. Auch bei ihm. Nach einem Job-Verlust kümmert er sich nun vermehrt um die Dinge zu Hause, um Schriftkram mit Behörden und Krankenkassen. Eigentlich sollte seine Frau schon längst zwei neue Kiefergelenke bekommen haben. Mühsam ist das Paar mit der Bahn zu Voruntersuchungen aus dem Schwaben- ins Münsterland gereist, wo der Eingriff für die Ärzte eigentlich eine zwingende Notwendigkeit und die Genehmigung eine Formsache war.

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Aber das Placet der Kostenträger stehe immer noch aus, so Sauerwald. Ohne neue Kiefergelenke bleibt es bei der Ernährung über die Sonde und ohne wird es auch nichts mit einer deutlicheren Artikulation und einer Verbesserung des Sprechens. Sauerwald: „Davon hängt so viel Lebensqualität ab.“ Auch eine Augen-OP musste verschoben werden, weil erst die „Baustelle“ Kiefer angegangen werden muss.

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Große Erwartungen

Die Sauerwalds versprechen sich viel von der Therapie auf Curaçao: „Meine Frau kann sich gut auf Tiere einlassen und wir haben schon so viel Positives gehört. Sie wird auch danach nicht auf dem Tisch tanzen können, aber wir hoffen, dass sich die Situation doch erheblich verbessert, dass die Reflexe schneller werden und die Unruhe verschwindet.“

Weitere Hilfe

Schon einmal haben die Leser unserer Zeitung einem kranken Menschen eine Delfin-Therapie ermöglicht. Es ging um Alena Baum aus Bleiwäsche, deren Leben nach einer Hirnblutung am seidenen Fädchen hing.

Auch sie war auf Curacao und berichtete von erstaunlichen Verbesserungen, die sich nach der Therapie eingestellt hatten.

Alena und ihre Familie möchten noch einmal eine Therapie machen. Wer sie unterstützen möchte, kann so spenden: „Schützen helfen“, Konto: DE 154726 1603 0135 3502 00 bei der Volksbank Brilon-Büren, Salzkotten, Stichwort: „Alena Baum, Delfintherapie“.

Corona hat den Tagesablauf des Paares bislang nicht durcheinander gebracht. Die Therapeuten seien froh gewesen, dass sie wenigstens mit Julia zusammenarbeiten konnten. „Inzwischen sind daraus sowieso schon richtige Freundschaften entstanden.“

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Der berühmte Angela-Merkel-Satz „Wir schaffen das“ ist und bleibt das Lebensmotto von Julia und Christopher Sauerwald. Auch wenn die Belastung für beide manchmal bis an die Grenzen geht und die berühmten kleinen Tropfen das Fass des gemeinsamen Zusammenlebens und -leidens zum Überlaufen bringen können. „Es muss und wird irgendwie weitergehen“, sagt der 30-Jährige.

Grüße an die Heimat

Ihnen ist klar, dass sie kurz vor der Reise einen Corona-Test machen lassen müssen. Aber dann geht es hoffentlich via Frankfurt und Amsterdam auf die Karibikinsel - zu den Delfinen und einem weiteren Schritt zurück in ein normales Leben. „Sagen Sie den Menschen im Sauerland noch einmal herzlichen Dank für die große Unterstützung. Ich lebe jetzt zwar in Baden-Württemberg, aber mein Herz schlägt für das Sauerland“, sagt Christopher Sauerwald. Ist hiermit geschehen!