Bigge/Heubach. Die Sauerländer haben ein großes Herz und viel Geld gespendet. Damit rückt für Julia Sauerwald eine Delfintherapie in greifbare Nähe.

So etwas hat Norbert Ilg noch nicht erlebt. Vor neuneinhalb Jahren hat er im Baden-Württembergischen Ostalbkreis den Hilfsverein „Delfin Nogli“ gegründet, der behinderte und bedürftige Menschen unterstützt. 1,2 Millionen Euro sind seitdem zusammengekommen. „Aber Eure Spendenbereitschaft dort oben im Sauerland – die hat uns tief beeindruckt“, sagt er.

An Hirntumor erkrankt

Zwei seiner Schützlinge sind Christopher und Julia Sauerwald. Über das Schicksal und die Willensstärke des gebürtigen Biggers und seiner Frau aus der Ukraine haben wir berichtet. Die 29-Jährige erkrankte an einem Hirntumor. OP und die Folgen der Krankheit haben das Leben der beiden völlig auf den Kopf gestellt – aber nicht ihre Liebe zueinander erschüttert. Um eine Delfin-Therapie zu ermöglichen, haben allein 173 Spender aus dem Hochsauerland über 10.000 Euro gespendet. Die Behandlung ist gesichert.

„Meine Frau und ich möchte uns ganz herzlich für die vielen Spenden bedanken – das hätte ich nicht für möglich gehalten“, sagt Christopher Sauerwald. Das meiste ging direkt beim Konto des Hilfsvereins ein. „Aber auch bei meiner Oma zu Hause im Sauerland wurden Briefumschläge mit Geld abgeben“, berichtet der 29-Jährige.

10.000 Euro gespendet

Viel hat sich seit der Berichterstattung in unserer Zeitung getan. U. a. mit Unterstützung seines Chefs hat die junge Familie eine neue Wohnung bezogen, in der es einen Aufzug gibt. Christopher muss seine Frau nun nicht mehr die Treppe hoch und runter tragen. Vor allem ist das neue Zuhause in unmittelbarer Nähe zur Arbeitsstelle. Das Fernsehen war bei den beiden und hat über ihr Schicksal berichtet. Noch einmal haben die Sauerwalds erzählt, wie sie sich über das Internet kennengelernt haben. Wie Christopher jedes Wochenende die 435 Kilometer von Bigge nach Heubach gefahren ist. Wie sie ihn bei zwei Heiratsanträgen abblitzen ließ und erst beim dritten „Ja“ sagte. Von der Hochzeit am 20. Juli 2017 in einem Schloss haben sie erzählt und von jenem Tag im Oktober, als sich höllische Kopfschmerzen als Hirntumor entpuppten, der entfernt werden musste.

Spontane Waffelback-Aktion in Brilon

Beispielhaft für die Spendenbereitschaft der Sauerländer ist die Aktion von Lena Diekmann aus „Lena’s Deko Stübchen“ in Brilon. Als sie die Geschichte von Christopher und Julia Sauerwald in der WP gelesen hatte, war sie so ergriffen, dass sie spontan Geld spenden wollte. Aber dann kam ihr nachts eine andere Idee: Sie sprach Freunde und ihre Kinder an und organisierte spontan zum Altstadtfest in Brilon eine Waffelback-Aktion.

438,19 Euro kamen dabei zusammen. Der Betrag wurde für Julia Sauerwald gespendet.

Lena Diekmann: „Danke, an alle die teilgenommen oder gespendet haben. Wir wünschen Julia gute Besserung!“

Infos über den Hilfsverein findet man im Internet unter www.delfin-nogli.de

Seitdem ist Julia Sauerwald auf Hilfe angewiesen. „Wenn sie schon mal eigenständig einen Joghurt schlucken könnte, wären wir einen riesigen Schritt weiter. Aber wir denken in puncto Genesung in kleinen Etappen – nicht in Monaten sondern in Jahren“, sagt der 29-Jährige. Das Schlucken bereitet nach wie vor Schwierigkeiten. Viele Therapien sind nötig; allein dreimal pro Woche kommt ein Logopäde. Die Koordinationsfähigkeit werde immer besser, aber seine Frau habe unterbewusste Ängste, die Bewegungsblockaden auslösen, so der Ehemann. Von der Delfin-Therapie, die vermutlich auf Curaçao stattfinden wird, versprechen sich beide große Fortschritte. „Es gibt schon Tage, an denen ich alles an die Wand werfen könnte“, gesteht der Sauerländer. Aber die Liebe zu seiner Frau und deren Willensstärke helfen auch ihm über dunkle Stunden hinweg.

Svetlana Normann, Lena Diekmann und  Christel Ruhrig (von links) haben Waffeln für einen guten Zweck gebacken.  
Svetlana Normann, Lena Diekmann und  Christel Ruhrig (von links) haben Waffeln für einen guten Zweck gebacken.   © wp | privat

Immer neue Ziele stecken

Sich immer neue Ziele stecken und seien sie auch noch so klein – das ist eine Devise der beiden. Um das ganze Geschehen zu verarbeiten, wollen sie sogar ein Buch über sich schreiben. „Ein Verlag hat sich bei uns gemeldet. 180 Seiten haben wir schon zusammen. Es beginnt mit der Krankheit. Einiges weiß auch Julia nicht mehr. Ab der OP fehlen ihr etwa vier Wochen an Erinnerung.“ Und weil das Gesicht der hübschen jungen Frau durch den Eingriff entstellt wurde, besteht der Kontakt zu einer Fachklinik in Münster.

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Norbert Ilg und sein Hilfsverein Delfin Nogli werden die Familie weiter unterstützen. „Wir haben Kinder und Familien, denen wir seit sieben Jahren helfen. Wir lassen die Menschen auch nach solchen Spendenaufrufen nicht im Stich.“ Ein Auto würde den Sauerwalds den Alltag wesentlich erleichtern. Aber das ist das nächste Kapitel in der Geschichte um ein junges Paar, das eine schwere Krankheit nicht auseinanderbringen kann.

Spenden-Betreff „Julia Sauerwald“: Kreissparkasse Ostalb, DE83 6145 0050 1000 5401 05 oder Bank Ostalb: DE80 6149 0150 1113 5090 07